Ein Ein-Mann-Revuele

Zum 300sten Geburtstag von Sebastian Sailer
„Wer G’sichter macht sauer wia Essig, ond wäred dia G’schpäß no so gschpässig, wean guatmüatigs Lache bloß traurig ka‘ macha, dr’sell ischt a trauriger G’sell. Ma‘ ka doch et älleweil flenna, ma‘ muaß doch au luschtig sei kenna…“

Wie „genial“ schon vor ogfähr drei Jahrhunderten im schwäbischen Raum – und im heimischen Dialekt – gedichtet und gedacht wurde, zeigt die Komödie des Pfarrers, Chorherrs und Dichters Sebastian Sailer. „Die schwäbische Schöpfung“ gilt als das unübertroffene Meisterwerk Sailers und versetzt auf liebevolle und bildkräftige, wenn auch für damalige Verhältnisse derbe Weise die biblische Schöpfungsgeschichte um Adam und Eva in die Welt oberschwäbischer Bauern.

Sebastian Sailer (geb. 12.02.1714, gest. 07.03.1777) trat bereits als Schüler ins Prämonstratenserkloster Obermarchtal ein und wurde 1738 zum Priester geweiht. Im Gegensatz zu seinen Amtsbrüdern galt er als einer der populärsten Schwaben seiner Zeit. 1743 wurde im Kloster Schussenried sein Singspiel unter dem Titel „Schöpfung der ersten Menschen, der Sündenfall und dessen Strafe“ von ihm selbst uraufgeführt. Nachdem wir (das Theater Lindenhof) die Komödie bereits vor einem guten Jahrzehnt auf die Bühne brachten, mit Berthold B. als Adam, wagt er sich nun erneut an das Singspiel als Ein-Mann-Revuele.

„Man hat Gerhart Hauptmann zuliebe schlesisch, Fritz Reuter zuliebe plattdeutsch und Ludwig Thoma zuliebe oberbayrisch gelernt, man müßte diesem prachtvollen Sailer zuliebe auch oberschwäbisch lernen.“ (Wilhelm Schussen: Zwischen Donau und Bodensee. Tübingen 1924.)

Infos


Szenische Einrichtung: Dietlinde Ellsässer
Musik: Michael Kessler

Pressestimmen

  • "Als eines dieser kleinen, feinen Solostücke feierte das "Ein-Mann-Revuele" in der Melchinger Scheune Premiere. Biesinger markiert mit wenigen leicht kabarettistischen Veränderungen der Körperhaltung Gottvater, Adam, Eva und den Engel . Konzentration ist schon gefordert, um den gereimten Versen im herben Dialekt und mit Ausdrücken, die kaum noch jemand kennt, zu folgen. Aber Lieder schaffen Atempausen - und Biesinger singt ausgezeichnet. Dazu kommt so manches Spiel mit dem Text: Aufzählungen werden immer wieder als Rap inszeniert oder auch mal psalmodierend dargeboten."
    Reutlinger General-Anzeiger
  • "Aus einem Pflichttermin, dem 300. Geburtstag Sebastian Sailers, hat Berthold Biesinger eine beachtliche Kür gemacht. Das Urgestein der Lindenhoftruppe ist mit seiner Bühnenpräsenz und Dialektverliebtheit der Richtige für diese gelungene Ein-Mann-Revue. Biesinger schlüpft abwechselnd in die Rollen von Gottvater, Adam und Eva. Und er fällt immer wieder aus ihnen heraus. Dann steht er neben der Handlung, kommentiert sie, persifliert sie und bringt seine Zuschauer nicht nur wegen des Dialekts, sondern auch mit perfekt eingesetzter Körpersprache zum Lachen. "
    Schwarzwälder Bote
  • "Der Verständlichkeit und dem dramatischen Drive kommt die strukturierende Bündelung einzelner Passagen zu kleinen Nummern zugute, wie Biesinger sie taktstampfend als Poetryslam á la 1743 präsentiert. So entsteht ein Abend, dessen Stärke es gerade ist, dass leichtes Possenspiel und kleinmalendes Heimatkolorit durch den zeitlichen Abstand und das große biblische Thema etwas Schweres hinzugewinnen."
    Schwäbisches Tagblatt
  • "Biesinger gibt alles und holt aus der Schöpfung das bestmögliche heraus: Er hat sich ein feines Apfelhemdle angezogen und singt, spielt und rappt sich mit schwäbisch-rustikaler Geschmeidigkeit durch Paradies, wirft die sündigen Äpfel ins Publikum oder lässt es den Esel machen."
    Hohenzollerische Zeitung