„Ich glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich gewohnt, mit den Formeln der Wahrscheinlichkeit zu rechnen“ – so beschreibt Walter Faber in einem klaren Satz sich und seine Welt. Und dann, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, begegnet er dem Unvorhersehbaren, das seine Welt, seine Gefühle und seinen Verstand verwirrt: Durch eine Kette von Zufällen begegnet er der jungen Sabeth. Ausgerechnet sie, die ihn an seine Jugendliebe Hanna erinnert, wird zu seinem Schicksal. Er verliebt sich und beginnt mit ihr eine Reise durch Europa. Er ahnt, was er nicht wissen will: dass sie seine Tochter ist. Doch dann stirbt Sabeth und ihr überraschender Tod erschüttert Fabers Weltbild. Er scheitert an der Unberechenbarkeit des Lebens, das ihn mit seiner Schuld und mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert.
Die Theater-Lindenhof-Inszenierung hält sich dicht an den Originaltext und konzentriert sich auf die Innenwelt Fabers, in die der Zufall, das Unvorhergesehene eindringt. Rückblickend erzählt Walter Faber (Sebastian Schäfer) die Chronologie der Ereignisse. Durch die Stimmen der anderen Figuren (Cornelius Nieden, Kathrin Kestler), die ihn entlarven, sein verfehltes Leben aufdecken und ihn unbarmherzig durch die letzten Monate seines Lebens treiben, wird die Diskrepanz zwischen Fabers Selbstsicht und der Wirklichkeit dem Zuschauer vor Augen geführt. Diesem Erkenntnisprozess haften – aller Tragik zum Trotz – zuweilen auch sehr komische Züge an. Die inneren Stimmen lassen den Techniker schließlich verstummen und führen den Menschen Walter Faber zur Annahme seines Schicksals.
Pressestimmen
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Es fällt einem schwer, von dieser Homo-Faber-Inszenierung nicht restlos begeistert zu sein. Wie die drei Schauspieler untereinander und in dem Bühnenbild agieren, wie geschickt eingesetzte Beleuchtung, Musik und Audioprojektionen zusammenwirken und wie die Melchinger es wieder schaffen, mit bescheidensten Mitteln und der Phantasie des Publikums zu spielen, Assoziationen zu wecken und Aha-Erlebnisse auszulösen: Respekt!
Schwarzwälder Bote
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Nicht nur das Bühnenbild mit beweglichen Spiegelglas-Elementen und die herangezoomten Video-Projektionen sorgen für Staunen, auch die Bühnenfassung selbst - als Darsteller eine Frau, zwei Männer - ist ungewöhnlich. Indem er den eng an Frischs Roman angelehnten Text nicht in bemühte Spielszenen auflöst, liefert Regisseur Christof Küster eine ganz eigene Interpretation ab. Im Verbund mit Dramaturgin Barbara Brandhuber und Ausstatterin Maria Martinez Peña entwirft er eine fatale Begegnung auf dem Laufsteg des Lebens. Während Moumouris die Hauptfigur Faber mit entlarvender Gefühlskälte spielt, schlüpfen Kathrin Kestler und Reinhard Froboess in alle anderen Rollen sowie auch Fabers innere Stimmen, die sein Tun kommentieren. Wer bisher mit diesem Stoff nichts anzufangen wusste, sollte sich die Inszenierung von Christof Küster nicht entgehen lassen.
Hohenzollerische Zeitung
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Regisseur Christof Küster versucht in seiner selbst erstellten Drei-Personen-Fassung möglichst viel vom Roman-Charakter zu erhalten. Reinhard Froboess und Kathrin Kestler spielen nicht nur all die Figuren, denen Oliver Moumouris als Walter Faber auf seiner Reise zur Erkenntnis begegnet, sondern hüpfen auch in die Erzählerrolle. Küster lässt die drei Darsteller auf einer fast leeren Bühne agieren. Nur eine Reihe beweglicher Stahlrahmen mit Plexiglasscheiben erlaubt immer neue Gliederungen des Raums. Sie verbildlichen auch das Technoide von Fabers Weltsicht und stehen gleichzeitig für eine (Durch-)Blick auf ein Dahinter. Video-Ebene, Erzähler-Kommentare und Hintergrundmusik verbinden die puren Szenen in einen süffigen Strom des Erzählens. Amüsant, ironisch und oft geradezu leichtfüßig wogt das Geschehen dahin - bis es umso heftiger ins Tragische kippt. Eine spannende und überzeugende Umsetzung dieser Reise in die Desillusionierung.
Reutlinger General-Anzeiger