Von Edith Ehrhardt nach dem Film von Andreas Geiger
Andreas erbt in seinem Heimatdorf von seinem Großvater eine Wiese mitsamt einer Hütte. Doch bald muss er feststellen, dass die Hälfte der am Waldrand gelegenen Hütte gar nicht auf seinem Grundstück steht. Da hat sich der Großvater vor 80 Jahren beim Hüttenbau wohl um vier Meter vertan. Das wäre alles kein Problem, hätte den angrenzenden großen Gemeindewald nicht ein reicher Unternehmer gekauft, um daraus sein privates Jagdgebiet zu machen. Für Andreas beginnt ein Kampf gegen die Macht des Geldes, Besitzanspruch, Gesetzgebung und Behördenapparat. Weder das Bauamt, die Justiz, der Bürgermeister, der Stammtisch oder die Kirche haben Ideen, wie man zu einer einvernehmlichen Lösung finden und damit die Hütte erhalten könnte. Am Ende droht der Abriss, doch Andreas ist erfinderisch und gibt nicht auf.
Pointiert komödiantisch und mit schwäbischem Knitz wird eine aktuelle Geschichte über „Land grabbing“ im Kleinen erzählt.
Podcast
Vor der Premiere haben wir mit der Regisseurin Edith Ehrhardt über die Bühnenfassung des Dokumentarfilms gesprochen.
Audio-PlayerInfos
Es spielen: Berthold Biesinger, Hannah Im Hof, Rino Hosennen, Linda Schlepps, Luca Zahn
Regie: Edith Ehrhardt
Dramaturgie: Franz Xaver Ott
Musik: Julia Klomfass
Bühne & Kostüme: Barbara Fumian
Regieassistenz:Beate Duvenhorst
Regie-Hospitanz: Leif Heinz
Premiere: 7. Februar 2025
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Pressestimmen
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Endlich wieder eine Komödie mit regionalem Flair am Theater Lindenhof! Wenn auch eine mit tiefschwarzen Rändern. In dem Stück zutage tritt der bürokratische Irrsinn, aber zugleich auch die bockbeinige schwäbische Mentalität, die dagegen antritt: Was der Opa gebaut hat, das gibt man nicht wieder her! Das Stück ist hervorragend inszeniert, steckt voller kurioser Regieeinfälle, die es kurzweilig machen. Es gibt viel zu lachen. Herausragend Berthold Biesinger, der unter anderem den Vater von Andreas verkörpert, einen pragmatischen schwäbischen Schaffer, und der dann wieder in der nächsten Szene die Gestalt eines Dorfschlaules annimmt; einem Typen, dem man in vielen Ortschaften begegnen dürfte. Das überregionale Publikum war begeistert, schüttelte die Köpfe, wenn sich eine neue Amtsverdrehung einstellte und alles was Andreas erreicht zu haben glaubte, wieder ad absurdum geführt wurde. Man hätte gerne gewusst, ob die Zuschauer lachten, weil sie das, was da dargestellt wurde, für einen auf die Spitze getriebenen Klamauk hielten. Burladinger Hüttenbesitzer, hätten da etwas anderes zu erzählen gehabt. Ihnen wäre die Geschichte sehr realitätsnah vorgekommen. (Matthias Badura)
Hohenzollerische Zeitung, 11.02.2025
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„Auch wenn man aus professionellen Gründen draufschaut, muss man attestieren, dass den Lindenhöflern da was klein-fein Besonderes gelungen ist. Einerseits ein modernes, knitzes schwäbisches Volksstück mit viel Humor und Schwabenidentität, Heimatgefühl und ländlichem Raum, andererseits ein davon ableitbarer, dörfliche Grenzen sprengender, politischer Zeitkommentar. War das nicht immer schon Lindenhof-Kernkompetenz? Apropos: Nie war Berthold Biesinger so wertvoll. Es mag im Skript Andreas Geigers stehen, aber was Biesinger, on als Bürgermeister oder als Andreas’ Vater, da an schwäbischem Bruddler-Idiom raushaut – großartig. Edith Ehrhardt arbeitet mit Signalen, bedient sich manchmal kleiner lustiger Illusionsbrecher. „Halbe Hütte“ schert so aus dem konventionell naturalistischen Volkstheater aus und kann sich eben deshalb gefahrlos und genüsslich vieler Elemente dieses Genres bedienen. Am Ende – so viel sei verraten – wird die Kunst eine wichtige Rolle spielen. Das tut sie ja sowieso, indem sie aus diesem Fall einen Film und nun ein Theaterstück machte – das richtig nett ist.“ (Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 11.02.2025
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„Halbe Hütte“, das neue Stück am Theater Lindenhof, könnte großes Identifikationspotenzial für ein ländliches Publikum besitzen, denn die Hütte - das erfährt man auch im Stück – ist dem Schwaben heilig. Aber „Halbe Hütte ist mehr als ein Dorfschwank. Regisseurin Edith Ehrhardt bringt mit ihrer „modernen Face“ einen Dokumentarfilm aus dem Jahr 2018 auf die Bühne. Dort entwickelt sich das Stück, dank der überschäumenden Spielfreude und dem Einfallsreichtum des Ensembles zu einem sehr unterhaltsamen Rundumschlag durch ländliche Befindlichkeiten und Klischees, vollgepackt mit kuriosen Gestalten […]. Sehr eng an den Dialogen des Films, verrät Edith Ehrhardt, habe sie sich gehalten. Um ihn zu bewahren, nahm sie die eine oder andere Länge in Kauf. Das Melchinger Ensemble geht mit komödiantischem Furor gegen diese Leere an – und siegt. Hannah Im Hof, Linda Schlepps, Berthold Biesinger und Rino Hosennen spielen jeweils sieben bis neun Rollen, wechseln beständig die Kostüme, Gesichter, musizieren, lassen mit gelegentlichem Gackern, Schnauben und Krähen höchst agil den Rest der Dorfbevölkerung auftreten. Und alle sprechen sie auf ihre eigene Weise, sind ganz authentisch. (Thomas Morawitzky)
Reutlinger Generalanzeiger, 10.02.2025