von William Shakespeare
Übersetzung & Fassung von Christoph Biermeier und Georg Kistner
Waldherrscher Oberon ist wegen fortdauernder Streitigkeiten mit seiner Elfenkönigin Titania verreist und so wird sein Narr Puck zum Strippenzieher des Spiels. Er macht sich einen Riesenspaß daraus, mit dem Saft der Zauberblume zwischen den Liebenden Hermia, Lysander, Helena und Demetrius ein einzigartiges Verwirrspiel anzustiften. Aber nicht nur mit ihnen treibt er seinen Schabernack, sondern auch mit einer Handwerkertruppe, die im Auftrag des Herzogs ein Schauspiel auf die Bühne bringen soll – für die Gruppe eine schier unlösbare Aufgabe, die gewitzte Lösungen braucht. Nicht einmal vor der Elfenkönigin Titania macht Puck halt. Auch ihr träufelt er den Trank ins Auge, der sie dazu bringt, dem nächstbesten Wesen in Liebe sich hinzugeben. Es ist der Handwerker Zettel, der gerade noch großes im Schauspiel vorhatte, aber ebenfalls von Puck verwandelt nun Titania verfällt. Und so verstricken sich die Ebenen des Spiels und entspinnt sich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Welch eine Nacht!
Shakespeares »Sommernachtstraum« spielt auf wunderbar fantastische Weise mit den Wünschen und Sehnsüchten an die Liebe.
Es spielen: Sabine Christiane Dotzer, Hannah Im Hof, Rino Hosennen, Bernhard Hurm, Linda Schlepps, Carola Schwelien, Franz Xaver Ott, Luca Zahn ,
Regie: Christoph Biermeier
Dramaturgie: Georg Kistner
Bühne & Kostüme: Claudia Rüll Calame-Rosset
Musik. Leitung: Thomas Unruh
Regieassistenz: Beate Duvenhorst
Regiehospitanz: Lilia Unger
Fotos: Richard Becker
Premiere: 26. Juli 2023, Balingen – Gartenschau
Indoor-Premiere: Mi. 20. September, 19:30 Uhr, Pausa-Bogenhalle, Mössingen
Pressestimmen
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Woyzeck ist der Urtyp des Sozialdramas. Das macht das Stück bis heute zu einem der meistgespielten Klassiker der Moderne. Dem Theater Lindenhof gelingt es, Woyzeck geschickt in die Gegenwart zu übertragen. Regisseurin Edith Ehrhardt zeichnet das Bild eines sich in Verschwörungstheorien verzettelnden Subjekts, wie es auch auf sich radikalisierende Islamisten oder Rechtsextremisten zutreffen kann. Ein Opfer wird zum Täter und Marie wird von Woyzeck zum Opfer gemacht. Einen großen Anteil am Gelingen der Inszenierung hat Theaterkomponistin Julia Klomfaß, die mit viel Rhythmik und sphärischen Klängen das Drama mit einem spannenden und klanglich fesselnden Soundtrack unterlegt hat. In ihrer komprimierten Inszenierung genügten der Regisseurin drei Schauspielende für die rund ein Dutzend Rollen. Bis auf Marie wurden alle Rollen von allen drei Darstellern alternierend gespielt. Die Entpersonalisierung verlagerte auch den Blick weg von der Person hin auf die Sache und die Verallgemeinerung. Nur Marie blieb als Figur im Fokus.
Beverunger Rundschau, 11.11.2024
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Sie umkreisen sich, schmeicheln einander, versuchen sich zu öffnen. Ihm fällt es schwer, mit negativen Gefühlen zu ihr zu kommen. Hosennen sinniert über den Umgang mit Gefühlen und deren gesellschaftliche Sanktionierung. Letztlich wissen sie auch nach drei Jahren noch nicht, wie Liebe geht – denn dafür braucht man ein ganzes Leben, und auch im Alter bleibt man oft ratlos. Rollenerwartungen, die Eingebundenheit in gesellschaftliche Zwänge, die Mauer im eigenen Ich, die Hoffnung, die Welt verändern zu können, wie man sich frei fühlen kann – es sind große Fragen, die in diesem etwa einstündigen Bühnenstück verhandelt werden. Letztlich ist die Liebe so etwas wie ein Sprung ins kalte Wasser . (Matthias Reichert)
Schwäbisches Tagblatt, 05.11.2024
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Es ist ein Stück von exemplarischer Offenheit, sehr persönlich, umgesetzt mit großem Engagement. Sophie Eglin und Rino Hosennen bringen alles auf die Bühne: die Hoffnung, die Schwärmerei, die Krisen, die Wut, die Selbstaufgabe, die Erschöpfung, die Unsicherheit, die Sprachlosigkeit, die schiere Überwältigung durch das Gefühl. Dazu braucht es Mut. „What is Love?“ ist keine Paartherapie, sondern die Erkundung eines großen Feldes. Die Zuschauer müssen sich mitunter betroffen fühlen, denn was die Schauspieler, die sich selbst spielen, aussprechen, gilt für alle. Deshalb ist es komisch, nachvollziehbar und anrührend. (Thomas Morawitzky)
Reutlinger Generalanzeiger, 26.10.2024
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Für Comedy ist das viel zu poetisch, für Kabarett viel zu philosophisch und für Hochdeutsche natürlich viel zu schwäbisch – obwohl man auch das Oettinger’sche Honoratioren-Schwäbisch beherrscht oder gar den englischen Neusprech all der Wichtigtuer und hier und da Häppchen von Hochsprache einflicht. Sie stehen auf den starken Schultern eines Sebastian Blau oder eines Thaddäus Troll, vielleicht auch eines Willy Reichert oder anderer Texter, und schauen auf „ihr Sach“ herab, ihre so grobe und derbe wie feine und zarte Sprache, auch auf die Lebensart der Schwaben samt allen ihren gewiss nicht nur frei erfundenen Schrullen und Klischees. Von „d’r Alb ra“ schauen sie mit stillem Stolz auch in die Ebene, auf die Niederungen der weiten Welt herab, auf den „halben Globus“, der sich um die unverrückbare Achse der Heimat dreht. Übermütig abgedreht kommt eine Wortspielerei um die „Henna do henna“ und ihren „Gockeler do dussa“ daher, fast sentimental besingen sie die rauh verschneite Alb und die Wonnen des warmen Federbetts, das Schätzle im Arm, in einem „Winterlied“. Und der hohl eitle Heimatdichter Schäfer wird mit seiner „Ode an den Wald“ oder seiner absolut wortgetreuen Übertragung von Schillers „Glocke“ ohne viel Federlesens und ohne große Worte abgefertigt, ganz lakonisch, ja geradezu maulfaul treffsicher. Mit einem Appell an den Mut zum Faulenzen bei all dem Schaffen und Sparen, zum „au no lääba!“ zwecks dem letzten „Hemmad“, dem bekanntlich die Taschen fehlen, beschließt das Duo unter höchst spendablem Beifall die erste Hälfte. Ein paar gebrochene Idyllen um Schleichwege, Feldkreuze und Herbstnachmittage zeigen nach der Pause den ganzen Reichtum, die Nuancen, Farben, Schattierungen und die Melodik des Dialekts. Dem Duckmäuser wird ein Denkmal gesetzt, und selbstverständlich geht es auch mal robust und gröber zur Sache. Nicht einmal bruddelnd oder scheltend, sondern manchmal auch in schierer schwäbischer Daseinsfreude: „an Granada-Schlag Spätzle mit on ohne Soß‘ uff oin Schlag – obacha!“ (Martin Bernklau) Online abrufbar: cul-tu-re.de
Cul-tu-re.de, 8.9.2024
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Robert und Josef, wie die Bühnenfiguren heißen, tauschen sich beim durchsichtigen, zuletzt grünen Most über Wehwehchen aus und kommentieren hintersinnig die Zeitläufe. Sie sinnieren darüber, dass der Dialekt bereits auf dem Rathaus angekommen sei. Liebevoll zerpflückt das Duo französische Lehnwörter wie Trottoir und Souterrain. Schwäbische Erfindungen werden gewürdigt, Geistesblitze prasseln ohne Verhaspler. Es wird zitiert und gesungen: Texte und Szenen von Manfred Hepperle, Helmut Pfisterer, Sebastian Blau. Ein herzerwärmendes „Winterlied eines schwäbischen Bauernjungen“, im zweiten Teil eine Moritat vom Feldkreuz. Die beiden Erzkomödianten spaßen über schwäbische Ordnungsliebe, über „Sotte und Sotte“, zitieren Unsinns-Poesie herbei. Nach einem finalen Schwabenrap Arm in Arm zum Mitsingen erklatscht sich das Publikum eine Zugabe. (Matthias Reichert)
Schwäbisches Tagblatt, 10.09.2024
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„Die Schwaben wussten schon immer, dass im Orgeln ihrer Nasale und im Brodeln ihrer Konsonanten eine tiefere Wahrheit verborgen liegt. Diese herauszukitzeln, war von Anfang an eine Kernkompetenz der Lindenhöfler. Bernhard Hurm und Uwe Zellmer haben diese Kunst als Duo zum Kult erhoben. Später waren Hurm und Berthold Biesinger die pointenstarken Pfadfinder durch den Dschungel des Südwestidioms. (..) Es blieben wenige Augen trocken bei der Premiere am Samstagabend in der Melchinger Theaterscheuer. Nicht nur die T-Shirts sind knallfarbig – grün für Biesinger alias Joseph, Pink für Hurm alias Robert. Auch sonst ist das Programm in der szenischen Einrichtung von Gerd Plankenhorn witzig, bunt, skurril. Das Alberne und das Tiefsinnige sind dabei oft zwei Seiten derselben Medaille. Genau dafür sind die Spitzfindigkeiten des schwäbischen Dialekts der richtige Türöffner. (…) Schwäbisch kann auch eine ganz eigene Poesie entfalten. Oder garstig satirisch sein. Die beiden Mimen geben alles, um Witz und Sprachkomik des Schwabentums zu entfalten. Bis hin zur akrobatischen Yoga-Übung auf dem Wirtshaushocker. Die Texte, Lieder und Szenen von Sebastian Blau bis Walle Sayer, von Helmut Pfisterer bis Uli Keuler, Manfred Hepperle, Peter Schlack und Andrea Noll – sie wirken frischer denn je. (Armin Knauer)
Reutlinger Generalanzeiger, 10.09.2024
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Dizzy Krisch holte sich mit Dieter Schumacher (dr) und Jochen Feucht (fl, ss) 2 Musiker an Bord, die sich ganz in den Dienst der Lyrik stellen konnten, die von Bernhard Hurm, einem Schauspieler des Theaters Lindenhof vorgetragen wurde. Entstanden ist eine Live-Collage aus Musik, Sprache und Sounds. Eine Fähre, die Zeiten und Räume durchmisst. Rhein, Donau, Neckar und Garonne werden zu Symbolen für Leben, Begegnung, für Miteinander und Überwindung von Grenzen. Sprachlich keine leichte Kost mit der sich die Besucher auseinanderzusetzen hatten, waren Hölderlins Gedanken vor über 250 Jahren schon alles andere als Mainstream. Der Dichter verhielt sich bisweilen sehr befremdlich und in geradezu schauspielerischer Weise „verrückt“, was ihm ärztlicherseits auch attestiert wurde. In Sprache, Mimik und Gestik Hurms blitzte das auch immer wieder eindrucksvoll durch. Schumacher arbeitete effektvoll mit allerlei perkussivem Material, das Vibraphon produzierte passgenaue Klangflächen oder rasende Soli, wo sie angezeigt waren. Feucht umspielte die Texte vorwiegend mit Querflöte oder griff zum Sopransaxophon, mit dem er strahlende Glanzpunkte setzte. Rainer Ortag, Online abrufbar: https://www.jazzreportagen.com/
www.jazzreportagen.com, 24.05.2024
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„Good night. All right“ verknüpft eine Krankengeschichte, ein Einzelschicksal, mit dem Flug der Boeing 777 Malaysia Airlines, die am 8. März 2024 spurlos über dem Indischen Ozean verschwand. Die Parallelen wurden schnell deutlich. Das ist neben dem Ablauf der Geschehnisse vor allem die Parallelität der Gefühle der Angehörigen, die sich mit dem Unausweichlichen auseinandersetzen müssen. Die Autorin schöpft hier aus ihrer Familiengeschichte, weshalb es ihr gelingt, authentisch zu erzählen, wie man es als Betroffener erlebt, wenn sich ein geliebter Mensch unter dem zunehmenden Eindruck der Demenz verändert. Es geht, um es deutlich zu machen, nicht um Entsetzen, das Stück, das zwar sehr wohl vom Entsetzen erzählt, malt keinen Horror. Die Szenen sind packend, spannend, aber ebenso anrührend. Sie bekümmern, machen traurig, erreichen jedoch, dass sich der Zuschauer das „Schwierige Thema“ ins Bewusstsein holt und sich Fragen stellt: Wie gehe ich damit um, wie behandle ich einen Demenzkranken, wie würde ich selbst behandelt werden wollen? Auf der Bühne überzeugend als Personal der Luftüberwachung und als Familie: Linda Schlepps, Hannah Im Hof, Luca Zahn und Rino Hosennen. In Videoeinspielungen agieren Carola Schwelien und Bernhard Hurm. Hurm beeindruckend in seiner Wut, in seiner Verzweiflung und seiner Abgeklärtheit. Der Flug ins Bewusstsein und in menschliche Seelenzustände vergeht, darf versichert werden, sehr schnell. (Matthias Badura)
Hohenzollerische Zeitung / Schwäbisches Tagblatt, 14. Mai 2024
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Rüll gelingt eine eindringliche Inszenierung, in der Haugs Worte den Zuschauer mit rhythmischer Leichtigkeit und emotionalem Gewicht treffen. (…) Im Gegensatz zu Haugs Inszenierung, in der der Text 'stumm' projiziert wird, lässt Rüll die Worte nahezu ungekürzt sprechen: von einem vierköpfigen Ensemble, die Kinder des Vaters, die als sachliche Referenten berichten, als Erinnernde erzählen, poetisieren oder singen, im Loop, als Chor unisono oder zeitversetzt. Ein Konzept, das den immanenten Rhythmus des Textes herausarbeitet. Ist die erste Hälfte noch mit weitreichenden Theoriedetails und Beschreibungen gespickt, rast der zweite Teil ins Nichts, reiht Vater-Ebene und MH370-Historie im Staccato hintereinander – im gnadenlosen Sog. Das Timing der Schauspieler:innen ist fast perfekt. Vor allem Hannah Im Hof und Rino Hosennen überzeugen mit Wandungsfähigkeit in Stimme und Spiel zwischen Beobachtendem und Erlebendem. (…) Bernhard Hurm als Vater und Carola Schwelien als dessen Lebensgefährtin tauchen in kurzen Videosequenzen oder als Stimmen vom Band auf. Dass Hurm leicht Dialekt spricht, macht ihn 'echt', er tritt aus dem Stück heraus – erhält dadurch Präsenz in seinem Verschwinden. Ein ähnliches Heraustreten schaffen die direkte Ansprache des Publikums (bei Saallicht) oder das Lesen-Lassen einzelner Sätze des Vaters von Zuschauer:innen. Sounddesign und Musik von Thomas Unruh reichen von Geräuschkulisse – ein "Doppel-Ping" ähnlich dem Anschnallzeichen im Flugzeug oder aber ein Herzrhythmus – bis zum Lied, wobei die Schauspieler:innen sowohl Loop als auch Glockenspiel bedienen. Der Sound unterstützt den Textrhythmus und erzeugt Stimmungen beim Zuschauer: Beklemmung durch scharfe, laute Klangformen oder erleichterndes Lachen, wenn die Erholung des Vaters mit ausgelassenem Tanz gefeiert wird. (…) "All right. Good night." des Theater Lindenhofs berührt. Das liegt an der Kraft von Haugs Sprache und am Vertrauen des Melchinger Teams auf diese Sprache – wodurch das poetische Wort-Skelett in seiner schlichten Prägnanz glänzen kann. (Susanne Greiner; Die Kritik ist online abrufbar auf nachtkritik)
Nachtkritik, 12.05.2024
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Ein Flugzeug verschwindet, ein Mensch verschwindet: Zwei Geschichten. Helgard Haug erzählt sie nüchtern, sachlich, genau, parallel. Ein Text entsteht, der erfüllt ist von schmerzhaften Resonanzen und der Empfindungen weckt, die über das Sagbare hinausgehen. Da ist ein erschreckendes Mysterium, das die Schlagzeilen beherrschte, und eines, das sich in einem ganz persönlichen, familiären Kreis zutrug. Claudia Rüll Calame-Rosset als Regisseurin in Melchingen hat einen Weg gewählt, der sich von der Uraufführung deutlich absetzt. Rimini Protokoll inszenierten „All right. Good night.“ in Berlin als Konzeptperformance mit einem projizierten, zu großen Teilen verschwiegenen Text. Im Lindenhof wandelt sich das Stück zum Sprechtheater, deklamatorisch auch. Rino Hosennen, Hannah Im Hof, Linda Schlepps und Luca Zahn teilen den Text untereinander auf, schlüpfen nur für Momente in einzelne Rollen; Eine Distanz, der Verzicht auf ein betont schauspielerisches Auftreten, sagt die Regisseurin, sei ihr ein wichtiges Anliegen gewesen – der Text solle bei den Zuschauern eigene Emotionen wachrufen. Und das tut er. Die Bühne, gestaltet ebenfalls von Claudia Rüll Calame-Rosset, gleicht dem Inneren eines Flugzeugs. Draußen, vor den Fenstern, sind manchmal familiäre Szenen zu sehen, leuchtet manchmal die Sonne auf dem Wolkenmeer. Thomas Unruh schuf eine Musik zum Spiel, die ihm mit einfachen Liedern, Glockenspiel, viel von seiner Bedrohlichkeit nimmt, sie dann aber in kurzen Noise-Attacken doch ausbrechen lässt. (Thomas Morawitzky)
Reutlinger Generalanzeiger, 13.05.2024
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Es ist eine kühne Mischung zwischen autofiktionalem Bericht und kühler Kolportage. Helgard Haug protokolliert beide Katastrophen, die kleine private und die große des mysteriösen Todesflugs in bruchlosem Wechsel. Rino Hosennen, Hannah im Hof, Linda Schlepps und Luca Zahn geben die vier Geschwister – Bernhard Hurm und Carola Schwelien werden als Stimmen und Videos eingespielt – ebenso präzise wie wechselweise die nüchternen Berichte einer Nachrichtenagentur oder eines Reporters über den völlig rätselhaften Fall des Fluges MH370 (…). Die Schauspieler spielen nicht, sie reden nur, erzählen, berichten in meist trocken-nüchterner Sprache, mal mit, mal ohne Mikrofon. Diese Prosa zu vertonen, gibt sich Thomas Unruh alle Mühe, aber ein rockiger Song etwa im Pflegeheim muss ohne jeden sprachlichen Rhythmus befremdlich wirken. Claudia Rüll Calame-Rosset bietet, regie-handwerklich sehr sauber, ein paar Bilder, ein paar Einfälle wie die Publikumsbefragung auf, um Theater aus diesem Text zu machen. Wir haben seinerzeit gescherzt, ein Frank Castorf (oder ein Zadek, ein Peter Stein) könnte auch das Berliner Telefonbuch inszenieren, es wäre immer noch aufregend. Doch dieser Text hätte wahrscheinlich auch solche großen Regisseure vor unlösbare Aufgaben gestellt. Es gibt eigentlich keine einzige echte Szene, keinerlei Interaktion zwischen den Figuren, übrigens auch keine biografisch-charakterhaften Zeichnungen (vielleicht mit Ausnahme des Vaters, der auf Demos mal Ho-Ho-Ho-Tschi-Minh skandierte, in einer Frankfurter Männer-WG wohnte und als Auslandspfarrer in den USA Martin Luther King erlebte). (…) Der Irrflug der bis heute verschollenen malaysischen Maschine MH370 ist in der Substanz eine gruselig packende, so rätselhafte wie spannende Story, ein Horror. Dazu haben viele dieses allmähliche Versinken dementer alter Menschen im Nichts, wenn nicht an eigenen Eltern erlebt, so doch als denkbares eigenes Schicksal vor Augen. Helgard Haugs provozierend nüchterner Text beschreibt das in allen Phasen und Details – so sehr die Symptome, Begebenheiten und Verhaltensweisen individuell variieren mögen – ganz sachlich. (Martin Bernklau; Online abrufbar auf cul-tu-re)
Cul-tu-re
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Die Inszenierung von Claudia Rüll Calame-Rosset ergreift kaum Partei, lässt den von Franz- Xaver Ott gespielten Politiker Braubach ebenso wie Luca Zahn als Paketboten Jerome mal stark, mal erbärmlich aussehen. Sie verliert dabei nicht au dem Auge, wie gefährlich Verschwörungsmythen, Hass und Hetze für unsere Gesellschaft sind, die aber auch vom Klüngel in der Politik und Institutionen befeuert werden. Schauspielerisch die beste Figur machte übrigens Kathrin Kestler als Nele, obwohl sie nicht in einer Hauptrolle zu sehen war. (Karl-Heinz Fischer )
Badische Neueste Nachrichten, 19.04.2024
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Was immer der österreichischen Vorlage ihren dauerhaften Erfolg auf deutsch-sprachigen Bühnen beschert haben mag, ob es ein gewisser Witz war oder der komödiantische Reiz der Verwechslung: Haus-Autor Franz Xaver Ott – der in der Rolle des hinterhältig-habgierigen Bauern und Rosshändlers (bei Hamik gefährlich nah am judenfeindlichen Klischee) Haslinger auch selber mitspielt – hat mit seiner Fassung ein Meisterstück abgeliefert, das nicht nur in seinen Pointen und seinem intelligent-geistreichen Wortwitz glänzt und funkelt, sondern auch die unglaublichen Tiefen und Valeurs des Dialekts auslotet – worin Ott der Messlatte eines Thaddäus Troll in nichts nachsteht. So etwas Authentisches, ob Autor oder Sprecher, kriegt nur ein eingeborener Schwabe hin. [...] Die Pointen und ihr Timing sitzen immer besser, das Publikum lacht sich von Szene zu Szene warm, nicht nur bei den unerschöpflichen Boshaftigkeiten und der hintergründigen Klugheit und Weisheit des Dialekts, in denen der Autor aus dem Vollen schöpft. Nicht auf Slapstick setzt diese Comedy, sondern auf den Schalk und Witz der Sprache, des Schwäbischen. Das Absurde und schlecht Konstruierte der Hamik-Handlung tritt immer mehr in den Hintergrund, bis es ganz vergessen scheint und gar nicht mehr stört. Das Publikum auf der fast ausverkauften Scheunen-Tribüne feierte den Schwank dann auch ausdauernd als hinreißende Dialekt-Comedy von feinster Ausgestaltung. (Martin Bernklau) https://cul-tu-re.de/lindenhof-zu-den-wurzeln/
Cul Tu Re, 6.1.2024
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Hoffen, träumen, Trotz. Selbstzweifel und Verzweiflung hier, Zynismus und Sarkasmus dort. Es ist ein Sprechtheater, ein Gedankentheater, textgetriebenes Theater, ein paar Gags und allerlei Wortwitz eingeschlossen in dieser ersten Hälfte. Sieben Typen, zwischen Karikatur und Stilisierung konturiert, stellen dabei – von der kleinen Liebesleid-Geschichte abgesehen – lauter gleichberechtigte Nebenrollen vor. Das Team, die Truppe, das Ensemble ist das Subjekt, trägt die Hauptrolle. Aber die Theaterfamilie fällt zusammen und fällt auseinander. Völliger Wechsel nach der Pause. Jetzt folgen fünf, sechs Nummern, die eigentlich zu den archaischsten und anarchischsten Wurzeln des Schauspiels hinabsteigen: zu Pantomime, Clownerie und Slapstick-Elementen, die zuweilen an chaplineskes Format heranreichen. In gewisser Weise kehrt auch der Lindenhof an seine Wurzeln zurück (auf völlig andere Art als beim „Verkauften Großvater“). Es sind die starken, sehr deutungsoffenen Bilder und Symbole, die in Urszenen eingebettet werden. Luca Zahn gibt zur Einführung den französischen Conferencier in eleganter Melancholie mit Frack und Zylinder. Grandios wie die beiden, als moribunde Greise maskierten Frauen, wohl Hannah im Hof und Carola Schwelien, ein ganzes Liebesleben mit Fürsorge und Tod stilisieren. Schroff nebeneinander stehen stille Tragik, schriller Klamauk und sanfte Poesie, Apokalypse, Endzeit und Clownerie. Das Enigmatische, vieldeutig Rätselhafte und Deutungsoffene verstanden die Zuschauer sehr genau und freuten sich auch an dem improvisatorischen Charakter, den diese andere Art von Theater hatte. Ein großer und langer Applaus samt Trampeln und Johlen war der Dank. (Martin Bernklau) https://cul-tu-re.de/lindenhof-der-tod-des-theaters/
www.cul-tu-re.de, 17.02.2024
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„Was kommt, kommt morgen – wir leben den Augenblick“: Mit diesem Zitat aus dem Theaterstück lässt sich das Stück auf den Punkt bringen. „Von Schmetterlingen und Steckenpferden“ ist ein Theater über den Kontrast zwischen dem Augenscheinlichen und dem, was hinter der Bühne passiert. Das Theaterstück zeigt den Kontrast zwischen Leben und Show, Sorgen und dem, was öffentlich gezeigt wird. Der Blick hinter die Bühne offenbart einen Blick ins Innere, während nach außen hin alles harmonisch zu sein scheint. Hinter der Bühne geht es um das Leben, Sorgen, Nöte und Befindlichkeiten; vorne herrscht die Show. Dazwischen wandeln die Protagonisten, die nicht nur die Bühnenseite wechseln, sondern auch zwischen den beiden Welten wandern. Der Moment auf der Bühne zählt, der eine Augenblick, der Glaube daran, dass Theater die Welt ein kleines Stückchen besser machen kann. Es ist ein Stück der Kontraste, das sinnbildlich für das Leben selbst stehen könnte. (René Wolff)
Schwarzwälder Bote, 20.02.2024
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"Wir hören zu und fragen uns, unter anderem: Schluss mit welchem Theater? Und ahnen natürlich: „Von Schmetterlingen und Steckenpferden“ ist auch eine Parabel auf aktuell Politisch-Zeitgeschichtliches und die überzeitlich existentielle Endlichkeit eines jeden Einzelnen. Während wir, die echten Zuschauer, von hinten aufs Bühnenbild schauen, auch während das Stück läuft, Auftritte und Abgänge von der Garderobe aus sehen. Dort, ins Gespräch der Schauspieler gepackt, gibt es Philosophisches übers Leben und die Kunst, sehr gepflegt, ein kluges, unterhaltsames Lesestück, das sich, so heißt es, auch von Gesprächen mit den Lindenhof-Schauspielern inspirieren ließ. […] In Teil II wird das Stück umgedreht. Wir sehen jetzt als Publikum nochmal Teil I, aber von vorn, wir sehen das Bühnengeschehen – und also zum ersten Mal das Bühnenbild: eine übergroße Setzkasten Wunderkammer, ein umgewidmeter Adventskalender des bevorstehenden Theatertods, eine Schachtelwand, erst noch zu füllen, ein Auftrag. Und wir sind sicher, sie kommen ihm nach, da ist Theaterhonig in jeder Wabe. Was sich so entpuppt, ist ein Schauspiel nahezu ohne Worte, ein Gaukler- und Maskenfest, eine Nummernrevue. Sofort zieht einen das Stück in seinen Bann, beginnt zu funktionieren, entfaltet Seele. Man spürt intuitiv, was Theater im Kern ist: Spielen, Bewegen, Zeigen, Schauen, Rätsel und Wunder, Clowns und Sterbende. Lustvoll wird hier der Stummfilm und das Zirkusgenre inklusive Fellini geplündert. Rino Hosennen macht Buster Keaton Sehenswert als David Konkurrenz, Luca Zahn bereitet als Goliath sowie als Conferencier großes Vergnügen, zwei Alte (Masken, Kostüme: Katharina Müller) tappern in einer Lebensallegorie über die Bühne, Beckett trifft Muppet, unheimlich und anrührend zugleich (Carola Schwelien, Hannah Im Hof). Linda Schlepps hüpft als Springteufelinenfee federleicht durch en Raum, dass es eine Freude ist, Berthold Biesinger stiftet viel Communitygefühl bei einem altmodischen Fotoshooting mit dem Publikum, und Franz Ott hascht als kindlicher Clown einem Schmetterling her, der sich am Ende auf meinen Kopf setzt und damit ein an dieser Stelle völlig unerwartetes Ich hervorruft. Das ist Theater. Da sind sie gut.“ (Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 20.02.2024
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„Der in London geborene Autor und Regisseur Marc von Henning erzählt von Verwandlung. Als Ort dafür hat er das Theater selbst gewählt. Während er im ersten Teil die Situation hinter der Bühne zeigt, die Realität der Schauspielerinnen und Schauspieler, blickt man in er zweiten Hälfte des Abends auf das parallel ablaufende Show- beziehungsweise Bühnengeschehen. Wobei das Spiel nach der Pause ein poetisch-clowneskes ist. Dem absurden Theater oft näher als dem Tingeltangel, der Komödie oder Tragödie. Ein Theater weitgehend wortloser Verzauberung, kindlichen Staunens, von Komik und Empathie. Verwandlung ist im Theater grundsätzlicher Teil jeder Aufführung. Der erste Teil von „Von Schmetterlingen und Steckenpferden“ zeigt das. Immer wieder sieht man die sieben Spielerinnen und Spieler, die im Wechsel die hinter der Bühnenrückwand behauptete Bühne betreten, vor oder nach einem Auftritt durch ein Guckloch auf die Bühne und Publikumsraum blicken. Sie necken und nerven einander, träumen sich weg, suchen die Umarmung des anderen oder entlieben sich. Bethold Biesinger gibt als Michel den Zyniker hinter der Bühne. Nach der Pause sieht man ihn als Clown, von dem eine kindliche Unbefangenheit und zarte Poesie ausgeht. Er ist da im Schillerschen Sinne „ganz Mensch“, weil er der Möglichkeit, der Fantasie, dem Wachsen im und am Augenblick Raum gibt. Das Publikum einbindet in seine Welt der Vorstellungskraft. Ebenso wie Franz Xaver Ott als Bruno, der Schmetterlinge über sich in der Luft oder im Publikum entdeckt, die augenscheinlich gar nicht da sind. Schließlich wird Bruno auf der Bühne selbst zum Schmetterling. Für sein Kostüm (verantwortlich: Katharina Müller) hat es schon vor der Pause bereits Szenenapplaus gegeben. Linda Schlepps bringt als Amelie und mit Flügeln und Hermes-Kappe versehenes Nummerngirl immer neue Versuchsanordnungen auf die Bühne, die den Menschen und seine von Wechselfällen geprägte Existenz spiegeln. Dazu gehört auch das Steckenpferde-Rennen aller. Auf der Theaterbühne gehen die Kinderspielzeuge teils mit ihren Reitern durch, kämpfen die Reiterinnen und Reiter verbissen um den Sieg, leidet man als Zuschauer mit, wenn eines der Steckenpferde kaputtgeht. Und ist überrascht, wenn eine Reiterin plötzlich wie ein Pferd wiehert.“ (Christoph B. Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 19.02.2024
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„Unter der Regie von Christof Küster erzählt „Die ganze Hand“ mit einer klug gewählten Mischung aus Erzählerwissen, dokumentarischen und gespielten Szenen kein simples chronologisches Biopic. Vielmehr nähert sich Heppeler und mit ihm Küster dem Leben von Eugen Bolz an, in dem er einzelne „Lebenspartikel“ herausgreift: Bolz als Politiker, als gläubiger Katholik, Vater und Ehemann – und als Gefangener. Dabei setzt er bewusst Leerstellen. Denn Bolz‘ Leben bleibt trotz reichen Recherchematerials in Bild, Ton und Schrift widersprüchlich. „Wir hätten es wissen müssen!“ lautet so der vielleicht zentrale Satz, den Bolz, gespielt von Sebastian Schäfer, gleich zu Beginn und später noch mehrfach ausrufen wird. Auf der außer einigen Stühlen leeren Bühne diskutiert er mit Kurt Schumacher („Du bist doch auch auf ihn hereingefallen“) alias Franz Xaver Ott, der wie seine Ensemblemitglieder gleich mehrfach besetzt ist. Die Einspielung von Ton und Bildaufnahmen aus den 30er und 40er Jahren, dazu auf die Leinwand projizierte Schattengestalten, die den Arm zum Hitlergruß recken; an anderen Stellen Überblendungen von Fotografien mit von einer Kamera live gefilmten Bildern der Darsteller – all diese Mittel erzeugen eine verblüffende Näher für den Zuschauer, ermöglichen mühelos Zeit- wie Ortssprünge: Diese reichen vom Hohenasperg, wo Bolz 1933 mehrere Wochen in „Schutzhaft“ war, über das Kloster Beuron, zu einer – freilich – fiktiven Begegnung mit Edith Stein (Linda Schlepps), bis nach Hause zu Tochter Mechthild (wiederum Linda Schlepps) und Ehefrau Maria Bolz (Carola Schwelien), die die Jahre seines Rückzugs, in denen sein Widerstandsgeist aber schließlich die Oberhand gewinnt, einem Journalisten (Luca Zahn) ins Mikrofon schildern. „Die ganze Hand“ bietet summa summarum eine alles andere als staubtrockene, dafür erkenntnisreiche Annäherung an Bolz‘ zu Teilen durchaus auch als tragisch zu bezeichnendes Leben. Denn Bolz liefert Hitler mit der Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz den kleinen Finger – und verliert am Ende weit mehr als nur die ganze Hand: sein Leben“. (Uta Reichardt)
Ludwigsburger Kreiszeitung, 10.11.2024
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Im Kronenzentrum wird der Korkstreuselteppich zum Feld, auf dem sich Bolz’ Leben ausbreitet. (…) Die vielen Ebenen der Inszenierung, erdacht vom Autor des Stückes, Jeremias Heppeler, und von Regisseur Christof Küster bringen eine frische, unkonventionelle Dramatisierung auf die Bühne, die aber in Teilen den Zuschauer auch verwirrt. Dann sind auch wieder lange Textpassagen eingefügt, die die Lindenhof-Schauspieler kompetent und eindrucksvoll spielen. Das Ensemble spielt wie gewohnt souverän auf und es ist – wie immer – eine Freude, den Lindenhöflern zuzusehen. Ist es die Komplexität von Eugen Bolz’ Charakter, der vom sparsamen Innenminister und Präsidenten zum intellektuellen Hintergrund des Widerstands wird oder seine eigene Zerrissenheit, die das Stück des Öfteren zu fast unverdaubarer Kost werden lassen, lassen müssen, um es umso eindrücklicher werden zu lassen? In der zweiten Hälfte des Stücks kommen Tempo, Musik und Geräusche ins Spiel. Insgesamt findet eine Einordnung des Lebens von Eugen Bolz statt, die den als württembergischen Held gefeierten auf seinen Platz stellt: „Ich bin kein Held, ich bin eine Warnung“, sagt er. Und Erzähler Luca Zahn stellt die Frage: „Wie, geehrter Zuschauer, hätten sie reagiert, wie hätten Sie gehandelt?“ Damit werden auch die Parallelen zum heutigen Deutschland deutlich und das Theaterstück zu einem Lehrstück (…). (Gabriele Szczegulski)
Bietigheimer Zeitung, 11.01.2024
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Tatsächlich ist es ja eher eine zeitlose Typenkomödie. Der sonderbar gewordene Alte, zwei die einander nicht wollen, aber heiraten sollen, Menschen die einander gut kennen, aber so tun müssen, als kennten sie sich nicht, einer der den anderen hereinlegen wird, der Niedere, der eine Zeitlang den Reichen spielen darf - und vielleicht ist er am Ende sogar der Reiche: Lauter Versatzstücke, die man aus zig anderen Stücken kennt. Franz Ott hat es mit seiner Fassung deftig Schwäbisch akzentuiert. Für den Dialektforscher eine Goldgrube. Und alle, auch die Nicht-Schwaben im Ensemble, haben es sich draufgeschafft. Als Zuschauer goutiert man diesen rauen, gewalttätigen Umgangston schwäbischer Redewendungen fast wie Comedy, schaut sich das verschlagene Landleben mit dem gleichen exotisch-nostalgischen Gestus an, mit dem man um die Weihnachtszeit „Die Feuerzangenbowle“ guckt. (…) Natürlich ist es auch diesmal ein Fest, mit Applausgetrampel eines Publikums, das im Durchschnitt im Großvateralter ist. Die Tür auf der Bühne zitiert den „Entaklemmer“. Der Großvater soll der Nachfolgeabräumer werden. Doch, das könnte klappen. (Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 08.01.2024
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Sollten Sie sich fragen, wann der Lindenhof denn mal wieder eine richtig deftige Volkskomödie rausbringt, dann lautet die Antwort: Jetzt! In „Der verkaufte Großvater“ des Österreichischen Anton Hamik fliegt nur so der Wortwitz, und die Handlung nimmt immer kuriosere Wendungen, weil hier jeder sein eigenes Süppchen kocht. Drei Lindenhof-Altstars in den Rollen der Hauptstreithähne garantieren, dass der österreichische Bauernschwank auch auf Schwäbisch richtig fetzt: Franz Xaver Ott als verschlagener Haslinger-Bauer, Stefan Hallmayer als gutmeinender Kreithofer-Bauer und Berthold Biesinger als nur scheinbar vertrottelter Großvater sind wunderbar dabei anzuschauen, wie jeder den anderen über den Tisch ziehen will. Würze bekommt ihr Platzhirsch-Gerangel jedoch erst durch die herrlich farbigen Nebenfiguren. Sei es Anne-Julia Koller als scharfzüngige Magd Zenz, sei es Carola Schwelien als hochnäsige Haslinger-Gattin, seien es Luca Zahn als heißblütiger Kreithofer-Filius, Rino Hosennen als aufsässiger Knecht oder Hannah Im Hof als selbstbewusste Tochter der Haslingers – sie verkörpern das alles mit Herzblut und auf den Punkt. […] Nicht jeder Volte ist realistisch, und der ganz tiefsinnige Witz ist auch nicht Geschäftsgrundlage. Aber das macht nichts, denn was zieht, ist das unerhörte Timing, das Hamiks Bauernschwank an den Tag legt. Famos, wie das Geschehen volles Karacho auf die Pointen zusteuert. Wie genau im richtigen Moment diese oder jene Bombe platzt. Und plötzlich alles in einem anderen Licht erscheint. Es ist das Verdienst von Franz Xaver Otts Fassung, dass das auch auf Schwäbisch funktioniert. Und ein Verdienst der Schauspieler, dass das Tempo hoch bleibt, der Wortwitz Funken schlägt, die Pointen zünden. (Armin Knauer)
Reutlinger Generalanzeiger, 08.01.2024
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„Ein kluger, gewitzter Jude aus Tel Aviv und ein brummiger, reicher Bauer aus einem katholischen Schwabendorf trafen sich am Jahrestag der Reichspogromnacht zum Schachspiel im Gasthaus Chawwerusch. Die Partie von „Chaim & Adolf“ wurde zu einer lebendigen Geschichtsstunde in Sachen Nationalsozialismus und erntete reichlich Applaus. Nach der Steilvorlage des österreichischen Bühnenautors Stefan Vögel wird trotz witzig leichter Unterhaltung ein packendes, tiefsinniges Kammerspiel inszeniert, bei dem es um so knifflige Themen wie Schuld, Schan und Sühne, Täter und Opfer, Mitläufer und Ausreißer, Zwangsarbeit und Konzentrationslager, Restitutionsprozesse und Fünfmonatskinder geht. Der Plot ist schnell erzählt, der vielschichtig verwebte Stoff aber wirkt noch lange nach, wozu auch das intensive, facettenreiche, wohl ausgelotete Spiel des Schauspielertrios beigetragen hat.“ (Brigitte Schmalenberg)
Die Rheinpfalz, 10.11.2023
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Regisseur Christoph Biermeier und Dramaturg Georg Kistner haben eine Fassung erstellt, die den Schauspielerinnen und Schauspielern kaum eine Verschnaufpause gönnt. Und dem Publikum viel Grund zum Lachen gibt. Viel Raum nimmt das Spiel im Spiel der Handwerker ein, die die Tragödie „Pyramus und Thisbe“ einstudieren. Es ist alles da, was eine deftige Komödie ausmacht: Wortwitz (Franz Xaver Ott als Blasebalgflicker Franz Flaut fürchtet an einer Stelle, dass das ganze Stück „uriniert“ ist), grotesk-komische Gags auch der körperlichen Art, hoher Anspruch und tiefer Fall. Auch jede Menge linkische Liebenswürdigkeit. Zu den Besonderheiten der Inszenierung zählt auch, dass die von Marie-Agnes Lumpp beziehungsweise dem Kesselflicker Tom Schnauz im Spiel im Spiel verkörperte Mauer ihren Text schwäbisch rappt und am Ende Sirtaki getanzt wird – die Handlung ist schließlich in Griechenland angesiedelt. Doch getanzt wird nicht irgendwie, sondern im Einhorn-Kostüm. Da ist der letzte Hauch von Poesie längst dem prallen Spaß gewichen. Thomas Unruhs Musik hat das rund zwei Stunden dauernde Stück wunderbar gegliedert, ihm mit Percussion-Einlagen der Darstellerinnen und Darsteller, mit Balkan-Beats oder auch indischem Instrumentarium Drive und Atmosphäre verliehen. (Christoph Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 22.09.2023
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Die bunten Zelte im antiken Look, ein Tennis-Schiedsrichterstuhl für Puck, das Koboldwesen, das in diesem Stück die Fäden zieht und dabei oft versehentlich verknotet. Dazu viele aufblasbare Requisiten. Begeisternd die Inszenierung. Der eigentliche Komödientext ist ja etwas veraltet. Im Zeitalter von Geschlechter-Auflösung und ohnehin lockerer Moral könnten die durch Zauberei mitverursachte Liebesverwirrungen zweier griechisch-antiker Pärchen etwas verstaubt wirken., aber hier wurde einiger sehr gelungener Schabernack in die Originalreime eingebaut. Und die zweite Handlungsebene des Stücks, die eine etwas durchgedrehte Laienschauspielergruppe beim Erarbeiten eines grotesken antiken Liebesdramas zeigt, ist den Lindenhöflern ohnehin auf den Leib geschrieben. Da wurde bestens geschwäbelt, überinszeniert, Worte verzerrt, falsch verwendet, ironisiert und Ähnliches, bis das Stück dann bestens „uriniert“ war. Dazu noch eine dritte Ebne mit einem Götter-Liebesdrama, alles parallel macht in einem Wald spielend und von Kobold Puck mit verliebt machenden Wunderpülverchen befeuert, gab den wunderbaren Schlamassel und Gelegenheit zu tiefgründigen Wortspielen, der diese Komödie auszeichnet. Alles super. (Klaus Stopper)
Schwarzwälder Bote, 07.08.2023
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Rund zwei Stunden drehten sich die drei Geschichten in- und auseinander und sorgten für viel Turbulenz auf der Bühne. […] Die Melchinger Schauspieler zeigten ihre eigene Übersetzung des Stückes, die ganz ins Ambiente eingebunden war: Das Schauspiel wurde im Areal des Römischen Freilichtmuseums aufgeführt und es wurde Teil des Stückes – bis hin zur Burg Hohenzollern, die im Hintergrund leuchtete. Mit schwäbischem Lokalkolorit gespickt, bewies die Schauspielgruppe einen ganz eigenen Humor, der beim Publikum für anhaltendes Lachen sorgte. Bernhard Hurm brillierte als Zettel, der sich in einen Esel verwandelte und Linda Schlepps als wirbelnder und nimmer ruhender Puck. Die Crew des Melchinger Lindenhofs kann sich über eine ausgesprochen gelungene Premiere freuen. (Nadine Reiband)
Hohenzollerische Zeitung, 07.08.2023
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Die Lindenhöfler, acht Personen stark, spielen in der Fassung von Christoph Biermeier und Georg Kistner, zugleich Regisseur und Dramaturg. Shakespeares Sprache schält sich freilich überall heraus. Wie schmachtvoll brach läge die Sprache der Liebe, gäbe es diesen Inspirationsquell nicht. Ohne Shakespeare wäre weniger Leidenschaft und weniger Kummer in der Welt. Und weniger Witz. Herzhaft lachen konnten viele der Besucher über die Darbietung, die ihren Anfang nimmt als sich eine muntere Schar zusammenfindet, um anhand einer Anweisungsliste den weiteren Fortgang festzulegen. Die Handwerker, eine Bagage, die vor Lust birst, sich ins Szenenäpfchen zu setzen. Von Verwechslung zu Verwandlung zu hüpfen, von Wehmutswirrsal zum Therapiegespräch. (…) Die Musik von Thomas Unruh setzt sich passgenau an die Spielerei an, Erhebendes von reiner Sphärenklanglichkeit, fröhlich beschwingte Tanzeinlagen, Volkslieder wie das vom Esel und vom Kuckuck sind eingebaut, dazu komische Pfiffe, wie wenn sie aus der Hupe von Harpo Marx drängen, der Puck lässt sie los. Ein schöner Spaß ist das alles. Das Bühnenbild, das wie die Kostüme Claudia Rüll Calame-Rosset entworfen hat, kommt im Auge des Betrachters gut weg, das rote Ritterturnierhäuschen, die beiden großen Hintergrundbäume, in wechselnden Farben angestrahlt, tun nahtlos mit im Verzauberungswerk, natürliche Nebelschwaden fügen sich ein. Zwei Stunden dauert die spektakulöse Ohrenweide. Viele schöne Stellen bleiben hängen, so, wie sich Thisbe und Pyramus küssen, man freut sich des weiterhin hörbaren schmucken Schmatzes. Merke: „Alles hat ein Ende, bloß der Leberkäs‘ hat vier!“ Es lohnt sich vielleicht, wenn nach der Aufführung der Vorhang fällt, sitzen zu bleiben, um eventuell miterleben zu können, was an weiterer Ausschweifung sich vollzieht. (Jürgen Jonas)
Schwäbisches Tagblatt, 07.08.2023
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Wie der Titel des Stücks „Auf offener Lichtung“ bereits verrät, wird sie zur Bühne und zum Mittelpunkt der dreistündigen Theaterwanderung in der Nähe des Köbele bei Salmendingen. Inhaltlich fernab jeder Trivialität ist das Stück zunächst etwas verwirrend, Konzentration von der ersten Minute an gefordert. Das Verhältnis von Mensch und Natur wird darin in unterschiedlichen Facetten beleuchtet und die Abhängigkeit klar benannt: Die Natur braucht den Menschen nicht, sondern der Mensch die Natur, die er fortwährend zerstört. Ein Trommelwirbel eröffnet das Abschiedsfest der Menschheit. Immer schneller, immer bedrohlicher vermittelt die Musik die Endzeitstimmung, die zugleich zum Neuanfang wird. Wir sind von Bäumen umgeben, die Abendsonne hüllt die Wiese in ein goldenes Licht. Sie alle haben uns gewarnt: die Tiere und Pflanzen, die in einer Formation auf der Bühne stehen. Die Natur erhebt ihre Stimme und hält der Menschheit einen Spiegel vor. Das Stück trägt erstaunlich weit bleibt spannend, ist zuweilen poetisch und düster. Die Tragik birgt aber auch humoristische und plakative Elemente, etwa wenn das Publikum am Rande der Lichtung zwei vermummte Gestalten entdeckt, die Obstbäume mit bunten Staubwedeln bearbeiten. Die Inszenierung fordert das Publikum, verstört, legt den Finger in die Wunde. Was rüberkommt: Das Zerstörungswerk unserer Lebensgrundlagen ist längst eskalierte Wirklichkeit. (Sophie Holzäpfel)
Schwäbisches Tagblatt, 19.06.2023
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Das Theater Lindenhof präsentiert mit „Auf offener Lichtung“ eine faszinierende Theaterwanderung, die das Publikum auf eine Reise durch Natur und Gesellschaft mitnimmt. […] Mit einer gelungenen Mischung aus Poesie, Ironie und starken Szenen gelingt es dem Ensemble, das Publikum zu berühren, zum Nachdenken anzuregen und den Blick auf unsere Rolle in der Welt zu erweitern. Die Inszenierung findet an mehr als acht Spielorten statt, die geschickt über die Lichtung verteilt sind. Jeder Spielort hat seinen eigenen Charme und fügt sich nahtlos in das Gesamtgeschehen ein. […] Das Stück bietet mehr als nur Unterhaltung. Das Stück mündet in einem kraftvollen Abschlussfest der Naturgeister, das zum Umdenken aufruft und die Verantwortung des Menschen für sein Handeln betont. Mit „Auf offener Lichtung“ gelingt dem Lindenhof eine zauberhafte Theaterwanderung, die mit ihrer Mischung aus Gesellschaftskritik, poetischer Atmosphäre und starken Szenen beeindruckt. (René Wolff)
Schwarzwälder Bote, 19.06.2023
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Sie treten hervor aus dem Dickicht der Wälder, sie kommen den Zuschauern entgegen, über die Weite der Wiese, sie tragen rätselhafte, erschreckende Masken. Sie sind Kräfte der Natur und Kultur, sie konfrontieren den Menschen mit der Welt, sind Spiegelbilder und Chiffren; sie feiern das Ende des Menschen, so wie er war, bis jetzt, läuten eine Zeitenwende ein – und dann verschwinden sie wieder, im Wald. Wer am Samstagabend mit dem Theater Lindenhof hinauszog in die Natur oberhalb von Salmendingen, der erlebte Wunder. „Auf offener Lichtung“ hat der Lindenhof seine Natur-Theater-Wanderung genannt; sie dauert mehr als drei Stunden, sie macht aus Zuschauern Beteiligte, die Ausdauer zeigen müssen, sie stellt Fragen, lässt Bilder entstehen, lässt Zustände zu Wort kommen. Fakten, Einfälle, Emotionen, Wut und Zukunftsangst, Ironie, Poesie erfüllen die Flure. Man wandert, man schaut, man denkt, man staunt. […] Die Wiese, der Wald, die weite Fläche, die kleinen schattigen Winkel werden vom Theater Lindenhof fantastisch bespielt, Zuschauer beständig in neue Szenarien verwickelt. […] Die Zuschauer erleben die Natur als das große Andere, vom Menschen verdrängt, vergessen; nun spricht es zu ihnen, sprengt das Theater ein Narrativ, vom weißen Mann geschaffen, der allem einen Platz zuweisen will: „Hört uns an. Wir bleiben, solange ihr uns lasst. Und müssten nicht so sprechen als »wir« und »ihr«, wenn nicht der Mensch selbst das so erfunden hätte, uns, als euer gegenüber“. Es gibt eine Pause, in der die Theaterwanderer sich niederlassen auf der großen Wiese und ihren hoffentlich mitgebrachten Proviant verzehren. Zuletzt feiert das Ensemble sein Fest, auf einer Bühne, auf der großen Lichtung. […] Das Publikum steht, betroffen, überwältigt, und blickt den Schauspielern nach, die über die Weite der Lichtung davonschreiten, verschwinden, im Wald. (Thomas Morawitzky)
Reutlinger Generalanzeiger, 19.06.2023
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Und so haben wir es bei "Marlene in Hollywood" schauspielerisch und vom Genre, der Form her, mit einer netten, manchmal komischen, überaus charmanten Bauernmalerei zu tun, die vom Stückinhalt her wiederum eine Dietrich-Doku mit den Mitteln des Theaters ist. Hier ist sie, ist das Stück, so gut, dass es getrost allen Schulklassen empfohlen werden sollte. Denn es steckt alles drin, die politischen Umstände in Deutschland, die massenhafte Emigration in die USA, die Lebensstationen, Liebschaften und schauspielerische Entwicklung der Dietrich. Mit der queeren Thematik und dem ersten Kuss zwischen zwei Frauen in einem Hollywoodfilm ist man sowieso absolut en vogue. [...] Mit manch eingeblendeter Original-Filmszene, Filmplakaten (manches stellen sie fast nach) und etlichen Songs gewinnt man zusätzlich dokumentarischen und revuehaften Charakter, die Zutaten für einen erfolgreichen Abend stimmen also. (Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 06.05.2023
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Hannes Stöhrs Stück „Marlene in Hollywood. Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ am Theater Lindenhof in Melchingen ist vieles. Ein Zeitportrait, ein Liebesreigen. Eine Antikriegserzählung auch. Vor allem aber eine Annäherung an Marlene Dietrich (1901-1992), mit der sich Hollywood-Glanz, eine als „Weimar am Pazifik“ titulierte Phase deutsch-amerikanischer Kulturgeschichte und queerer Aufbruch verbinden. […] Prall und ergreifend wird der Theaterabend vor allem in der zweiten Hälfte, in der es den Schauspielerinnen und Schauspielern gelingt, ihr Potenzial auszuspielen. Berthold Biesinger, der als Bernd schmollt, weil die anderen seine Darstellung von John Wayne nicht zu würdigen wissen, sei da als Beispiel genannt. „Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin“ singt das Ensemble ganz schlicht und berührend. Auch Friedrich Hollaenders Lied „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“ wird gut mit Marlene Dietrichs Charakterisierung verknüpft. [….] Ausstatterin María Matínez Peñja schafft mit den von ihr gestalteten Kostümen Momente nahezu perfekter Illusion. (Christoph Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 06.05.2023
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Dort, wo Großkonzernen das Hinwegsetzen über das Gesetz nachgewiesen wird und im Umkehrschluss die Diskussion um legal, illegal der Klimaschutzaktionen sehr absurd erscheint. Überall da erhellt dieses Stück, überzeugt, reißt mit in seiner Kombination aus richtigen Argumenten, gelungener Theaterdidaktik und jugendlichem Schwung, ja Zorn. Ob man von diesem Monolog auch verlangen sollte, die eigene Sicht etwas weniger selbstgewiss und anklagend zu präsentieren? Nein, dieses Stück ist: Die Rede einer Klimaaktivistin. Sie heißt Karina Wasitschek, studiert EKW und stellt die Welt aus ihrer Sicht dar. Der Text ist klug, jugendlich emphatisch, kämpferisch. Und einseitig. Der Lindenhof wollte einer Aktivistin das Wort geben: Hier ist es. Wer soll’s spielen, wen nicht eine Junge? Hannah Im Hof sprudelt, agitiert, klärt auf, verhaspelt sich, wird rot, wird bleich, liest die Namen der in den letzten Jahrzehnten für den Kohleabbau verschwundenen Orte vor, bläst Luftballons zu Weltkugeln, lässt symbolisch, Bella Ciao, die Luft wieder raus, entrollt Demo-Plakate, skandiert Parolen, erstellt eine Pinnwand mit Slogans und Fotos, unterlegt ihre Reden mit ansatzweise Musik oder bedrohlichen, schwer aushaltbaren Eintonfrequenzen. Regisseurin Carola Schwelien hat den Text maßvoll aufbereitet, ohne ihm das Nackte, Schlichte, das er braucht, zu nehmen. So geht es. Gut. (Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 01.04.2023
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Im Monolog de Klimaaktivistin am Theater Lindenhof verbinden sich Aktivismus, Kapitalismuskritik und Psychodrama. Dass die Bühnenfigur einen mit in ihr Leben, ihre Gedanken, ihre Zweifel, ihre Hoffnungen nimmt. Hannah Im Hof spielt das sehr eindringlich. […] Im Kopf der Klimaaktivistin, das macht Carola Schweliens sensibel-dichte Inszenierung deutlich, dreht sich nicht nur die Gedankenspirale in Sachen Weltrettung. Auch die Angst vor Erniedrigung und Haft, Schlagen und Brüllen (bei Demos) spielen dort eine Rolle. Und ein trotziges Aber-es muss-sein. (Christoph Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 01.04.2023
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Mit den vielen jungen Menschen im Publikum, den Szenefolgen kurz wie Videoclips und Schauspielern in ihren Mittzwanzigern wirkt es wie ein weiteres, unbewusstes Signal: Das hier könnte heute sein, ist jung und gegenwärtig. Es spielt vielleicht in deinem Kaff. Diese Inszenierung sagt: Alles da. In diesem Stück. Immer. Auch Mann erstickt Frau. Eine Beziehungstat. Die Inszenierung hat Charme, Witz und Tempo. Das todtraurige Mädchen als kleines Püppelspiel. Ein Affenkopf. Jahrmarktgeräusche. Raus aus den weißen Arztkitteln, rein in die Tambourmajor-Glitzerjacken. Raus aus der Doktorarroganz, rein in die Welt der armen Leut', einer Marie, eines Woyzeck. Das sind logistische, kostümtechnische und vor allem geistig-seelische Marathons in Wimpernschlagzeit. So hat jeder Schauspieler nicht nur seine Rolle, sondern das gesamte Drama in sich, aus jeder Perspektive. Es sind bange, wütend machende Szenen dabei, Marie allein und überfordert mit dem Baby, Woyzeck, dem die Welt auseinander fällt, alles Hohl, sogar dem Bühnenbild fallen die Buchstaben wie Zähne aus. In Büchners Werk sind Marx und Freud ja schon vorgezeichnet, die soziale Deklassierung und die bürgerliche Kunst, das eigene Privileg als Recht wahrzunehmen. Doch was ihn wirklich zu einem Zeitgenossen macht, ist dieser Dreiklang aus revolutionärer Wut, Fatalismus und Sympathie für die Gedemütigten. Wenn man da drei junge, enthusiastische Menschen auf der Bühne hat, ist es ein großes Glück. (Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 27.02.2023
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Die Titelfigur – Woyzeck – ist in Edith Ehrhardts Inszenierung des gleichnamigen Dramenfragments von Georg Büchner am Theater Lindenhof nicht leicht zu fassen. Die ihr zugewiesene gesellschaftliche Rolle aber schon. Rino Hosennen, Hannah Im Hof und Luca Zahn spielen den Part im fliegenden Wechsel, wobei Hannah Im Hof zugleich Woyzecks geliebte Marie verkörpert – und weitere Rollen wie Woyzecks Kameraden Andres oder eine Wissenschaftlerin. Das soll beim Publikum nicht für Verwirrung sorgen – tut es in der Regel auch nicht - , sondern die Lage Woyzecks deutlich machen, die ein Stück weit unabhängig von der Person ist. Jeder und jede, so die Auffassung der Regisseurin kann wie Woyzeck in den Mühlen einer unmenschlichen Ordnung zerrieben werden. Dass nur zwei Schauspieler und eine Schauspielerin hier alle Rollen übernehmen, auch als dreifacher Woyzeck agieren, macht es schwierig, einzelne Figuren im Stück zu dämonisieren. Zu schnell wechseln die Personen auf der Bühne. Umso mehr wird der Blick auf die Gesamtkonstellation, die gesellschaftlichen Missstände gelenkt. […] Als großes Plus der Inszenierung erweist sich das hinreißend agierende junge Schauspielertrio, das aberwitzig schnell und überzeugend zwischen den Rollen switcht. (Christoph Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 25.02.2023
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Der Lindenhof wählte Jeremias Heppeler als Autor des Theaterstückes und stellte ihm mit dem Regisseur Christof Küster und der Bühnenbildnerin und Kostümentwerferin María Martínez Peña ein bewährtes Duo zur Seite. Das Stück über den beabsichtigten Tyrannenmord und dem Satz von Bolz: "Bei offensichtlichem und dauerndem Missbrauch der Staatsgewalt besteht ein Notwehrrecht des Volkes", gibt den vielseitigen Lindenhöflern reichlich Gelegenheit, zu glänzen. Etwa, wenn der SPD-Politiker Kurt Schumacher, gespielt von Franz Xaver Ott, und Sebastian Schäfer als Bolz, ein Streitgespräch über die Ermächtigungsabstimmung führen. Oder wenn Schäfer mit Berthold Biesinger als rot berocktem, bedrohlich wirkenden Nazi-Richter Freisler zusammentrifft der ihm entgegen geifert: "Es hat sich ausgebolzt". Auch der imaginäre Gedankenaustausch von Bolz mit der jüdischen Philosophin und Frauenrechtlerin Edith Stein (Linda Schlepps) im Kloster Beuron. Beide suchten Kontemplation und Ruhe im Kloster, sind sich aber wohl nie begegnet. [...] Dem betroffenen Zuschauer bleibt trotz allem die Zuversicht und Hoffnung. Denn Bolz’ Satz vom "Notwehrrecht" fand später Einzug in das Grundgesetz. (Erika Rapthel-Kieser)
Schwarzwälder Bote, 01.02.2023
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Zu den Themen wie Liebe, Tod und Internet wird bis zur Erschöpfung gehüpft, getanzt, gepurzelbaumt oder abgeschleppt was zu drolligen Widersprüchen führt. Text, Bewegung und Ausdruck gehen hier getrennte Wege. Activity für Fortgeschrittene. Im Lindenhof zwar ohne aktive Beteiligung der Theatergäste, trotzdem leidet man mit bei der schweißtreibenden Kombination aus Philosophie-Seminar, Schauspielschule, Quiz-Show, Verhör, Therapie und Fitness-Folterstube. Die Fragen sind vorgegeben, aber oft wird auch nachgebohrt oder weiter assoziiert. Die Antworten werden improvisiert, die Moves hinzuaddiert. Immer wieder kommt’s zum Rollentausch. Hannah Im Hof ist schlagfertig und lustig widersprüchlich, während Rino Hosennen die Sache oft sehr ernst zu nehmen scheint. Beide gehen an ihre (Schmerz-)Grenzen und darüber hinaus. Beide geben ihr Bestes. Und so werden bei der kurzweiligen Lindenhof-Premiere nicht nur die schauspielenden Menschen, sondern auch das Theater an sich vorgeführt. „Wie funktioniert ein guter Bühnenauftritt?“ –„Indem man weiß warum man da ist“. „Welche Erwartungen haben die Zuschauer an uns?“ „Dass es sich gelohnt hat, hierher zu kommen.“ Nun, lohnen tut sich die sportliche Befindlichkeitsshow auf jeden Fall, denn schließlich ist es nicht nur eine große Kunst, schlagfertige Antworten in vier Worten zu singen und dabei den Hampelmann zu machen, sondern auch, die richtigen Fragen zu stellen. (Kathrin Kipp)
Reutlinger Generalanzeiger, 5.12.2022
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Autor Jeremias Heppeler hat einen frischen Zugang zu dem Politiker und Widerständler Eugen Bolz gefunden, Regisseur Christof Küster schuf daraus eine anschauliche Inszenierung mit eleganten Perspektivwechseln. Der anfängliche Überrumplungseffekt ist wohlplatziert. Schon in der nächsten Sequenz wird einfühlsam zurückgerudert, aufgestachelte Emotionen werden behutsam aufgefangen. (...) In entwaffnender Aufrichtigkeit und respektvoller Bescheidenheit scheuen sich die Darsteller vor der Herausforderung, ein Leben und eine Zeit wie die während des Nationalsozialismus' inszenieren. Ausdrucksstark und im Blickkontakt mit dem Publikum veranschaulichen wechselnde Erzähler Eugen Bolz' anfängliches Leben (...). So entsteht ein kurzweiliges Portrait des Politikers. Die Gesamtwirkung ist fesselnd. Per Live-Kamera werden die Darsteller auf der Bühne in die historischen Bilder projiziert. Durch das gesamte Stück zieht sich Eugen Bolz' unerschütterlicher christlicher Glauben, an dem er bis zu seiner Hinrichtung festhielt. Der Abschied von Frau und Tochter ist tränenrührend. Immer wieder richtet sich die Live-Kamera auch in den Zuschauerraum, lässt Geschichte und Gegenwart verschmelzen - auffordernd, nachdenklich. (Jana Breuling)
Schwäbisches Tagblatt, 26.11.2022
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Der Widerstandskämpfer und württembergische Staatspräsident von 1928 bis 1933 Eugen Bolz (1881-1945) wird in der CDU-Hochburg Rottenburg mit dem Bekenner-Bischof Joannes Baptista Sproll als katholisch-demokratischer Märtyrer verehrt (...). Der 33-jährige Autor Jeremias Heppeler setzt sich in seinem Doku-Drama mit diesem Mythos ebenso auseinander, wie mit der Frage, warum der deutsche Widerstand gegen den Nationalsozialismus gescheitert ist. (...) Der Regisseur Christof Küster arbeitet multimedial. Die Schauspieler werden live gefilmt und auf einer Leinwand in historische Fotos, etwa von der Klosterbibliothek oder von Bolz' Wohnzimmer projiziert. Eine spannende Requisite sind Korkschnipsel. Mit ihnen wird Bolz bei seiner Verhaftung vom Mob überschüttet. Später funktioniert der immer wieder glattgestrichene Kork als eine Art Sandbild, in das Kreuze mit oder ohne Haken gemalt werden und das die enge Begrenzung der Kerkerzelle des gefangenen Bolz, aber auch die spießige Enge seines Wohnzimmers darstellt. Nach der Pause nimmt das Stück mit dem gescheiterten Stauffenberg-Attentat Fahrt auf. Mit Bühneneffekten, Geräuschen und Musik wird Anspannung und Tempo spürbar gemacht. Berthold Biesinger gelingt in der Rolle der beiden Nazis Wilhelm Murr und Roland Freisler eine schauspielerische Glanzleistung. (...) Über verschiedene Erzähler (meist Luca Zahn) werden die historischen Figuren eingeordnet und die Frage nach der historischen Bewertung gestellt. Am Ende zieht Schäfer als Bolz das Fazit: "Ich bin kein Held, ich bin eine Warnung". (Martin Zimmermann)
Gea Reutlingen, 26.11.2022
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Hannes Stöhr, der sowohl das Drehbuch für den Film wie auch das Theaterstück geschrieben und in beiden Fällen Regie geführt hat, ist es geglückt, ein Stück echtes Leben auf die Bühne zu bringen. Das hat Tiefgang, der nicht unberührt lässt. Und das liegt vor allem an Bernhard Hurm: Seine Darstellung des Patriarchen Paul Bogenschütz mit all seinen Erfolgen, seinen Machtansprüchen als Ex-Firmenchef und Familienvater, aber auch nicht verwundenen Kriegstraumata ist so intensiv und authentisch, dass er die Theaterbühne ganz vergessen lässt. Da wurde nichts überzogen, nichts überreizt, nichts vertändelt […]. Freilich kann er dabei auf seine ebenfalls sehr natürlich agierenden Mitspieler zählen. Gerd Plankenhorn als der zur Insolvenzabwendung mit den Chinesen liebäugelnde Firmenchef spielt die verschiedenen Facetten des Dilemmas fein aus und bleibt doch in allem der abwägende, verantwortungsbewusste Unternehmer. Schwester Marlies (Linda Schlepps) gibt eine glaubwürdige Yogalehrerein mit verschiedenen Wellness Filialen in Berlin und Ökobauernhof ab, die dank Vatis Geldbeutel bequem alternativ leben kann. Und schließlich Stefan Hallmayer als schwarzes Schaf der Familie: Sein Späthippie Manfred, Ex-Hausbesetzer, Ex-Sänger einer Band, Vater von vier Kindern in vier Erdteilen und nun erfolgreicher Strandbarbetreiber auf Jamaika, gibt der Inszenierung herrlich schillernde Akzente, ohne der Versuchung zu erliegen, hier zulasten der Glaubwürdigkeit um des Effekts willen zu sehr vom Leder zu ziehen. Er hat genug Lacher auf seiner Seite. Denn auch das bietet die Inszenierung […]. Und schließlich das Schwäbisch. Es hat hier nichts von der sonst gern der Lächerlichkeit preisgebenden tölperlartigen Provinzialität, sondern ist ebenfalls stimmiger Bestandteil einer Natürlichkeit, die der ganzen Inszenierung innewohnt. […] Insgesamt hat das Theater Lindenhof Melchingen mit diesen schwäbischen Buddenbrooks für einen beachtlichen Abend gesorgt, der bei aller Heiterkeit doch sehr nachdenklich macht – über unterschiedliche Zeiten und das „Wo mir sind, isch vorne“, das hier ein deutliches Fragezeichen erhält. (Marita Kasischke)
Heilbronner Zeitung, 29.10.2022
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Aus Musik, Videos, Chor und Theater macht Becker ein atemberaubendes Crossover der Künste, das er in der ganzen Tiefe und Breite der Pausa mit 100 Mitwirkenden vor dem Publikum entfaltet. Autor Franz Xaver Ott und Regisseur Philipp Becker sezieren dabei die simple Wahrheit, dass das Kleine ins Große wirkt, dass das Private auch politisch ist. […] Eine Glanzleistung, die alle Mitwirkenden in dieser Inszenierung abliefern. (Erika Rapthel-Kieser)
Schwarzwälder Bote, 13.07.2022
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„Aufstieg und Fall einer Firma“ – das klingt nach Brecht, nach Lehrstück und Dialektik. Die Mössinger Firma heißt Pausa, und in ihren denkmalgeschützten Hallen inszenierte Philipp Becker die Chronik des bewährten Lindenhof-Geschichtsschreibers Franz Xaver Ott mit Musik von Johannes Hofmann. Die ausverkaufte Premiere am Donnerstagabend war ein Fest und wohl auch der Höhepunkt des Festivals „100 Jahre Pausa – 100 Jahre Bauhaus“. An Brecht’schen Verfremdungseffekten fehlte es nicht. Deren Verdichtung – und eine ganz besondere Pointe – bewahrte sich „Aufstieg und Fall einer Firma“, Pausa – ein Stück Geschichte“ bis fast zum Schluss auf. Neben dem Lindenhof-Ensemble waren wieder die Württembergische Philharmonie Reutlingen und eine über 40 Mössinger Mitspieler starke Gruppe von Arbeiter-Statisten auf der Bühne. Dies Bühne und ihre schier unermessliche Tiefe spielte natürlich eine ganz eigene und besondere Rolle. […] Aus der Not dieser grandiosen Tiefe des Raums mit dem endlosen Laufsteg machte Regisseur Philipp Becker eine Tugend, die an die besten Zeiten des Tübinger Zimmertheaters erinnerte, als das Duo Dünßer-Kukla erstmals Video einsetzte. Zwei Leinwände vorn und eine weitere ganz am Ende der Bogenhalle wurden live von einem Filmteam aber auch mit vorgefertigten Clips und dokumentarischen Szenen bespielt: Perspektivenwechsel oder verrätselt-verfremdete Dopplung der Szene, Nahaufnahmen und Zoom aufs Fernste. [… ] In den zwei durchgängig tragenden Rollen des Pausa-Hausmeisters und der verschiedenen Schultesse (bis hin zum ersten OB Werner Fifka) glänzten Berthold Biesinger und der ewig die Fräcke wechselnde Karlheinz Schmitt. „Hört genau hin! Die Massen betreten die Bühne der Geschichte“, sagt der Ansager zum Einzug des Orchesters und der Statisten. Ein bisschen viel an Reden, Parolen, Berichten und Manifesten, auch an lehrhaften Sinnsprüchen und Merksätzen begleitet schon diesen Aufstiegsteil, während es an szenischer Handlung eher ein wenig mangelt. Aber die Neigung zum epischen Thesen-Theater gehört eben auch zur Brecht-Manier. (Martin Bernklau)
Reutlinger Generalanzeiger, 13.07.2019
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Am Donnerstagabend war die Premiere des Theaterstücks „Aufstieg und fall einer Firma. Pausa – ein Stück Geschichte“, in der Bogenhalle ausverkauft. Drei Stunden, 300 Zuschauer, 30 Musiker der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, das Lindenhof-Ensemble und Studierende der Züricher Hochschule der Künste, dazu noch über 40 Laiendarsteller aus Mössingen und der Region. […] „Herzlich willkommen zur Museumseröffnung“, ruft im Prolog der Bürgermeister, von Karlheinz Schmitt gespielt, den Gästen zu. Und tatsächlich: die Kulisse ist Museum, die Requisiten sind Ausstellungsobjekte. Die Zuschauer flanieren durch die Halle, entlang von Transportwagen und Telefonzentrale, Nähmaschine, Direktorenzimmer und Entwurfsatelier, sind gespannt auf die Geschichte, eigentlich schon mittendrin, und untereinander im Gespräch. […] Er sei begeistert, beeindruckt und gerührt, sagt Oberbürgermeister Michael Bulander in seiner Ansprache nach dem Stück. Viel Beifall für das ganze Ensemble. Den „gigantischen Eindruck“ der Halle im Zusammenklang mit Ausstellung, Schauspiel, Musik, Videoinstallation beeindruckte Sybille Maisch. Sie hat bei Herta-Maria Witzmann studiert, der berühmten Innenarchitektin, die einst die Besprechungs- und Empfangsräume im Pausa-Verwaltungsgebäude ausstattete. „Es ist wunderbar gelungen“, sagt Baubürgermeister Martin Gönner, spricht vom Mut der Theatermacher, die Dinge zu überhöhen. Das löse bestimmt Diskussionen aus, vermutet er. Und das solle es ja auch. Die Bogenhalle sei „faszinierend und faszinierend in Szene gesetzt“. (Susanne Wiedmann)
Schwäbisches Tagblatt, 13.07.2019
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Beim Rundgang durch die Bogenhalle bekommen die Zuschauer einen visuellen Vorgeschmack auf den „Aufstieg und Fall einer Firma“, die dann in drei Stunden mit vierzig Komparsen, den Reutlinger Symphonikern und einem mehr als zwanzig Schauspieler umfassenden Ensemble des Theaters Lindenhof grandios in Szene gesetzt wird. Eine gigantische Halle, eine gigantische Zahl an Beteiligten, ein gigantischer Theaterabend. […] Wie das Bühnengeschehen und die Filmszenen nahtlos ineinander übergehen, ist eine der zahlreichen Qualitäten dieses Theaterabends, eines überquellenden Füllhorns an Ideen, Räumen, Figuren. Der Autor Franz Xaver Ott hat mit diesem Stück mehr als eine Firmengeschichte geschrieben. Hier werden auch Hölderlin und Wolfgang Herrendorf zitiert, es treten auf: der Tod in vielerlei Gestalt und drei strickende Schicksalsgöttinnen, das Orchester spielt Ausschnitte einer eigens komponierten Symphonie, und die NS-Ideologie lässt den Bürgermeister zappeln, als sei er in die Fänge von Lord Voldemort geraten. Aber den Lindenhöflern gelingt es mal wieder, Volkstheater im besten Sinne zu machen: Denn das Volk, die Arbeiter, die fast immer gegenwärtig am Drucktisch sind, stehen im Mittelpunkt und bei allen ästhetischen Regiefinessen ist es keine abstrakt-verkopfte, sondern eine sinnliche Inszenierung geworden. […] „Ein Stück Geschichte“ heißt das Drama im Untertitel. Und genau das – wer macht sich wann welches Bild über die Vergangenheit und zu welchem Zweck – wird am End enoch mit einem Cpup in Szene gesetzt: wenn die junge Schauspielerin Isabelle Stauffenberg in einer persönlichen Ansprache ihren Großonkel ins Spiel bringt. Ein brillant gesetzter Stolperstein als Schlusspunkt eines großen Theaterabends. (Dorothee Schöpfer)
Stuttgarter Zeitung, 17.07.2019
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Schmalz hat den Stoff zeitgemäß, sprachgewaltig, mit Wortwitz und teils beißender Ironie verarbeitet. Die Handlung spielt im Hier und Jetzt, im Garten eines Superreichen. Was das Stück, inszeniert von Gastregisseur Hartmut Wickert, sehenswert macht, ist neben seinem beißenden Sarkasmus und seinen aktuellen Bezügen – das allein würde allerdings nicht ausreichen – die schauspielerische Leistung gerade von Franz Xaver Ott, der grandios einen Kotzbrocken verkörpert, der für Geld über Leichen geht und darüber Gott vergessen hat. Genauso gut auf der Bühne Berthold Biesinger, der die Rolle des Mammons darstellt. Gnadenlos auch er, überall dabei, aber keine Stütze, wenn es um das Leben geht. Was die Aufführung daneben empfehlenswert, so wirklich besonders macht, sind die Kulisse der Ruine Hohenmelchingen, das darin eigearbeitete Bühnenbild, die Licht- und Tonregie. (Matthias Badura)
Hohenzollerische Zeitung, 19.07.2022
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„Die Neubearbeitung des österreichischen Autors Ferdinand Schmalz katapultiert Hugo von Hofmannsthals traditioneller gehaltene Fassung des „Jedermann“-Stoffs aus mittelalterlichen Mysterienspielen in den eigentlich abgeschotteten Garten eines finanziell erfolgreichen Geschäftsmanns hinein. Die offene Ansprache des Publikums und anderer Figuren, im fliegenden Wechsel zwischen Formulierungen in erster und dritter Person, auch changierende Gedankengänge und plötzliche Gesinnungswechsel prägen das anderthalbstündige Stück und tragen zur großen Kurzweil bei: Wer den „Jedermann“-Stoff bereits kennt, bekommt auf dem riesigen Holztisch, den das Melchinger Theater Lindenhof auf 820 Metern Höhe zwischen die Überreste der Burg Hohenmelchingen zimmerte, eine recht aufwendig inszenierte Kulturkritik serviert. Archaische Floskeln, hastig vorgebrachte Kritikfragmente am westlichen Finanzsystem, die dann doch im allgemeinen Partytaumel untergehen, den einordnenden Chor der Teuflisch Guten Gesellschaft (Rino Hosennen, Hannah Im Hof, Luca Zahn) – all das führt das Team um Regisseur Hartmut Wickert zu einem zeitgenössischen Kommentar zusammen, dem ein nur selten aussetzender Techno Beat (DJs sind Julia Koch und Samuel Kübler) der Spaßgesellschaft zugrunde liegt. In Inhalt und Form setzt das Lindenhof-Team zum spektakulären Ruinenerlebnis einer möglicherweise ruinösen gesellschaftlichen Entwicklung an." (Monica Brana)
Schwäbisches Tagblatt, 18.07.2022
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„'Das Spiel vom Sterben eines reichen Mannes' ist zum ähnlich jämmerlichen Ende eines coolen Investors und Spekulanten geworden. Der Rhythmus schlägt anderthalb Stunden durch bis auf ein paar jähe Stillstände. Als Herzschlag-Beat kommt er von den DJ’s Julia Koch und Samuel Kübler oberhalb der völlig kargen hölzernen Bühne mit rotem Vorhang, vor der sich der Regisseur einen Laufsteg nach vorn zimmern ließ, sonst nichts. Im Glanz ihres eleganten Kostüms entwickelt Linda Schlepps als Buhlschaft Tod nicht nur Strahlkraft, sondern auch eine Intensität, die sie von der Allegorie zur Figur aus Fleisch und Blut macht. Als sie zur finalen faustischen Wette hin dem sterbenden Jedermann aufträgt, er solle „a schene Leich abgebba“ wird der Spagat klar, den das literarisch-schwäbische Volkstheater Lindenhof da macht zum steil allegorischen Welttheater und zum hohen Hoffmannsthal Ton hin, der noch konterkariert wird duch das Fegefeuer der antikapitalistisch angeschärften Sprache des Bearbeiters Fedinand Schmalz, wie sie Berthold Biesinger deklamiert „Geld zeugt Zeit. Das Geld fickt für dich!“ (Martin Bernklau)
Reutlinger Generalanzeiger, 18.07.2022
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Geschlechtervielfalt, Genderthemen, die heutigen Umtriebe unserer Gesellschaft: Die Inszenierung des Theaters Lindenhof macht Molières letzte Komödie wieder aktuell. Dem direkten Umfeld des Protagonisten stinkt es gewaltig, und das nicht nur wegen der vielen Fürze. Wer den privilegierten Wehleidigen nach einem verzweifelten und als "libidinös" kritisierten Opernduett der beiden Liebenden am Ende umdreht, ist seine untergebene Hausangestellte. Verkleidet als Dr. Johnson@Johnson-AstraZeneca-Biontech-Novavax treibt sie Argan durch die Androhung eines zweiten Darmausgangs am Vorderhin, gelegt mit "schmerzfreier" Durchschusstechnik" seine Leiden aus. Das Publikum hatte Spaß daran, den Helden mit umzuerziehen, damit er zur Erkenntnis gelangt. (Heike Rommel)
Bietigheimer Zeitung, 04.07.2022
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Was das altbewährte Duo Susanne Hinkelbein und Berthold Biesinger bei der Premiere seines Programms „Hinter eines Baumes Rinde“ auf die Bühne brachte, ist mehr als eine Nummernrevue: Mit bizarren Sprachverdrehungen, witzigen Wortschöpfungen, mit kleinen Szenen und zahlreichen Klavierkompositionen von Heinz Erhardt gelang es den beiden im Theater Lindenhof, dem unvergessenen Humoristen auf die Schliche zu kommen. Da ergeht sich Berthold Biesinger in wilden Rittergeschichten, schelmischen Chansons und verquer-tierischen Erläuterungen, die dem Erhardtschen Spieltrieb mit sprachlicher Vieldeutigkeit folgen. Beeindruckend ist es allemal, mit was für einer Fülle von Texten und Gedichten der Lindenhof-Schauspieler umgeht und jongliert. Wie es sich für eine Hommage gehört, huldigen Biesinger und Hinkelbein ihrem Idol nicht in blanker Nachahmung, sondern bringen eigene Fertigkeiten und humoristische Zutaten mit ein. (Jürgen Spiess)
Reutlinger Generalanzeiger, 05.04.2022
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Expressiv, expressionistisch, viel Bewegung auf der Bühne, kaum Text; sich windende, miteinander ringende, sich umreisende, sich umtanzende Gestalten. Wirkmächtige Bilder, immense Ausdruckskraft der Körpersprache, Regieeinfälle, die in Erinnerung bleiben werden. […] Auch wenn man sich auf der Suche nach dem roten Faden mitunter allein gelassen fühlt oder sich heillos verirrt glaubt – langweilig ist das Stück keine Minute, im Gegenteil es fesselt den Zuschauer – wenn er bereit ist, sich auf das Dargebotene einzulassen. Es passiert viel auf der Bühne, es herrscht ständig Bewegung, das Stück „fließt“. Matthias Badura
Hohenzollerische Zeitung, 5.3.2022
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Ein Stück mit durchgängiger Handlung sollte man nicht erwarten. Eher ein spielerisch angelegtes, oder besser: aus dem Spiel heraus gewonnenes, bildstarkes und poetisches Gespinst. Wobei sich die Poesie lediglich in zwei, drei Situationen aus den Worten ergibt. […] Es ist schon erstaunlich, wie das Ensemble hier die Sprachen wechselt. Mal Englisch, Deutsch oder Flämisch hört man die Figuren Sprechen. Man ist als Zuschauer, auch durch den Wechsel des Tons, beständig hin- und hergeworfen zwischen den Emotionen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler geben an dem Abend alles. Ungewohnt, sie mit verhältnismäßig wenig Wortanteil zu erleben. Dafür ist die Bilderfülle umso größer. Und diese Bilder graben sich tief ins Unterbewusstsein ein. Christoph Ströhle
Reutlinger Generalanzeiger, 5.3.2022
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Durch die äußerst gute In-Szene-Setzung von „Wald/Forest“ wurde auch deutlich, wie zerbrechlich Realität sein kann. Insofern ist dieses Werk zudem hoch aktuell. Denn es spiegelt auch jene Fragilität von Wirklichkeit, die – teils unterschwellig – ob der schon Jahre anhaltenden Pandemie präsent ist und gegenwärtig erst recht, weil es nach sehr langer Zeit wieder Krieg in Europa gibt. […] Es ist ein Theaterstück, das zum Nachdenken, aber auch zum Handeln auffordert, über den Klimawandel, den Kosmos Wald und über Tod und Leben“. Willy Beyer
Schwarzwälder Bote, 7.3.2022
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Dass die Volkshochschule mit dieser prallen Komödie in einer schwierigen Zeit auf das richtige Pferd gesetzt hat, belegten nicht nur die unter Corona-Bedingungen gut gefüllten Plätze, sondern ein anhaltend fasziniertes Publikum, das nicht mit Szenen- und Schlussapplaus sparte und dann mit strahlenden Mienen die Festhalle verließ. Die Ursachen hierfür sind in erster Linie in dem herzhaften und trefflich besetzten Spiel des professionellen Ensembles unter der Regie von Christoph Biermeier zu suchen. Allen voran Stefan Hallmayer als gleichermaßen gewiefter wie besorgter Brandner Kasper, sowie agil und ausdrucksstark Linda Schlepps als Knochenkarle, die zudem ungemein gelenkig als Urenkel-Kinder in einen Karton kroch. Weiter gefielen durchwegs in mehreren Rollen mächtig und präsent Gerd Plankenhorn, barock und berechnend Peter Höfermayer sowie wandlungsstark Carola Schwelien, Bernadette Hug und Luca Zahn. Wolfram Karrer verkörperte nicht nur diverse Engel, er begleitete zudem mit Akkordeon und Harmonium stimmig das Geschehen. Alles in allem mit einem runden Theater-Paket und einem furios musizierten Finale ein vergnüglicher Abend, dem gerne noch mehr Auftritte des Theater Lindenhof folgen dürfen. (Karl-Heinz Schweigert)
Schwäbische Zeitung, 16.01.2022
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Zwei Mann auf der Bühne, ein Diaprojektor samt Leinwand, ein paar Instrumente – viel mehr brauchen die beiden von Carola Schwelien inszenierten Protagonisten nicht: Quizmaster Bernhard Hurm und Musiker Wolfgang Karrer, der sich im Verlauf von »Übers Land« vom musikalischen Sidekick zum gleichberechtigten zweiten Frontman entwickelt, bieten eine fröhliche, chaotisch-rasante Mischung aus Quiz, Show und Konzert – vereint mit dem etwas altbackenen und spätestens seit Mitte der 1980er-Jahre verpönten Konzept des Dia-Abends. (Michael Sturm)
Reutlinger Generalanzeiger, 03.01.2022
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Lutz Hübner und Sarah Nemitz haben mit „Furor“ ein packendes Kammerspiel geschrieben, in dem Konflikte eskalieren und das in den Fokus genommene Objekt der eigenen Wut immer größer gefasst wird. Es ist beängstigend zu sehen, wie Franz Xaver Ott als Vertreter des Establishments und Luca Zahn als unterbezahlter Paketbote Jerome einander abchecken, mit Überheblicheit, Missgunst und Verachtung überziehen. Hier reden zwei Männer Tacheles miteinander, kommen Vorurteile auf den Tisch, die den Menschen dahinter fast völlig zum Verschwinden bringen. Thomas Unruhs Musik sorgt subtil für Unbehagen. Regisseurin und Ausstatterin Claudia Rüll Calame-Rosset inszeniert „Furor“ als großartiges Schauspieltheater, erschreckend intensiv und realistisch (…).
Reutlinger Generalanzeiger, 17.12.201
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Man ist ein bisschen mitgenommen am Ende von so viel Beziehungskonflikt und Spannung. Das also hat funktioniert in der Umsetzung von Regisseurin Claudia Rüll Calame-Rosset. Zum zweiten punktet das Stück von Lutz Hübner und Sarah Nemitz mit der Aktualität des Stoffs. […] Da sind zum einen die drei Schauspieler, ihre Präsenz. Und die Inszenierung der psychologischen Konflikte. Gerade im Herzstück des Dramas, dem Zweierkonflikt, nachdem die Mutter des überfahrenen Jungen auf Bitten ihres Neffen ihn und den Politiker eine halbe Stunde allein ließ – gelingt viel. Schön die immer wieder durchblitzende Unsicherheit im aggressiven Gebell des Neffen, seine ganze Unreife. Da ist Luca Zahn stark. Die Machtmittel des Neffen sind genau dann erschöpft, als der Politiker – im Tierreich würde man sagen – seine Kehle zum Biss anbietet. Die Tötungshemmung funktioniert auch hier. Wobei sie – wir sind ja beim Menschen – eben auch ein raffinierter finaler Triumph für Braubach ist, der seinem Gegenüber dessen ganze Machlosigkeit zeigt. Es gibt also Gelungenes, Sehenswertes. Und Hörenswertes: Musik, Geräusche, Stimmen, unterschwellig eingespeist (Musik: Thomas Unruh) und beunruhigend. (Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 18.12.2021
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Die beiden Lindenhöfler jonglieren querbeet mit allen möglichen Sprachen. Spielerisch werden Spuren gelegt zum nächsten Thema, aus scheinbar beiläufigen Unterhaltungen der beiden entwickelt sich ein Schlenker zum Fußball, zu Klinsmann oder zu schwäbischen Eigenheiten, die sie vor allem in der Sprache aufspüren.
Schwäbisches Tagblatt
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Zellmer und Hurm ließen ihre „Südlichen Tage“ in vielen Farben schillern, brachten Romeo und Julia auf den Fußballplatz, bahnten der Freiheit manche Gasse, lasen die Bürgschaft im Original und ließen Franz Mohr nach Venedig ausreisen. [...] Die beiden Künstler stellten erneut unter Beweis, dass sie offenbar in der Lage sind, ihr Repertoire neu zu erfinden und dabei aus ihrem Versprechen an das Publikum treu zu bleiben, nämlich einfach gute Unterhaltung mit ein bissle „Eschpritle“ zu bieten.
Hohenzollerische Zeitung
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Das Stück, „Südliche Tage“ ist voller Slapsticks, voller Unfug, voller Kindereien. Voller Schwabenwitz. Doch die Herren Zellmer und Hurm spielen untergründig und hinter-gründig auch eine unverwüstliche Zweimännerromanze (…) Sehen Sie! Staunen Sie über „zwei wahre Meisterturner der Literatur.
Süddeutsche Zeitung
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Liebe Lindenhöfler, was da vom Bildschirm in die Wohnzimmer, oder wie in meinem Fall im Büro aus dem Computer-Bildschirm kam, entbehrte nicht eurer kraftvollen Bühnenpräsenz, nicht der Spannung min dieser hochaktuellen Kriminalgeschichte und - dank ausgefeilter Kameraführung und Tontechnik- eines hautnahen Kulturerlebnisses. Als Zuschauer wird man hineingezogen in den Ablauf der Geschichte wie in einen Strudel und erkennt so manches wieder, was man erst jüngst in den Berichten über die skandalösen Zustände in Fleischfabriken, Mastanlagen und Wohnheimen osteuropäischer, unterbezahlter Leiharbeiter gelesen und in Dokumentationen gesehen hat. Die Geschichte entwickelt sich rasant, die Spannung steuert unweigerlich auf den Höhepunkt des Stückes zu, bei dem am Schluss alle aufeinandertreffen. Ein toller Theaterabend. [Besprechung der digitalen Voraufführung] (Erika Rapthel-Kieser)
Schwarzwälder Bote, 12.12.2020
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"Es wird spannend. Und ganz schön grausam am Ende. Und am Ende, wenn sich die einzelnen Erzähl-, beziehungsweise Handlungsstränge verknüpfen, gibt es den nachgereichten Tod. Schön, dass der Großindustrielle (Gerd Plankenhorn) nicht nur in Werbebeiträgen auf TV zu sehen ist, sondern auch auf dem Handydisplay. Mit Franz Otts Bauernsterben-Bauer gibt es ein genuines und sehr zu Herzen gehendes Lindenhof-Thema im Stück. Kathrin Kestler hat sich mit der dritten osteuropäischen Niedriglohnarbeiterin ihrer Lindenhoflaufbahn endlich eine besondere Urkunde verdient. Und Linda Schlepps transportiert die gesamte Energie einer jugendlichen Weltverbesserin. Die moderne Fleischindustrie als Skandalon: Da sind die Lindenhöfler am Puls der Zeit, ein starkes Thema. (Peter Ertle) [Besprechung der digitalen Voraufführung]
Schwäbisches Tagblatt, 11.12.2020
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Die Theaterbesucher bekommen drei Monologe von je etwa einer halben Stunde zu hören und zu sehen, gehen von Raum zu Raum. Zusammen ergeben diese Monologe unter dem Strick das desaströse Bild einer entmoralisierten Industrie. Ein hartes Kotzbrocken-Stück - nicht nur für Fleischesser. Die Grundlage ist der Kriminalroman von Wolfgang Schorlau "Am zwölften Tag". In der zusammengeschmirgelten Version des Lindenhofs spielt Denglers Erzählperspektive allerdings keine Rolle. Er wird lediglich am Rande erwähnt, als Vater eines der Tierschützer. Der Lindenhof lässt nun vier der über 300 Roman-Protagonisten zu Wort kommen. Das reicht, um das Bild abzurunden. (Erika Rapthel-Kieser)
Schwarzwälder Bote, 18.10.2021
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Die gestreamte 70 Minuten lange Fassung zeigte in schneller Schnittfolge packendes Erzähltheater. Nathtlos sprach eine der Akteurinnen weiter, sobald ein anderer aufgehört hatte, und nahm die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in die eigene Erlebniswelt. Erst nachdem der thetearabend weit fortgeschritten war, erkannte man- über die Figur des skrupellosen Fleischindustriellen Carsten Osterhannes hinaus, an dem sich alle abarbeiten - dass alle drei Schilderungen miteinander verbunden sind. Eindrücklich ist Kestlers Spiel. Mit der von ihr dargestellten Figur wundert man sich als Zuschauer, dass in einem zivilisierten Land wie Deutschland offebnbar über menschen- und tierverachtende Ausbeutung, wie sie Stück geschildert wird, hinweggesehen wird. Dicht, intensiv führt das Stück drei miteinander verflochtene Schicksale vor die Augen. Das Tempo ist durch die raschen Wechsel der Erzählperspektive hoch. Eindrücklich ist, dass vor allem die Menschen mit ihren Ängsten und Sorgen im Mittelpunkt stehen. [Besprechung der digitalen Voraufführung] (Christoph Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 09.12.2020
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Die Zuschauer finden sich in einem mehrdimensionalen Universum zwischen Wolken, dörflicher Enge und himmlischen Weiten wieder, zwischen barockem P(r)unk und goldenen Bilderrahmen. Hier trifft große Kunst auf planken Unsinn und Klamauk. Nach viel apokalyptischem Gedonner, Geblitze, Nebel und Jüngsten Gerichten ist am Ende ungefähr alles wieder so, wie’s sein soll. Dazwischen spielt sich eine Kostüm-, Sprach-, Ausstattungs-, Slapstick-, und Action-Orgie erster Güte ab, voller Effekte, Tüll, Blümchenmuster, Frivolitäten, Engelsgeflügel und Puderperücken, die Wolfram Karrer an Akkordeon und Harmonium stimmungsvoll begleitet. (Kathrin Kipp)
Reutlinger Generalanzeiger, 02.11.2021
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Gefühlig präsentieren sich die „Schwabologen“ Berthold Biesinger und Bernhard Hurm, als sie sich in der zweiten Folge ihrer „Spätzle mit Soß“-Kleinkunst-Sause freuen: „Gut, wieder hier zu sein“ und wenn sie einmal mehr den Schwaben hinterfragen, mit Liedern und Lyrik von Hannes Wader, Sebastian Blau bis Manfred Hepperle. Unter der Regie von Boris Rosenberger geht es dabei zurück bis zu den Ursprüngen des Seins, als sich beim Urknall jede Menge Spätzlesmehl, Karfoffelschnitz und Kehrwochenstaub zu einem Klumpen altbackener Materie formte: Der Schwabe. […] Bernhard Hurm präsentiert sich in allen Lebens-, Gedichts- und Gemütslagen abwechselnd emsig, störrisch oder verzweifelt. Oft auch alles gleichzeitig, während Berthold Biesinger lieber ganz bodenständig tief ins Glas schaut und darüber sinniert, ob die Welt nicht besser wäre, wenn man Kaffee, Cola und Pepsi nicht „eigschleppt“ hätt. Die zwei Bruddler machen nämlich auch Kapitalismus- und Konsumkritik. […] In einer Show, die eher poetisch dezent als mit großen Schenkelklopfern daherkommt. Aber am Ende noch richtig in Schung gerät, wenn die beiden Spätzlesexperten als „Die Fantastischen Zwei“ noch einen wunderschönen Rap hinlegen: „Wo ischs am Schennschde? Dohanne!“ Da grölt sogar das Publikum ein wenig mit. (Kathrin Kipp)
Reutlinger Generalanzeiger, 18.09.2021
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"Bernhard Hurm und Berthold Biesinger harmonieren wieder wunderbar, ob als Wissenschaftler, als Dichter, als Wirt und Gast, als Händler und Kunde. Sie wandeln von der einen in die nächste Rolle. Am besten sind sie, wenn es um die Details geht, um die Besonderheiten des Dialekts, um schwäbische Spitzfindigkeiten und wenn - ja, auch da kommen Hurm und Biesinger gelegentlich an - Bezug zur Gegenwart gelingt. Im Zentrum bleibt auf der Bühne ein Overhead-Projektor, der Räume schafft. Für akustische Kulissen sorgen Instrumente, Hintergrundgeräusche im Wirtshaus gelingen mit einem Loop-Gerät. Regisseur Boris Rosenberger ist es gelungen, etwas Neues aus dem Format zu machen. " Moritz Siebert
Schwäbisches Tagblatt, 18.09.2021
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„Endlich. Endlich dürfen die Darsteller des Melchinger Theaters Lindenhof wieder vor Publikum aufspielen. Und das darf endlich wieder gemeinsam lachen. Über Krankheiten und den Tod. Über Vakzine, Mediziner und über den Zustand der Welt. Molières „Der eingebildete Kranke“ ist das „Must-see“ dieses Theatersommers. […] Da stimmt alles: die brillanten schauspielerischen Leistungen mit einer strahlenden Carola Schwelien als Hausangestellte Toinette, das mit edlen Stoffen, schrill-bunten Kostümen und einem mobil-schrägen Untergrund versehene Himmelbett von Ausstatterin Claudia Rüll Calame-Rosset und die von Regisseur Christoph Biermeier und Dramaturg Georg Kistner verfügten radikalen Streichungen und augenzwinkernd-schwäbischen Ergänzungen im ursprünglichen Text. Es ist das Bühnenwerk für die Pandemiejahre.“ (Erika Rapthel-Kieser)
Schwarzwälder Bote, 27.06.2021
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„Die Geschichte könnte auch so in die Corona-Zeit passen, Ott hat die Steilvorlage aus der Barockzeit freilich in ihren Aussagen noch erheblich zugespitzt. Was vermag die Medizin zu leisten? Sind Mediziner Scharlatane und nur aufs Geld aus? Wer ist im Besitz der richtigen Heilmethoden? Die Zwischentöne und das, was nachdenklich stimmt, liegen in dem von Franz Xaver Ott aufbereiteten Text – nicht im Ausdruck der Aufführung. Es geht laut zu auf der Bühne; saftig, mitunter schrill, überbieten sich die Aktuer in ihren Vorwürfen, Beschimpfungen, Zorn- oder Freudenausbrüchen und falschen oder echten Liebesschwüren. Komödiantisch, exzessiv: Volkstheater, Sommertheater!“ (Matthias Badura)
Hohenzollerische Zeitung, 08.06.2021
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„In ihren extravaganten Kostümen hat sich Argans Entourage, bunt wie Paradiesvögel, in einem Habitat breitgemacht, das man als seinen Enddarm deuten kann – das Bühnenbild zeigt unverkennbar an der hinteren Bühnenwand einen Schließmuskel. In die Musik von Thomas Unruh sind zudem – dezent – Blähgeräusche eingearbeitet. Das Stück funktioniert bis heute wunderbar als Typenkomödie in der Tradition der Commedia dell’arte. Der schwäbische Zungenschlag passt dabei sowohl zum Deftigen wie zum Gedrechselten (…). Über weite Strecken kommt man sich vor, als sehe man einen Louis-de-Funès-Film – so physisch ist das Spiel, so comichaft herausgestoßen sind die erschrockenen Ohs und Uhs. Bei der Premiere wurde viel und herzlich gelacht. Biermeiers auf Tempo getrimmte Inszenierung, die überbordende Spielfreude der Akteure und die gleichermaßen schrille wie gediegene opulente Ausstattung sorgen für einen unbeschwerten Theaterabend an der frischen Luft“. (Christoph Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 04.06.2021
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„Ein Blähbauch mit donnernden Fürzen steht am Anfang, der Lindenhof spielt das Stück zur Pandemie: Bernhard Hurm brilliert in Schlafrock und Zipfelmütze als Argan im „Eingebildeten Kranken“. Franz Xaver Otts Bearbeitung transportiert den Klassiker von Molière dialektisch in Mundart, Regisseur Christoph Biermeier macht einen habhaften Schwank aus der Geschichte, wie der Hypochonder Argan von den Ärzten kuriert wird. Das geschieht mit „Ahs“ und „Uhs“ und „Ohs“ und deftigen Sprüchen zu großzügig verabreichten Einläufen. Reihenweise fallen sie in Ohnmacht und spielen mit der Sprache, bis die Sprache mit ihnen spielt. Die Mimen sind grell geschinkt und verwandeln juchzend und gackernd die dargestellten Typen in regelrechte Karikaturen. Der Arzt Dr. Diarrhörius (herrlich sinister: Ott im Pumuckl-Outfit) nimmt Argan nach Strich und Faden aus und betrügt ihn mit seiner zweiten Frau Béline (Kathrin Kestler männermörderisch mit fränkischer Schwertgosch). Argans Tochter heißt hier nicht Angelique, sondern Vaccine – passend in Corona Zeiten. Linda Schlepps spielt sie virtuos glucksend und gicksend und schmachtend und schmollend. Der Vater will die Tochter mit dem Sohn des Doktors verkuppeln (Berthold Biesinger als herrlich schwäbelnder Schwadroneur mit Lämmerperücke). Doch die Tochter liebt den Musikus Cléante (Luca Zahn), der als Theater im Theater ein Schäferstündchen als Singspiel inszeniert und den Schafskopf von Nebenbuhler „mäh“ rufen lässt. Am Ende geht alles gut aus, weil die Haushälterin Toinette (Glanzrolle für Carola Schwelien) den Kranken heilt (….). Toinette stellt die Diagnose – nicht weniger als die „Krankheit Mensch“ wird hier verhandelt.“ (Matthias Reichert)
Schwäbisches Tagblatt, 04. Juni 2021
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„Sagen wir es mal so, es gibt zwei Hauptpersonen: Manfred, diesen knitzen schwäbischen Halodri und Selfmademan. Und: Das Grundgesetz – das er sich für seine Aufgabe qua Weiterbildungsschnellbleiche schnell mal drauf geschafft. Sowohl Manfred wie auch das Grundgesetz machen phasenweise Spaß. Dazwischen fühlt man sich immer wieder wie im Geschichtsunterricht, allerdings in einem, den man selbst gern gehabt hätte. Einem Geschichtsunterreicht, der den Finger auf die Wunden des nicht Eingelösten legt, auf all die Tricks, mit denen das Gesetz durch Nichtbefolgung, Auslegung, Hinzufügung ausgetrickst wurde und wird. Axel Krauße hat einige schöne Ideen, ein paar bittere Pillen und Augenöffner für den Zuschauer parat. “
Schwäbisches Tagblatt, 04.11.2020
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„In der Scheune des Lindenhof wirbelt Manfred als Solokünstler um seine Strandbar. Wenn dem Geist des Grundgesetzes seiner Meinung nach zu hart zugesetzt wird, zerquetscht er die Limette für den Caipi mit besonderer Inbrunst. Alles in allem ist der von Stefan Hallmayer und Axel Krauße geschriebene Theatermonolog mit dem Untertitel „Angriffslustiger Kabarett-Konter eines Verfassungspatrioten“ kein Stoff fürs Schenkelklopfen. Lohnen wäre ein Besuch einer Aufführung aber allemal.“
Reutlinger Generalanzeiger, 03.11.2020
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„Und während er den Zuschauern erklärt, was bei seinen Touristen der bevorzugte Sundowner ist, der Drink zur Abendstunde, dämmert so Manchem, dass da Einiges schieflief mit dem Versuch, das deutsche Grundgesetz mit Leben zu erfüllen und ihm und damit den Menschen, von denen und für die es gemacht wurde, gerecht zu werden. Aber das, so sagt Manfred, während er seine kleine Bar hinter die Bühne schiebt, hätten ja alle gemeinsam dann doch wieder in der eigenen Hand.“
Schwarzwälder Bote, 02.11.2020
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Weniger überzogen, aber nicht weniger tragikomisch und berührend als die Filmvorlage hat Regisseur Heiner Kondschak das Stück mit einem wunderbaren Berthold Biesinger in der Hauptrolle inszeniert. Und Kondschak hat auch noch Musik hinzugefügt: neben Songs aus seiner eigenen Feder lieferte der Regisseur an diesem Abend gleich noch persönlich die Klavierbegleitung.[...] Wo Dieter Hallervorden als Amandus im Film herzhaft anzüglich agiert, bleibt Biesinger verhaltener. Pikante Witze serviert er fast verstohlen. Und allein schon sein schwäbischer Einschlag suggeriert Gemächlichkeit. Biesinger gibt bewusst auch ruhigen, achdenklichen Momenten Raum. Etwa, wenn Amandus sich seiner zunehmenden Defizite schmerzhaft bewusst wird. Das tut der Rolle gut.
Grenzbote, Tuttlingen, 22.10.2020
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"Allmählich wird man hineingezogen in die Welt Hyperions, tun sich zeitlos aktuelle Parallelen auf, etwa wenn sich sein Freund Alabanda mit den stumpfen, gewalttätigen Handlangern der Revolution einlässt. Die Welt verändern, das will auch Hyperion, gewiss. Aber im Geist der Liebe. Den Frieden, den er in der Natur erlebt, - wo jetzt, um halbzehn schreiend die Krähen ihre Schlafplätze suchen - die alles erfüllende Liebe, die er in Diotima findet, er will dieses Privatglück zum kollektiven Menschenglück ausdehnen. Geht gründlich schief. [...] Diese schmerzlichen Dialoge zwischen Diotima und Hyperion, wenn er ins Leben = die Schlacht hinaus muss, sie, mother nature and godness' daughter, ihn halten will, ihn schließlich versteht, ziehen lässt - da entsteht Theater, das machen Linda Schleppps und Martin Obertz gut, Olbertz, der seinen Text mit einer Fremdheit und Naivität spricht, dass man sofort einen Hölderlin vor Augen hat. Wenn Diotima schreibt, schreibt auch Linda Schlepps, zumindest wenn man zu ihr hochguckt, dann sieht man ihre Schreibhand sich bewegen. Hyperion liest ihre Zeilen im gleichen Moment, schöne Simultanität, man sieht es am Mienenspiel von Martin Olbertz. Mehr Schauspiel ist nicht drin, auf Stühlen in luftiger Höhe festgebunden." (Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 20.07.2020
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Der Herzerlfresser ist Groteske und Moritat, Volksstück und Zeitstück, schrille Variante absurden Theaters mit allerhand Slapstick-Komik und Travestie. Und die durchaus modischen Accessoires von Öko, Krimi, Mystery dürfen nicht fehlen. Die Mischung macht’s. Das alles, versteht sich, mit seinem Gran an Ironie. Reich an Bildern und Symbolen, Allegorien und Anspielungen steigt die Sprache von Ferdinand Schmalz mit Blankversen, Reimen und chorischen Sentenzen in geradezu klassische Theaterhöhen, stürzt aber lustvoll wieder ab in die hohle Phrasendrescherei der Gegenwart. Das alles wird in sorgsamer Licht-, Farb- und Klangregie auf sparsam-funktionaler Bühne – am Ende bricht sie zusammen – in Szene gesetzt. Die Musik wechselt mühelos vom gregorianischen Mönchston über elektronischen Sphärenklang ins Bierzelt. Man tanzt auch Cha-Cha-Cha. Vielleicht fehlt es der rasanten Revue mit ihrem ungemein dichten Text bei der Premiere noch ein wenig an Tempo und Leichtigkeit, so in Richtung Billy Wilder. Aber das kann noch kommen.“ (Martin Bernklau)
Reutlinger Generalanzeiger, 02.03.2020
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„Christoph Biermeier hat seine Freude dran, die Sprachfinessen des Autors durch kleine Pausen oder Betonungen gegen den Strich hörbar werden zu lassen. Er tut auch viel um sowohl das Volksstückhafte, wie das Kunststückhafte und das Trashige zu bedienen. Und während Ferdinand Schmalz knarzend und komisch, manchmal aber auch sehr durchsichtig-allegorisch den herzlosen Verkauf des Menschen an den Markt besingt, fragt man sich kurz, ob seine Figurenwelt nicht noch verrückter, schräger, künstlicher, choreographierter angelegt gehört hätte – wo nun allerdings auch allerhand passiert: Ein blutüberströmter Metzgermeister beklagt des Dramas Pathos-Höhepunkt – das Verstummen des Menschen, wo er doch schreien müsste. Die Bühne kippt, das Eröffnungsfest tobt, padum, padum, padum, Eifersucht auch – in der Nacht der langen Messer und schnellen Pistolen. Wo derbste Komödie und packende Dramatik sich plötzlich aufs Schönste verwurschteln.“ (Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 04.03.2020
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Regisseur Philipp Becker und Markus Bauer: Sie wollen Friedrich Hölderlin "vorbehaltlos und neu begegnen", ausdrücklich nicht den im Turm gefangenen Dichter zeigen, der entfremdet und wahnsinnig nach Freiheit lechzt, sondern den optimistischen, den Sänger der Tat. Eine "Annäherung", ein Experimentaltheater ist bei der szenisch umrahmten Text-Collage für ein Schauspieler-Quartett und zwei Musiker herausgekommen, das man mutig nennen kann. (...) Die Rahmenhandlung aus der Gegenwart, einer "Götternacht", ist Geplauder und Geplänkel, aber auch Gezerfe und Geraune zur unlösbaren Frage, was Hölderlin mit alldem heutzutage zu tun haben könnte. Gegen Ende gibt es mehr Bildhaftes. Gemeinsam richten sie unverdrossen aus Müll einen Mast auf, setzen Segel auf ihrem Narrenschiff, einem Totenschiff, steigen eine Jakobsleiter hinauf gen Himmel, der Leere entgegen. Auch so versucht die Inszenierung in den magischen Sog von Hölderlins Hohem Ton zu ziehen. Ausdrücklich feiern die Spieler "die Schönheit der Texte". So gut das oft gelingt, es ist och kein Drama, kein lebenspralles Theater geworden. (Martin Bernklau)
Reutlinger Generalanzeiger, 17.02.2020
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Regisseur Philipp Becker und dem Ensemble gelingt im neuen Lindenhof-Stück eine vielschichtige und kritische Annäherung an Friedrich Hölderlin. Nicht einfach, aber anregend. Fragen werden aufgeworfen, die Antworten darauf geben Passagen und Collagen aus Hölderlins Werk. In gewaltigen Worten ging es da bei der Premiere am Samstag vorwärts, was für eine Sprache, welche Schönheit, was hatte der Mann, den viele für geistesgestört hielten, für einen sprachlichen Einfallsreichtum. Man möchte sich da vieles merken, um es selbst einmal in Wort oder Schrift anzubringen. Schwierig ist das allerdings insofern, als bei Hölderlin ein Wortgipfel den anderen überragt, es fällt schwer, etwas festzuhalten, ein Gedankenkosmos eröffnet den nächsten, einen von ihnen wirklich zu betreten bleib beim atemlosen Zuhören keine Zeit. (…) Langweilig wird es in der Aufführung nicht. Dafür sorgen auch die musikalischen Beiträge, das Wechselspiel eines Akkordeons und eines Monochords. Eines der Verdienste der Lindenhof-Aufführung ist es, dass sie ganz bewusst auch auf die Schwachstellen des Hölderlin’schen Werkes aufmerksam macht. (Matthias Badura)
Hohenzollerische Zeitung, 18.02.2020
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Ein Tisch an dem alle beteiligt sind. Auf den alles kommt, was anliegt. Ein Tisch, der heute fehlt. So einem Gemeinschaftsakt galt die Sehnsucht Hölderlins, auch wenn ihm privat und politisch irgendwann so viel zerbrach, dass er den Tisch fortan nur noch in seinem Inneren aufbaute oder auf dem Papier, seine Welt einzig in die Dichtung transzendierte. Auf die es dann auch bei diesem Tischhölderlin immer mehr hinausläuft, bevor am Ende, der Sehnsucht ins Ungebundene folgend, die Segel gesetzt werden. (…) Zum Tisch haben die Lindenhöfler eine Legende geschaffen: Ein Ausschuss tagt. Eine Wiedervorlage wohl. Trägt das? Es trägt zur Unterhaltung bei. Und ist eine Möglichkeit Hölderlins Verse zu rezitieren, rauszuholen aus dem Buch oder einer Dichterlesung, zu beleben in Form eine Schauspiels. Imbedding Hölderlin. Jedes Gedicht von H. eine Gegenwartsdiagnose. Geht das? Überzeugt das? In Hölderlin steckt viel. Mit ihm kann man viel machen, was den Wert des so Gestifteten zwar schmälert, aber zum Leben gehört es, was wir wollen, schreibt Hölderlin, auch was wir Heutigen wollen, und also in Hölderlin finden. (…) Im Prinzip ist dieser Abende eine zum Theaterstück erweiterte Leseprobe, wie da alle Künstler um den Tisch sitzen, dazwischen und in zweiter Reihe die Zuschauer. Und die Schauspieler überlegen, wie man es angehen und was es uns heute noch sagen könnte. (…) Ja es ist lustig zwischendurch. Der intellektuelle Spaß eines Ensembles, das sich die Freiheit nimmt zu spielen, aufzubrechen, wohin es will, ohne Rücksicht auf Popularität, Publikumserwartungen, Haltbarkeit. Aber Hölderlins Verse. Die halten jetzt schon seit 200 Jahren. Und blinken und blitzen in diesem Stück. Mächtigen Goldadern gleich durchziehen sie das Theatergestein dieses Abends, drum rum vier Ritter der Hölderlinschen Tafelrunde, auf der Suche nach dem Gral. (Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 19.02.2020
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Es ist grundsätzlich ein tapferes Unterfangen, sich eines so berühmten Stoffs anzunehmen. Doch dem Theater Lindenhof ist das mit "Honig im Kopf" wunderbar gelungen. (...) Es ist eine feine Gratwanderung zwischen dem Lachen, das einem mitunter im Hals stecken bleiben möchte, und dem Weinen, das einem tief im herzen wehtut. Berthold Biesinger spielt den an Alzheimer Leidenden Amandus Rosenbach mit glaubhafter Intensität. Vor allem bleibt dem mitunter hadernden Großvater sein knitzer Humor. Dennoch werden die Ängste und Qualen des einstigen Tierarztes nahbar und gehen tief unter die Haut. Die versierten Theatermacher haben sich eines Stücks angenommen, das gesellschaftlich wichtig und sinnstiftend ist - weil es Trost spendet, gerührt, zum Nachdenken bringt. (Von Katja Weiger)
Südwestpresse, Albstadt
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Indem Manni und Chantal immer wieder die Situationen, die auf sie zukommen durchspielen, hoffen sie, diese in den Griff zu bekommen. Bisweilen erinnert das an Vicco von Bülows Erwin-Lindemann-Sketch. Und etwas von der erbsenzählerischen Wortversessenheit eines Karl Valentin steckt auch drin, wenn Chantal ihren Manni durch ihre Korrekturen und dummschlauen Nachfragen fast zur Weißglut bringt. Doch die beiden lieben einander auch, genießen das gemeinsame Abenteuer und träumen von einer Hochzeit in Las Vegas. In einer Szene tanzen sie stylish wie John Travolta und Uma Thurman im Quentin-Tarantino-Film „Pulp Fiction“. Die Musik, die das Planen und Tüfteln untermalt, vermittelt die Coolness, in der sich das Paar selbst gern sieht – Steven Soderberghs „Ocean’s Eleven“ lässt grüßen. Mannis und Chantals schräge Art zu kommunizieren und das durchaus inspirierende Spiel von Bernhard Hurm und Carola Schwelien machen die Inszenierung letztlich sehenswert. Von Christoph B. Ströhle.
Reutlinger Generalanzeiger, 02.12.2019
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„Das sind zweifelsfrei die dümmsten Bankräuber de Kriminalgeschichte: Auf den Spuren eines legendären Gangsterpaares ziehen Manni und Chantal auf große Diebestour - und Scheitern grandios. Paraderollen für Bernhard Hurm und Carola Schwelien: Eingangs tapsen sie in einen alten Keller, den sie als Versteck ausgewählt haben. Allein bis sie das Licht ankriegen, dauert zehn Minuten. Slapstick pur – und die Zuschauer sind schnell begeistert. Vergnügliche Räuberpistole mit zwei glänzend aufgelegten Akteuren, kongenial in Szene gesetzt im Kellerversteck mit Neonlicht. Und zugleich ein Stück, das gleich doppelt Nostalgie atmet: Einmal die große Freiheit der späten 60er, und zum anderen 90-er-Nostalgie mit richtigen Straßenkarten“. Matthias Reichert
Schwäbisches Tagblatt
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„Mit dem dargestellten Wechselspiel der Gefühle und den überraschenden Wendungen im Skript können Carola Schwelien und Bernhard Hurm als Komödianten auf der Bühne glänzen. Da sitzt jedes Augenrollen und jedes Achselzucken und bringt das Publikum immer wieder zum Lachen. Die Musik tut ein Übriges, Manni und Chantal in den Kontext der Generation der „jungen Alten“ zu rücken. Sie tanzen zu „Born to be wild“ eben auch wild auf der Bühne und ernten Szenenapplaus (…). Dass sie ausgerechnet in diesem trostlosen Lager das Glück und die Erfüllung ihrer Träume finden und ihnen erlaubt wird, noch einmal in völlig neue Rollen zu schlüpfen - es bleibt eine Komödie nach dem Motto: "Ende gut - alles gut".“ Erika Rapthel-Kieser
Schwarzwälder Bote
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„Deshalb tanzen streiten und versöhnen sich die kriminellen Traumtänzer was das Zeug hält in dieser Inszenierung, leben von Luft, Liebe und Kaffee, Phantasien und vermeintlich genialen Plänen. Manni und Chantal sind stets intensiv im Hier und Jetzt, auch wenn sie durch Eigeninitiative nie auf einen grünen Zweig kommen. Eigentlich tragisch, permanent gegen sein Schicksal anzurennen, ohne jemals etwas zu erreichen. Schweliens Chantal erträgt es mit Fassung und Würde – ein kurzes emotionales Gedächtnis kann auch ein Segen sein. Hurm dagegen lässt seinen Manni mit der Knarre herumfuchteln und alle erdenklichen emotionalen Facetten durchleben als eine Mischung aus herrschsüchtigem Lederjacken – Obermacker und so bockigem wie begeisterungsfähigem Kleinkind. Am Ende sehen wir „Bonnie, heute im Kleid“ – und Clyde im Glück“. Kathrin Kipp
Reutlinger Nachrichten
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"Wer die Geschichte um den Dorfrichter Adam im Gerichtssaal verfolgt, schlüpft unwillkürlich ebenfalls in eine andere Rolle. Er avanciert zum "Prozessbeobachter" und wird dadurch Teil des Ensembles um Regisseur Franz Xaver Ott (...). Wie ein Insekt, das sich in einem Spinnennetz zu verfangen droht, verstrickt sich Richter Adam immer tiefer in einer Sache, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint. Meisterhaft versteht es Bernhard Hurm, sein Winden zum Ausdruck zu bringen; die Qualen, die sich auf dem von Schweißperlen bedeckten Gesicht des Dorfrichters abzeichnen, während ihn die übrigen Beteiligten mit nicht weniger rhetorischem Ausdrucksvermögen immer weiter in die Enge treiben". (Von Andrea Maute)
Schwarzwälder Bote, 08.11.2019
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„Großartig war die darstellerische Leistung von Berthold Biesinger, er spielte die Demenz des Amandus Rosenbach glaubhaft und lebensecht. Biesinger also als alter Mann, der in seiner ganzen Hilflosigkeit doch seine Würde bewahrt, dem man aber auch seine Angst und seine Seelenqual anmerkt. (…) Man schloss ihn sofort ins Herz. Den Rest dieser Sympathie hat Linda Schlepps hinzu gekarrt, die seine Nichte Tilda spielte, das kleine Mädchen, das ihren Großvater liebt, das an ihn glaubt und ihm neue Energie schenkt. Seicht? Heile Welt? Nein anrührend, berührend, nachdenklich stimmend. Am Ende der Vorstellung, bevor der Applaus losbrach, flossen bei mindestens einer Zuschauerin die Tränen. Man kann das Stück, in das Heiner Kondschak zudem mehrere eingängige Lieder hineingeschrieben hat, empfehlen.“ Von Matthias Badura.
Hohenzollerische Zeitung, 04.11.2019
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"Die Zuschauer, während der Aufführung zum Teil zu Tränen gerührt, trampelten und juchzten und holten mit ihrem Beifall das Ensemble immer wieder hitner dem Vorhang hervor. Das lag nicht nur an der sensiblen Bearbeitung von Regisseur und Musiker Heiner Kondschak, sondern auch am überragenden Spiel von Berthold Biesinger. Berthold Biesinger verkörpert den ins Vergessen abdriftenden Senior Amandus Rosenbach so glaubwürdig und integer, dass man ihn manchmal am liebsten einfach in den Arm nehmen würde. Das Thema Alzheimer, das Til Schweiger mit "Honig im Kopf" zum Erfolgsstreifen gemacht hat, geht auch als Bühnenstück unter die Haut. So sehr die Szenen berühren, es darf auch gelacht werden. Etwa, wenn Opa Amandus auf der Trauerfeier von seiner Frau Margarethe ungeniert von deren großen Brüsten schwärmt (...). Heiner Kondschak tritt nicht nur in den kleinen Rollen auf, als Arzt, Bahnhofswärter, Kellner oder Hotelmitarbeiter, er hat auch einige Lieder komponiert. Lieder, die wenn Biesinger sie vorträgt, tief berühren. Ein Geniestreich fast, dass Opas letztes Lied "Es geht eine dunkle Wolke herein..." ein symbolträchtiges Abschiedslied aus dem 16. Jahrhundert ist." (Von Erika Rapthel-Kieser)
Schwarzwälder Bote, 06.11.2019
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„Starke Schauspielerleistungen machen den Abend zum Erlebnis. Die Gratwanderung zwischen Ernst und Komik gelingt. Berthold Biesinger schlüpft in die Rolle des Alzheimer-Patienten Amandus Rosenbach, den vor ihm auf der Leinwand Dieter Hallervorden und Nick Nolte verkörpert haben (…) Biesinger findet seinen eigenen Ton. Nicht so schnoddrig wie Hallervorden kommt er in den lustigen Szenen rüber, aber die Pointen sitzen und das Zusammenspiel mit Linda Schlepps, die seine Enkelin Tilda spielt, ist grandios, weil zutiefst menschlich. (…) Die Lieder, die Heiner Kondschak, zugleich Regisseur und mehrfacher Nebendarsteller, für die Figur des Amandus geschrieben hat, sind ein echter Gewinn für das Stück. Darin reflektiert der ehemalige Tierarzt seine Situation. Wie es ist, >>wenn der Kopf sich von allein entlädt<<.“ Christoph B. Ströhle
Reutlinger Generalanzeiger, 04.11.2019
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"Mensch und Maschine - oder Mensch oder Maschine? Das ist auch eine der Grundfragen im musikalischen Bühnenspiel von Wolfgang Schnitzer und Stefan Hallmayer mit dem Titel "Homo ex Data", das den dritten Teil einer Trilogie zum derzeitigen Festival "100 Jahre Pausa" bildet: Wie gelingt es dem Menschen in der Informationsflut den Kopf oben zu behalten und nicht digital unterzugehen? Denker vom Shakespear-Zeitgenossen Francis Bacon bis Julian Nida-Rümelin, dem Philosophen und Kulturstaatsminister im ersten Kabinett Schröder, haben sich dieser Thematik angenommen, die am Ende der Mössinger Aufführung in dem einfachen Satz zusammengefasst wird: Wie wollen wir leben? Wir leben derzeit im beschleunigten Multitasking-Modus, in Mössingen wunderbar sinnverwirrend dargestellt im Original-Referat des 1948 geborgenen, Reymond Kurzweil, US-Autor, Erfinder, Director of Engineering bei Google (...) auf der Bühne der Pausa-Bogenhalle auf genussfördernde acht Minuten gekürzt, vom bewundernswert unermüdlichen Sven Edler am Schlagzeug kommentiert. (...) Assoziationen zuhauf und gehäuft, wenn Wolfgang Schnitzer zu Peter Weibel (ZKM-Karlsruhe-Direktor) "Open Codes" erzeugt: Akustische Ereignisse auf Röhren, Zimbeln, Flaschen und Spachtel, die sich dank Rechnertechnik zu einem Klangband verbinden. Oder Joachim Gröschel, der mit Bogen gestrichene Vibraphonkläne sphärisch auf Moholy-Nagys erstaunlich prophetische Bauhaus-Schriften treffen lässt. (...) Michael Armingeon gelang es grafisch interessant, die überbordende Informationsflut zu projizieren und zu präsentieren. (...) Intellektuelle Nahrung, verbunden mit fünffacher Sinneswahrnehmung: ein Konzept, welches das rund hundertköpfige Publikum in Mössingen konzentriert, zuweilen auch mit Humor goutierte. Begeisterter Applaus, als Bassist Steffen Hollenweger den Drive zu einer Cool-Improvisation mit Joachim "Lionel" Gröschel und Sven Edler beisteuerte - echte HI at it's best. Und großer Beifall am Ende, als die tanzenden künstlichen Nullen und Einsen dem humanen Dauerriff kaum zu folgen vermochten. Eine Stunde Großkunst (...)." Von Alfred Gloger
Schwäbisches Tagblatt, 23.09.2019
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"Der Regisseur Christof Küster hätte aus den Häftlingsschicksalen zahllose Stücke inszenieren können, ihm blieb aber nur der Versuch einer repräsentativen Auswahl. Auch wenn er besonders das 20. Jahrhundert im Parforceritt abhandelt, gelingt ihm die Herausforderung. Zunächst wird die Geschichte Marianne Pirkers erzählt. Der Weg vom Star zur gebrochenen Frau, die durch die Haft ihre Stimme verlor, spielt eindrücklich die Sängerin Sandra Hartmann. Während des gesamten Stücks bietet sie ergreifende Gesangseinlagen. Darauf folgt das Schicksal des Dichters Christan Friedrich Daniel Schubart [...]. Die Originalzitate, mit denen das Stück vornehmlich arbeitet, entwickeln hier eine besondere Kraft. Schubarts Briefe und Gedichte aus der Isolationshaft sind wortgewaltige, erschütternde Zeugnisse einer Zeit rechtsfreier Barbarei. [...] Im gesamten Stück spielt der "Remstalrebell" Helmut Palmer eine tragende Rolle [...]. Auf einer Metaebene tritt er clownesk auf und ruft seine Wut über den deutschen Untertanengeist in den Himmel. Überhaupt spart das Ensemble nicht mit lustigen Einlagen, auch die Rolle des Wärters ist süffisant ausgelegt. Bei der Tragik der Schicksale mag man sich fragen, ob solch Klamauk angebracht ist, doch die Darsteller schaffen die Balance zwischen Trauer und Ironie. [...] Als Zuschauer verlässt man nachdenklich den Asperg, dieses Brennglas deutscher Geschichte. Es ist schwer, von der Performance vor den unentrinnbaren Mauern nicht beeindruckt zu sein." (Von Fabian Stetzler)
Stuttgarter Zeitung, 14.09.2019
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"Unter dem kritischen Blick des Gerichtsrates Walter (Martin Olbertz) und den gezielten Fragen des Gerichtsschreibers Licht (Karlheinz Schmitt) ist Dorfrichter Adam (Bernhard Hurm) im Stück dazu verdammt, einen Prozess gegen sich selbst zu führen. Umso amüsanter ist es zu beobachten, wie Adam sich um Kopf und Kragen redet, anderen die Schuld in die Schuhe schieben will und sich in seine Lügen verstrickt, während Eves Mutter (Carola Schwelien) und Ruprechts Vater (Peter Höfermayer) geifern und disputieren. Vor allem das Mienenspiel von Gerichtsrat Walter, Schreiber Licht und Richter Adam – während dieser alle Versuche, die Wahrheit zu finden, torpediert – hält die Spannung hoch. Genial ist zudem die sprachliche Doppelbödigkeit des Stücks, etwa beim Schreiber, der seinem Namen entsprechend Licht ins Dunkel bringen will. Um zu erkennen, dass sich vieles aus der Komödie auch heute in einem Prozess abspielen könnte, braucht es die teils modernen Kostüme und Utensilien auf der Bühne gar nicht. Auf der Bühne des Schwurgerichtssaals nimmt das Stück den Zuschauern durch Wortwitz und Symbolik genau das, was sonst viele in Zusammenhang mit einem Gerichtssaal empfinden – Berührungsängste – und macht dabei doch klar, dass an diesem Ort etwas ganz Zentrales passiert: dass Recht gesprochen wird." (Jasmin Cools)
Schwarzwälder Bote, 30.05.2019
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Die Bearbeitung eines Filmstoffes für die Bühne kann hier in mehrfacher Hinsicht als beispielhaft und absolut geglückt bezeichnet werden. Der schwäbische Dialekt macht die Eigenheiten, Mentalität, Denkweise und Geschichte der Menschen im Land sichtbar, ohne dass er als Sprache der Trottel und Dumpfbacken daherkommt. Spannende aktuelle Themen werden auf sehr unterhaltsame und doch realistische Weise verhandelt. Ein lebendiges Bühnenspiel ganz in der speziellen Theater Lindenhof-Tradition, bodenständig, intellektuell vorzeigbar und wundervoll gespielt! (Arnim Bauer)
Ludwigsburger Kreiszeitung, 30.03.2019
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Es ist das Verdienst des großartig aufspielenden Lindenhof-Ensembles, dass die Balance zwischen schwäbisch-gewitzter Heimatkomödie und hochaktuellem Wirtschaftsdrama so gut gelingt. Hervorragend die schauspielerischen Leistungen: Jede Figur hat Tiefe, wirkt authentisch und überzeugend. (Bettina Nowakowski)
Bietigheimer Zeitung, 30.03.2019
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Regisseur Christoph Biermeier und seine Darsteller Linda Schlepps, Gerd Plankenhorn und Stefan Hallmayer nähern sich Goethes zentralem Werk mit radikal heutigen Mitteln als Menschen, die ihre Rollen, die sie spielen, hin und wieder auch tauschen und hinterfragen an. Zur Besonderheit von Biermeiers Inszenierung und Georg Kistners dramaturgischem Konzept gehört es, dass im Spiel der Darsteller – wie in einer offenen Laborsituation – alles möglich ist. Da werden Szenen variiert, wiederholt und verworfen. Da werfen sich die Akteure Textstellen um die Ohren, die für oder gegen etwas sprechen. Da wird im Stil rechtsradikaler Bands musikalisch gepoltert (in Auerbachs Keller) Oder Heinz alias Faust, der im Stil Harvey Weinsteins Gretchen im Bademantel empfangen hat, gibt sich selbst singend mit den Worten „I Did It My Way“ die Absolution. Viel hat Biermeier in den Theaterabend hineingepackt, wie die Flüchtlinge, die vor Europas Küsten im Meer ertrinken. Es ist aber auch immer wieder erstaunlich, wie viel in „Faust“ über Dinge, die uns heute beschäftigen, drin steckt. Die Schauspieler geben den ganzen Abend lang alles, immer bereit, vom Jetzt in den Originaltext und seine Empfindungen abzutauchen, um im nächsten Moment die vorgefundene Situation zu konterkarieren oder auch hemmungslos gegen den Strich zu bürsten. (Christoph B. Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 04.03.2019
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"Bernhard Hurm und Carola Schwelien präsentieren sich im Stück "Postkasten-Leerung No. 1" in flotter Briefträgermontur mehr oder weniger ironisch als Showmaster, putschen sich mit Jingles auf, programmieren die Stoppuhr und lassen sogar das Publikum entscheiden, wie lange es sich die Interaktiv-Sause und multiauktioriale Zettel-Sinfonie gefallen lassen will. [...] Applaus gibt's reichlich für die philosophisch-interaktive Impro-Show, bei der die zwei Sichselbstdarsteller auch einiges von sich selbst preisgeben - nicht nur ihre Libelingsrezepte (Zwiebelrostbraten)." (Kathrin Kipp)
Reutlinger Generalanzeiger
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„In diesem Format spielt das Publikum seine Karten aus, und die Lindenhof-Schauspieler Carola Schwelien und Bernhard Hurm können zur Hochform auflaufen und alle komödiantischen Register ziehen. Aus der Premiere der „Postkasten-Leerung No. 1“ machen sie eine turbulente Performance. Und was da gerade dran kommt, rezitiert, gespielt und beantwortet werden soll, bestimmt das Glücksrad. Natürlich prallen da die schrägsten Kombinationen aufeinander – fast wie im richtigen Leben. Hurm kann da mal ganz den augenzwinkernden, schwäbischen Blödler geben und mal das belesene, tiefe Wahrheiten aussprechende Seelchen. Das ist oft quietschvergnügt und hintersinnig.“ (Erika Rapthel-Kieser)
Schwarzwälder Bote, 18.12.1018
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„Die Künstler und Musiker Berthold Biesinger, Gerd Plankenhorn, Mona Maria Weiblen und Wolfram Karrer fassen „Nachbarschaft“ 90 Minuten lang in Worte und Töne. Da werden die Nachbarn zur Linken und zur Rechten besungen, die mit denen man kann, und die anderen, mit denen man eben nicht zurechtkommt. Da geht es um Grenzziehungen und Argwohn, ums miesepetrige Beobachten der Nächsten, um Mordgelüste, ausgeborgte Schneeschaufeln oder Bratentöpfe, aber auch um gemeinsame Feiern, Freundschaften, Liebeleien und Toleranz. […] Derlei in schräge Töne und eingängige Liedchen verpackte Querschnitte beherrscht in der Region keiner so gut wie Heiner Kondschak.“ Erika Rapthel-Kieser, 26.11.2018
Schwarzwälder Bote
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Regisseur Heiner Kondschak und seine Schauspieler treiben den Streit am Gartenzaun erst auf die schlimmste Spitze und weiten den Blick dann auf die ganze Welt. Die politische Betrachtung hat Platz neben der Dorfsoziologie. (…) Sehr geschickt zeigt dieses Stück immer wieder, wie nahe alles beisammen liegt, wie seltsam widersinnig der Zank doch ist. (…) Der Witz kommt immer wieder um die Ecke, die Musik. Berthold Biesinger, Wolfram Karrer, Gerd Plankenhorn und Mona Maria Weiblen sind mal empört, mal launig, böse, traurig. Musicaldarstellerin Weiblen bezaubert sehr, mit Stimme und komödiantischem Charme. (…) Saxofone, Klarinette, Trompete und Akkordeon jubeln und schreien. Zur Ukulele greifen sie schließlich alle und singen Tom Waits, Hannes Wader und Reinhard Mey. Dass sich das nicht beißt, der Liedermachertext ins Kostüm einer jüngeren Generation passt und auch noch sonst manches nebeneinander steht, was sich fremd ist, beweist: Es kann auch klappen, mit den Nachbarn. Thomas Morawitzky, 19.11.2018
Reutlinger Generalanzeiger
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Es gibt so Theaterabende, die sind verhältnismäßig klein, von ihrem Anspruch, der Dauer, dem Genre her. Was fürs Vergnügen, so nebenbei, nicht zu lang. So ein Stück ist „Hallo Nachbar!“ (…) Schon sind wir mitten im Liedgut dieses Abends, das sich von geistlicher Musik über den Chanson, den Schlager bis hin zum gerappten Uppfff Bomm Tschk bewegt, Hauptsache das Thema stimmt in diesem ehrenwerten Haus, der kleine Kneipe, Tür an Tür mit Alice, in der Tomwaitsland eingedeutschten Naaaachbarschaft. (…) Mona Weiblen bläst in ihr Saxophon als wärs der traurig trunkene Mond persönlich. Wie sie die arge Not der Nächte Wand an Wand zum Ex-Lover mit seiner neuen, Ja-Jaa-Jaa-Benjaaaaamin seufzenden Flamme besingt, ist im Nummernranking dieses Abends weit oben. Auf Platz eins aber liegt Gerd Plankenhorns einsamer, nölender Schwabenkauznachbar, zum Steinerweichen komisch, echt und anrührend. (…) Der Abend hat seine melancholischen Seiten, aber eben auch kämpferische, politische Momente. „Nachbarschaft“ heißt da in Zeiten der Migrationsströme plötzlich viel mehr.(…) Das kriegen nicht viele hin. Auch nicht viele der großen, wichtigen Stücke. Und also verneigen wir uns hiermit vor Regisseur Heiner Kondschak und dem Ensemble. Peter Ertle, 20.11.2018
Schwäbisches Tagblatt
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Aufgespielt haben sie als Könner an Posaune, Akkordeon, Mundharmonika, Klarinette, Horn, Saxophon, Trommel, Ukulele, Gitarre und Percussions. Sie intonierten Seemanns-Lieder und Western-Songs, spielten Märsche, rappten, jazzten, rockten und gefielen nicht zuletzt mit ihrem mehrstimmigen A-capella-Gesang. Komödiantische Unterhaltung mit Musik hatten sie versprochen – und gehalten! (Waltraud Wolf, 12.11.2018 )
Schwäbische Zeitung
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"Unter der Regie von Christoph Biermeier ist über zwei Stunden ein stark emotionales, stimmungsgeladenes Stück entstanden, das seine Darsteller bis an die Grenze des Existenzverlustes treibt. Das von der Aussichtslosigkeit des Einzelnen erzählt, wenn er aus dem System kippt, nicht mehr gebraucht wird - nicht mal als Clown. Was einzig bleibt, ist der Zusammenhalt , mit dem sie oben auf de Drehbühne musikalisch brillieren". Babette Caesar, 11.11.2018
Schwäbische Zeitung
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"Nach und nach erzählen sie einander ihre Lebensgeschichten. So weit ist das eine pfiffige Idee, liebevoll und mit reichlich Kolorit, sie hat auch ein reales Vorbild. Das Schachduell am erhöhten Ecktisch fügt sich trefflich in die Kneipenatmosphäre. Doch dann kommt es knüppeldick. Chaim hat die ganze Begegnung inszeniert. Gespielt ist das glänzend. Aber die Geschichte...nun ja, ein winziges bisschen konstruiert ist sie vielleicht schon. Aber Kneipenwirte kennen noch ganz andere biografische Verwicklungen". (Matthias Reichert, 18.11.20198)
Schwäbisches Tagblatt
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"Stefan Hallmayer gerät mit seinem Oberhuber in so manche argumentatorische Zwickmühle. Er spielt ihn so elegant wie rustikal, als so feurigen wie schnell beleidigten Hitzkopf, der, wenn ihm was nicht passt, schon auch mal das (unfertige) Schachspiel vom Tisch fegt oder gleich die Flucht ergreift. Aber Martin Olbertz, der seinen Chaim mit einem östlichen Akzentdeutsch versieht, steht ihm in Sachen Ausgefuchstheit und Reizbarkeit in Nichts nach. Und so entfaltet sich ein knackiger Schlagabtausch, bei dem jeder meint, er hätte den anderen intellektuell schon längst im Sack. Bis zum Schluss bleibt spannend, welche neue Wendung die Ahnenforschung noch nimmt und wer die Fäden eigentlich in der Hand hält." Kathrin Kipp, 10.11.2018
Südwestpresse
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"Das Dialogische macht Spaß. Vor allem weil man merkt: Diese Frau will einem nichts vor den Latz knallen. Will sie dann doch, später. Und sie tut es so gutgelaunt zornig, dass es Spaß macht. Ja, dieser Abend ist so privat wie politisch, so ernst wie kindisch-verrückt. Dass Schleker/Marks/Schlepps mehr wollen als leichtes Wohnzimmerpillepalle, dass sie rangehen an das, was uns bis ins Wohnzimmer hinein oder aus ihm heraus bewegt, ist gut." Peter Ertle, 08.11.2018
Schwäbisches Tagblatt
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"Und freilich stehen sich da mit den beiden scharfsinnig argumentierenden Schachspielern Stefan Hallmayer als Adolf Oberhuber und dem Gastschauspieler Martin Olbertz als Chaim Eisenberg zwei Großmeister des Kammerspiels gegenüber. Beide entwerfen ihre Charaktere ebenso scharf- wie tiefsinnig. Mit den Spiel beginnt der verbale Schlagabtausch. Ein Parforceritt durch die Lieblingsthemen des Bildungsbürgertums, durch Psychologie, griechische Mythologie und natürlich auch die jüngere deutsche Geschichte samt ihrer Affären um Raubkunst und Restitutionszahlungen. Dem Lindenhof ist ein fulminanter Saisonstart gelungen. Eine Inszenierung, der man noch viele Zuschauer wünscht." Erika Rapthel-Kieser, 26.10.2018
Schwarzwälder Bote
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"Das Publikum in der Melchinger Gaststube mag die eine oder andere Wendung, die der österreichische Autor Stefan Vögel sich für 'Chaim und Adolf' ausgedacht hat, voraussehen, schon früh einen doppelten Boden durchschauen. Das aber macht nichts: 'Chaim und Adolf' ist ein Stück mit Witz und Schwung und sehr gelungenen Charakteren. Franz Xaver Ott als Wirt Martin, Stefan Hallmayer als Adolf und Martin Olbertz als Chaim spielen wunderbar und lebhaft die Kontrahenten - der eine fein und listig, der andere sensibel polternd, empört, mit mal gerötetem oder erblasstem Gesicht. Schnaufend vor Entrüstung und doch wieder versöhnlich sind sie beide und liefern sich herrliche Wortgefechte und schürfen wie nebenbei in der Geschichte [...]." Thomas Morawitzky, 27.10.2018
Reutlinger Generalanzeiger
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Wenn hier die Bergarbeiterkapelle auftritt, die Notenblätter nur mit Grubenlampen beleuchtet, ist man als Zuschauer schon ganz tief drin im Milieu der nordenglischen Kumpels. Die Konzert-im-Theater-Situation macht das Publikum im Regiekonzept von Christoph Biermeier implizit zu Mitspielern. Denn das Publikum, das ist hier die Gesellschaft, bei der die Bergarbeiter mit ihrer Not Gehör suchen. Der Reiz des Stoffs liegt im ständigen Kippen zwischen burleskem Schwank und menschlicher Tragödie. Das ist es, was die Lindenhöfler am besten können. Der Halbrunde, drehbare Bühnenaufbau ist dabei Konzertpodium wie Probenraum, ist Komödienkarussell wie Schicksalsrad. Mona Maria Weiblen bringt als junge Gloria viel Frische in die Aufführung. Weiblen verkörpert das mädchenhafte kess und bläst auch noch ein berückend schönes Solo auf dem Saxofon. Bernhard Hurm ist als alter Bergmannskumpel Danny ein Kapellmeister wie aus dem Bilderbuch: mal skurril und wunderlich, dann wieder tragische Gestalt. Die eigentliche Tragödie vollzieht sich jedoch an Gerd Plankenhorn als seinem Sohn Phil: vom Vater auf die Musik eingeschworen, von der Frau bedrängt, zerreißt es ihn förmlich. Ihm gelingt eine ergreifende Balance zwischen Komik und Abgründigkeit. Und das ist die Botschaft der Geschichte: Im Angesicht der kapitalistischen Zumutungen sitzen alle in einem Boot – oder in einer Kapelle. Dass es in diesem Fall eine durchaus reale Kapelle ist, hat dabei seinen ganz eigenen Charme. (Armin Knauer)
Reutlinger Generalanzeiger, 19.05.2018
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Christoph Biermeiers Regie ist wohltuend realistisch. Zum Beispiel im Blick auf das durchschnittliche Eheleben, in dem Mann und Frau sich nicht (mehr?) viel zu sagen haben. Oder im Blick auf die politische Haltung, wo doch die meisten heimlich lieber die angebotenen 20 000 als Abfindung nehmen würden als gegen die Schließung der Grube zu kämpfen. Aber realistisch heißt eben auch: Mit feinem Blick für die bei allen Problemen, aller Verkorkstheit doch vorhandene Liebe zwischen den Geschlechtern, mit Blick für die Verbundenheit der Leute mit ihrer Arbeit, ihrem Milieu. Die Kapelle macht richtig Spaß, bis zum großen Finale, dem erhebenden „You’ll never walk alone“. Beste Interpretation, kommt gleich hinter dem vieltausendkehligen Gesang an der Anfield Road! (Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 19.05.2018
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Die Melchinger Lauchertmusikanten verleihen der auf authentische Gefühle bedachten Inszenierung von Christoph Biermeier ordentlich Pfiff. Und so ist es ein toller Effekt, wenn die Brass-Band unter Nebel, mit Grubenlampen, verkohlten Gesichtern und Bergarbeiterkluft durch die Nacht streift. Oder um die Drehbühne in (stollen-) Gerüstoptik marschiert. Das hat man auch nicht alle Tage und passt außerdem hervorragend in den industriehistorischen Rahmen der Mössinger Pausa-Bogenhalle. Bernhard Hurm als eiserner Kapellmeister mit Staublunge versammelt mit seinen Angstaugen die ganze Tragik der Region in seinem Blick. Das Stück ist ganz auf Betroffenheit ausgelegt. Musik ist da keine Lösung, das weiß auch der sterbende Dirigent. Aber schön ist sie doch, und nicht nur dafür gab es bei der Premiere sehr viel Applaus. (Kathrin Kipp)
Hohenzollerische Zeitung, 19.05.2018
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Spielerisch ist es ihnen gelungen, sich von den Vorgaben des Films zu lösen. Wo der Streifen sich stellenweise etwas verzettelt, wirkt das Stück durch Kürzung und Komprimierung deutlicher, dichter und deshalb um so drängender. „Dieser Generation noch einmal zuhören, bevor sie geht“, war das Anliegen Stöhrs. Und immer dann, wenn Hurm als Bogenschütz von seiner verlorenen Jugend, vom Krieg, von der Verlogenheit des Nazi-Regimes erzählt, dem er anfangs auf den Leim gegangen war, wird die Tragikomödie dicht, fast beklemmend, und das Publikum ganz still. Das Theaterstück setzt der Textilindustrie von der Alb und ihren Firmenpatriarchen ein ebenso kritisches wie respektvolles Denkmal. Regisseur Hannes Stöhr und dem Ensemble ist ein Bravourstück gelungen. (Von Erika Rapthel-Kieser)
Schwarzwälder Bote, 06.03.2018
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Man wagt es kaum auszusprechen, doch das Bühnenstück schöpft die Konflikte, Schicksale, die Problematik und die Charaktere der Erzählung viel, viel tiefer aus, zeichnet sie viel schärfer als das Film-Original. Wer zu jung war, um zu erleben, wie im Bereich der Zollernalb eine ganze Branche (Textil) und über 100 000 Arbeitsplätze innerhalb weniger Jahre verdampften, der bekommt diese Epoche als tragikomisches Paradebeispiel im „Global Player“ vor Augen geführt. Zur Anschaulichkeit trägt bei, dass Bernhard Hurm lange nicht mehr so glänzend agierte wie in der Darstellung des Patriarchen Paul Bogenschütz (…). Man hatte am Samstag das Gefühl mitten im echten Leben zu sitzen, an Wirklichkeitsnähe übertrafen die Darstellungen sogar den Film. Diese Echtheit erstreckt sich nicht zuletzt auf die in der Geschichte verwobenen Kriegstraumata des Seniorchefs Paul Bogenschütz. Insgesamt ist damit ein großes Zeitbild entstanden: vom Wiederaufbau zum Strukturwandel der 80er bis heute. Beeindruckend imponierend. (Von Matthias Badura)
Hohenzollerische Zeitung, 05.03.2018
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Das Stück, das am Samstagabend vor vollem Haus Premiere feierte, hat das Zeug, zu einem echten Renner zu werden. Humor und Tiefgang, eine fein erzählte Tragikomödie mit Regionalbezug, heutige Figuren, an denen auch Molière und Shakespeare ihre Freude gehabt hätten, und ein vor Spielfreude nur so strotzendes Darstellerensemble machen den zweieinhalbstündigen Theaterabend zum Genuss. (…) Souverän, mit wunderbarem Gespür für die Schauspieler und den heimischen Dialekt setzt Stöhr um, was er sich vorgenommen hat: Heimat zu erforschen, aber nicht zu verklären. Volltreffer! (von Christoph Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 05.03.2018
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Das ist wieder eine Rolle wie maßgeschneidert für Bernhard Hurm: Alle spüren: Hier haben wir eine in ihrer schicksalhaften Verstrickung tragisch große Figur. Aktuell ist er in einen Kampf verstrickt, den er nicht mehr versteht und auf seine Art nicht mehr gewinnen kann – diese Vergeblichkeit, das Schlagen mit seinen gebrochenen Flügeln, das anfallartige Poltern und Bellen verleiht ihm zusätzlich Tragik – und jede Menge Komik. Gerd Plankenhorn als die andere ernstzunehmende, nahegehende Figur dieser Tragikomödie. Ein Mann von heute, Transitexistenz im Maßanzug, Ehe gescheitert, von so alltäglichen wie hochtechnischen Alltagsgeräuschen begleitet, das Handy summt, die Schranke am Flughafen Piepst, die Skypeverbindung tutet. Schon ein Guter, auch wenn er manchmal schlecht mitspielen muss. Gegen diese beiden bleiben die anderen Kinder im eher flachen Figurenbereich. Aber sonst ist das eine tragikomische, schwäbische Boulevardkomödie, vom Stoff her ein Muss für den Lindenhof, von der Regie her gediegen gearbeitet, brauchbar, gut, unterhaltsam. (Von Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 05.03.2018
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So manches Gericht, das Gerd Plankenhorn und Wolfram Karrer servierten, war schmackhaft. Die Zutaten, die Regisseur Heiner Kondschak zusammengeworfen hat, haben Biss, sind pikant und manchmal deftig. Das eine oder andere liegt auch schwer im Magen. Die altbewährten Rezepte werden mit schwarzem Humor und großer Musikalität aufgepeppt. Egal ob spanische Gitarrenmusik, französische Chansons oder treibenden Rap – die beiden Vollblutkünstler bereiten zur Freude der Fans so manches klingende Süppchen zu. Nach zwei schmackhaften Stunden mit einer Prise Tiefgang und einem Schlag Slapstick obendrauf gingen die Besucher jedenfalls satt nach Hause.
Fellbacher Zeitung, 26.02.2018
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„Die Inszenierung auf dem Himmelberg vor winterlicher Alb-Kulisse ist großartig (Bühne und Kostüme: Ilona Lenk): Mit Schuberts Klavier mitten in der Schneelandschaft, Trauer tragendem Baum, einem Reiter in der Ferne oder dem tapfer gegen den Wind kämpfenden Engel gelingen epische Bilder. Zwischen die traumhaften Bilder mischen sich beklemmende Szenen. Die Brücke zwischen Flüchtlingskrise und Winterreise zu schlagen, fällt dem Stück dann doch schwer. Es sind vier Geschichten, deren Handlung in losen Szenen auf dem Himmelberg angedeutet wird. Und all diese Geschichten müssen irgendwie in der zweiten Hälfte des Stücks in der Theaterscheune zu Ende erzählt werden. Die Chronistin (Ida Ott) hat große Mühe den Überblick zu halten. Eine Schubertiade endet schließlich mit ziemlich viel Klamauk in einer „multikulturellen Polonaise“. Trotz des Chaos, emotional ist die zweite Hälfte des Stücks dennoch. Dafür sorgen unter anderem Schuberts Musik in Arrangements von Susanne Hinkelbein und insbesondere die Geschichten der drei Geflüchteten aus Eritrea und Afghanistan, mit denen sie die Handlungen immer wieder in die Realität zerren. (Moritz Siebert)
Schwäbisches Tagblatt Tübingen, 21.12.2017
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Je höher sich das schmal Sträßlein zum Himmelberg hinaufwindet, desto mehr verwandelt sich das Ganze in einen surrealen Trip. Aus dem Busradio tönt trostloses Liedgut von Schubert: „ Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh` ich wieder aus“. Irgendwo draußen zieht wie in Zeitlupe ein einzelner Reiter vorbei. Oben angekommen, eröffnet sich den Reisenden ein grandioses Panorama: die weite, harte Alb. Schwäbisch-Sibirien, mit eisigen Böen und klirrender Kälte. Unter den riesigen Windrädern kann nun der Theaterspaziergang über die Weiten des Himmelbergs beginnen, eine Schneewanderung vorbei an szenischen Stationen, die von Flucht und Vertreibung künden: die „Melchinger Winterreise“. (…) [D]ie neue „Melchinger Winterreise“ will keine coole Analyse globaler Migrationsströme sein, sondern Theater mit Zuversicht, allen Ängsten zum Trotz. Biermeiers Neuinszenierung ist vieles zugleich: Zeitreise, Härtling-Autobiografie, ein Gang durch die Geschichte von Flucht und Vertreibung. Aber auch Traumspiel, Schubertiade, Integrationsfest und konkrete Utopie. (Michael Mailänder)
Stuttgarter Zeitung, 11.12.2017
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Die Bilder hätten nicht stärker sein können, der Winterwind kaum kälter: Die Premiere der neu erzählten "Winterreise" des Theaters Lindenhof in Melchingen ging wohl allen Besuchern unter die Haut: Nicht nur wegen des 40-minütigen Theater-Spaziergangs auf dem Himmelberg. Denn der war nur eine von fünf Stationen, Reisebus inklusive, durch die die Premierenbesucher da geschleust wurden. (…) Es ist ein logistisches Mammut-Werk, an das die Melchinger, an das sich Regisseur Christoph Biermeier und Dramaturg Georg Kistner da heranwagen, um für 150 Theaterbesucher, aufgeteilt in drei Gruppen, eine Geschichte von Heimatlosigkeit und Entwurzelung, von Einsamkeit und Erkaltung so eindrücklich in Szene zu setzen. Die Theatermacher von der Alb werfen da alles in die Waagschale, was sie haben: Ein verlässlich auf hohem Niveau agierendes Ensemble, den Gastschauspieler Rahul Chakraborty in der Rolle des Schubert, die Sopranistin und Gesangslehrerin Regina Greis, auch in der Rolle der Karoline von Esterhazy, die herausragende Komponistin Susanne Hinkelbein und vor allem den Mut, den Etat für ein ihnen wichtiges Projekt wohl bis an die Grenze zu strapazieren. (…) Der kleine Schönheitsfehler in einem ansonsten herausragenden Werk der darstellenden Kunst: Die Neu-Inszenierung weist gen Schluss Längen auf. Aus den drei Stunden werden dreieinhalb, die Hommage an den unlängst verstorbenen Autor und Freund Peter Härtling im letzten Teil gerät zu lang. Da wird manches doppelt erzählt oder noch einmal betont, was schon gesagt und schon gespielt wurde. Da hätte straffen gut getan, weniger wäre mehr gewesen. Trotzdem: auch diese "Winterreise" wird bleibende Spuren hinterlassen. Nicht nur im Schnee auf dem Himmelberg. (Erika Rapthel-Kieser)
Schwarzwälder Bote, 11.12.2017
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Zuschauer sind sie ja, aber auch Reisende, die das Unterwegssein, vor allem die Eiseskälte, den schneidenden Wind, am eigenen Körper spüren. (…)Auf der Bühne dann scheint die Zeit durch den Engel der Geschichte und die Chronistin (Ida Ott) wieder aufgehoben. Die einzelnen Schicksale auch von drei Menschen mit heutiger Fluchterfahrung (Ruta Abrahale und Haben Woldeheimanot aus Eritrea und Mohammad Noori aus Afghanistan) werden hier beleuchtet – von diesen Geflüchteten selbst, eingefasst von einfühlsamer Musik, die Susanne Hinkelbein (Klavier,) und Victor Oswald (Akkordeon) beisteuern. Das Publikum erlebt eine Schicksalsgemeinschaft von Entfremdeten, Traumatisierten über alle Zeit hinweg, nimmt Anteil, fühlt mit, Jeder der Zuschauer ein Kopfwanderer. Einer mit Herz auch, zur Empathie und zur Wärme fähig. (Christoph Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 11.12.2017
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Und so wird das Stationen-Stück zu einer Collage aus Mahnung und Poesie, Bild und Geschichte, Assoziation und Musik, Flüchtlingsbiografie und Selbsterfahrung für die Zuschauer. […] Der Zuschauer-Treck wandert vorbei an einem Flüchtlingszelt und einem Flüchtlings-Transporter, der im Graben gelandet ist. Auf der Höhe schieben ein paar Flüchtlinge ein Schlauchboot über den Schnee. Schuberts angehimmelte Karoline von Esterhazy singt gegen Wind und Kälte an.Irgendwo ist Härtlings Familie unterwegs auf der Flucht. Bernhard Hurms kleiner Peter hält die Fremde und den Hunger nicht mehr aus, rennt davon. Die Mutter wird von einem Rotarmisten vergewaltigt und begeht später Selbstmord. Der „Schutzpatron der Unbehausten“ und ewig getriebene Meister der Einsamkeit Schubert (Rahul Chakraborty) wird mit seinem Koffer vom Wind übers Gelände geweht, bis er auf Susanne Hinkelbein trifft, die mitten im Schnee Klavier spielt. Härtlings späterer Freund, der Maler Fritz Ruoff (Franz Xaver Ott), wiederum befeuert und schwärzt kahle Baumstämme. Auch er wird von den Nazis gefoltert. Das alles wird später in der Scheune erzählt, wo alle Geschichten, Figuren und Zeitebenen mit schönen Bildern, mit Schatten- und Stellungsspiel, einer Schiffschaukel (Bühnenbild: Ilona Lenk) und Schubert-Variationen assoziativ miteinander verwoben werden. (Von Kathrin Kipp)
Reutlinger Nachrichten, 10.12.2017
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Ein inszeniertes Hörstück von Wolfgang Schnitzer und Stefan Hallmayer" feierte in der Pausa in Mössingen Premiere – und setzte die Bauhausidee, verschiedene Künste zu einer Einheit zusammenzuführen, ausdrucksstark um. Das Publikum bekam bei der Premiere weder Komisches noch Leichtes geboten, sondern etwas Experimentelles, auf das es sich einlassen musste. Die Performance haben die fünf Künstler gemeinsam, sozusagen im "Prinzip Coop", auf die Beine gestellt: Es sind Theatermacher Stefan Hallmayer, Komponist Wolfgang Schnitzer, Michael Armingeon, Sven Edler und Steffen Hollenweger. Da entstanden vor einer – vielleicht etwas zu klein bemessenen Videoleinwand – beeindruckende Bilder aus Farbe und Licht, während Armingeon seine Hände spielerisch über einen Bildschirm gleiten ließ. Da tanzten kleine weiße oder rote Teilchen im Schwarmverhalten, wurden zu Notenpixeln und erzeugten Töne. Da verwandelten sich grafische Objekte mit Hilfe modernster Technik wie Echo, Hall, Verzerrer und Filter in bunte Bilder. Hallmayer zitierte, rezitierte und schrie Texte von Gropius, Mies van der Rohe, Oskar Schlemmer und Hannes Mayer ins Mikrofon. Oder er ließ sie, am Suchlauf eines alten Radios drehend, einfach als O-Ton abspielen. Er hatte diese Auszüge wohl gewählt. Die Künstler leisteten ihren Beitrag dazu, Lust zu machen auf mehr, Möglichkeiten nachzuspüren und sich einzulassen auf Unbekanntes. Prinzip Mut. (Erika Rapthel-Kieser )
Schwarzwälder Bote, 02.10.2017
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Die Stimmen der Bauhaus-Größen sind Kern des Werks. mal erklingen sie rezitiert, diejenigen von Gropius auch im Originalton nach einer Aufnahme aus dem Jahr 1968. Die musikalische Verarbeitung der Worte erfolgt sehr artifiziell und experimentell - an sich ist das Bühnenstück musikalisch sehr anspruchsvoll. Im insgesamt neunteiligen Hörstück wechseln schwerpunktmäßig instrumentelle Parts mit experimentellen: Schnitzer und Armingeon zaubern Klang- und Bildspektakel: Schnitzer erzeugt mit alltäglichen Gegenständen Geräusche auf einer Platte, die den Klang aufnimmt, der dann live elektronisch weiterentwickelt und verfremdet wird. [...]. Für die visuellen Effekte ist Armingeon zuständig. Die Formen und Farben auf der Leinwand reagieren auf den Klang. Mal zerlegen sich Strukturen kaleidoskopartig, mal organisch. Das ist sehr effektvoll. Obwohl kaum szenische Handlung im knapp einstündigen Stück vorgesehen ist und die Klangbilder lose aneinandergeknüpft sind, gelingt es dem Quintett, Spannung zu halten und Dramatik zu erzeugen. Die komplizierte Koordination auf der Bühne meistern sie souverän. Wie mit Ruhe Spektakel entstehen, ist beeindruckend. Das Stück zeigt auch auf, was wir aus den Ideen der berühmten Kunstschule für die Gegenwart mitnehmen können: Die Zuversicht und der Glaube daran, dass außerordentliche Dinge entstehen können. (Moritz Siebert)
Schwäbisches Tagblatt, 02.10.2017
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Leiden unter der Enge, Auflehnung, ein dionysischer Rausch: Das Theater Lindenhof erzählt mit naheliegenden und unkonventionellen Mitteln von drei Geistesgrößen, wie sie die Universitätsstadt Tübingen im 18. Jahrhundert gesehen hat: Johann Christian Friedrich Hölderlin aus Lauffen am Neckar, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling aus Leonberg und Georg Wilhelm Friedrich Hegel aus Stuttgart. Anna Hofmann, Silvio Kretschmer, Lucas Riedle, Annabelle Sersch und Julian-Nico Tzschentke, Schauspielstudenten an der Hochschule der Künste in Zürich, gaben dem Trio gemeinsam mit den Lindenhöflern Bernhard Hurm, Kathrin Kestler, Linda Schlepps, Franz Xaver Ott und Gerd Plankenhorn großartig Stimme und Gestalt. Ihr Auftreten muss vor allem als Ensembleleistung gewürdigt werden, folgt Beckers Regie doch einem dezidiert chorischen Prinzip, in dem die Rollenverteilung fließend ist. Die Textlast des Stückes erschlägt einen bisweilen fast. Substanz hat das alles und kommt überwiegend auch sprachmächtig daher. Die intensivsten Momente freilich sind die, in denen das Ensemble singt - »Das Wasser geht mir bis an die Seele« etwa - oder Lyrik rezitiert. Bühnenbildnerin Anna Jacobi hat das ohnehin imposante Gebäude zum theatralen Resonanzraum erweitert. Hinter den im Stück geöffneten Schiebetüren fällt der Blick auf reale Tübinger Baustellen. Eine Welt im Wandel. Vorproduzierte Videosequenzen und Liveübertragungen (verantwortlich: Oliver Feigl) geben der Aufführung Dynamik, beziehen Tübinger Stadtimpressionen und einen Rave auf dem Himmelberg bei Melchingen mit ein. So wird aus »In weiter Ferne, der Mensch« am Ende doch ein sinnlicher Abend. (Christoph B. Ströhle) Zum Artikel
Reutlinger Generalanzeiger, 21.07.2017
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"In weiter Ferne, der Mensch. Hegel Hölderlin Schelling Tübingen" ist mehr als eine bloße Nacherzählung der Ereignisse geworden. Umbruch, Aufruhr, Nähe und Ferne – die Lindenhöfler, unterstützt von Züricher Schauspielstudenten, spielen im und mit dem Raum und springen durch die Zeit. Begeistert reagierte das Publikum bei der Premiere auf die Aufführung. Besonders beeindruckte das Zusammenspiel der jungen Züricher Nachwuchsschauspieler und der "alten Hasen" des Lindenhofs. Der Güterbahnhof bildet die gelungen Kulisse, war er doch in den Neunzigerjahren selbst Ort so mancher Technoparty. (Michael Oehler) Artikel online
Schwarzwälder Bote, 23.07.2017
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Dass ein Theaterstück über die größte Dichter- und Denker-WG aller Zeiten vom Ursprungsort (Evangelischen Stift) an diesen zeitlos unwirtlichen Flecken Erde verlegt werden musste, hat etwas Befreiendes. Das Stück "In weiter Ferne, der Mensch" ist ein Auftragswerk, das der Dramatiker Markus Bauer fürs Lindenhoftheater geschrieben hat. Bauer hat dazu eine sehr ambitionierte Gedankenspielfassung über das Scheitern und Sichverflüchtigen hochfliegender Ideal verfertigt, bringt zunächst die Spekulationen über diese früh-"revolutionäre Zelle" gehörig zum Traben (...). Philipp Beckers Regie fährt einiges auf: Eine gelegentlich mit Konzertflügel durch den Raum gleitende Musikerin Susanne Hinkelbein, die wuchtige, gemessen atonale Akkorde in die Tastatur kerbt. Junge Elevinnen des Tanzstudios Danzon, deren Einlagen das viele Diskutieren ein wenig auflockern sollen. Stimmungsvolle Videosequenzen (verantwortlich: Oliver Feigl), die aus Schwarzweiß-Kamerafahrten durch morgendlich-menschenleere Tübinger Atstadtgassen bestehen, Alb-Windräder aus der beschaulichen Vogelperspektive oder eine Friedensparty aur dem Himmelberg zeigen. Oder auch einige Ausflüge (soll man sagen : Ausbrüche?) der stiften gehenden drei Jungs begleiten: Ins Offene, Freunde! Es sind vor allem die Züricher Schauspieler, die dem Stück den nötigen Elan geben. (Wilhelm Triebold)
Schwäbisches Tagblatt, 21.07.2017
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„In weiter Ferne, der Mensch“ ist die Uraufführung eines Stückes, das der Stuttgarter Autor Markus Bauer für den Lindenhof geschrieben hat – er vermischt Tübinger Impressionen mit Bildern vom Elend einer Klassengesellschaft, lässt Hegel, Schelling, Hölderlin im Jargon der Gegenwart poltern: „Megageil! Endprächtig!“ Bauers Text ist durchsetzt mit Zitaten, Provokationen, poetischen Bildern – auch der allgegenwärtige Reformator bleibt nicht ungeschoren. „In weiter Ferne, der Mensch“ ist eine packende Performance von zweieinhalb Stunden, die das Glück der Jugend feiert. Keine leichte Kost, gedankenschwer wild und herausfordernd. (Thomas Morawitzky)
Stuttgarter Nachrichten, 20.07.2017
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„Aus der düsteren Thematik wird im Melchinger Theater Lindenhof ein schräger und äußerst vergnüglicher Abend. Da wird eifrig gestritten und gesungen, schön schräge Arien mit aufregender, prägnanter Instrumentalmusik, gespielt von Bernhard Mohl und Erwin Rehling. Herrlich anzuhören ist es, wie Berthold Biesinger ein Loblied auf alte Traditionsnamen wie Finsterwalder und Lettenbauer schmettert. Die Familie: ein Klischee-Kabinett und doch ein gültiges Abbild von Gegenwart. Spannend bis zur letzten Minute ist die Stubenoper, und gegen Ende wird sie turbulent: Lustvoll spielt man gegen Klischees an, Ringsgwandl spottet über deutsche Gegenwartsmenschen, über ihren Moralismus und ihre Amoral, und das mit viel Witz und Überdrehung." (Cord Beintmann)
Stuttgarter Zeitung, 20.05.2017
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„Die Stubenoper, von Ringsgwandl im südostbayerischen Dialekt seiner Kindheit verfasst, klingt im Theater Lindenhof schwäbisch. Franz Xaver Ott hat in seiner Übertragung authentische, kraftvolle Sprachbilder gefunden, die sich mit der von Thomas Unruh arrangierten Musik reizvoll verbinden. Unruh hat mit zwei Vollblutmusikern gearbeitet: Bernhard Mohl und Erwin Rehling. Der musikalische Stilmix, den die beiden im hinteren, leicht erhöhten Teil der Bühne bieten, groovt, lässt mal Stubenmusik mit »Zwiefachem«, Polka und Ländler, mal den Blues in den Vordergrund treten oder atmosphärisch mitschwingen. Auch die Schauspieler lassen sich nicht lumpen, greifen zu Klarinette, Posaune, Akkordeon oder Ukulele. So mancher Song in der knapp zweistündigen Aufführung hat Ohrwurm-Qualitäten. Psychologische Tiefe in der Charakterzeichnung darf man nicht erwarten. Dafür nimmt das Stück mit seiner Scheinheiligkeit in Familie, Gesellschaft und Wirtschaft demaskierenden Spottlust für sich ein. Etwas von »Wie wollen wir leben?« und »Warum tun wir es nicht?« steckt in Georg Ringsgwandls Stubenoper. Vor allem aber ist »Der verreckte Hof« ein unterhaltsames Mit- und Nebeneinander von deftigem Volkstheater, schräger Gegenwartsbetrachtung, skurrilen Gesangsnummern, Absurdität und aufblitzendem Hintersinn.“ (Christoph B. Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 20.05.2017
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„Das könnte der Theaterrenner der Saison werden: Unter den Fittichen von Christoph Biermeier und mit der Stubenoper „Der verreckte Hof – Gesänge in einer sterbenden Sprache“ von Georg Ringsgwandl läuft das Ensemble des Melchinger Lindenhofs zu neuer Höchstleistung auf. Die Schauspieler singen, tanzen, musizieren und schlüpfen – zum Teil im Sekundentakt – in verschiedene Rollen. Geschwisterkonflikte brechen auf und werden durcheinandergewirbelt von der osteuropäischen Hilfskraft Svetlana, die sexy und herrlich lasziv über den Hof und durch die gute Stube stolziert. Es ist die bisher wohl stärkste Rolle Kathrin Kestlers am Lindenhof. Wie sie den slawischen Dialekt mit Gesang und ausgefeilter Körpersprache verbindet, wie sich Kestler und Schlepps, die gewohnt ausdrucksstark die wütend-verbitterte Rivalin Gerlinde gibt, aneinander steigern und dabei auch noch in die Rolle der Mutter schlüpfen – dass sie zusammen mit dem Rest des Ensembles mal alles zeigen können, was da an Tempo, Takt und Tanz in ihnen steckt, ist wohl auch einem hartnäckig arbeitendem Regisseur Biermeier zu verdanken. Der hat zusammen mit Ott die Sprache und Komik des bayerischen Anarcho-Barden, Stücke- und Songschreibers Georg Ringswandl heraus- und die ganz aktuellen Konflikte noch einmal zugespitzt hineingearbeitet. Da geht es um Leistungsverdichtung und Entfremdung, um Werte, Wandel, das Weggehen und die Wurzeln in der Heimat, um Rückbesinnung und Fortschritt. Und das alles mit viel Humor, der begeistert und bis zum Ende fesselt.“ (Erika Rapthel-Kieser)
Schwarzwälder Bote, 19.05.2017
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"Der verreckte Hof hatte erst vor wenigen Jahren Uraufführung, wird seither aber recht munter landauf, landab gespielt. Ja, aber noch nie so, dass jeder der vier Schauspieler im fliegenden Wechsel die Hauptfigur stiftet! So kommt es gelegentlich zu interessanten Rollenüberblendungen. Das schräge der Biermeier-Inszenierung trifft genau. Mehr Bedeutung, mehr Ernst ohne die schützende Schale der Bauernklamotte hätte dieses Stück ähnlich zerstört wie die heutige Welt den traditionellen Hof. Die Songtexte führen nochmal im Kern vor, was die gesamte Stücksprache auszeichnet: Spielerisch, roh, manchmal knapp daneben holpernd, irgendwie hingeschustert, was die Sache so lebendig wie eben frisch improvisiert klingen lässt. Thomas Unruh schafft den ein oder anderen Chorgesang, der wie eine schöne, vorrübergehende Lichtstimmung über die Inszenierung huscht. Irgendwo zwischen Programmmusik, Moritaten, Blues und Volksmusik. Der Bayer Christoph Biermeier hat das rechte Gespür für den Bayer Georg Ringsgwandl: In lustiger, frecher Schwank, knallvoll mit Moral, aber ohne je damit hausieren zu gehen“. (Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 20.05.2017
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„Es ist ein Stück wie gemacht für den Lindenhof, der mit dieser Inszenierung eine schwäbische Fassung des Ringsgwandl-Werkesauf die Bühne bringt. Auf dem Hof herrschen Geld- und Nachfolgernot, Chaos und hysterische Hektik neben einem sehr unterhaltsamen Durcheinander an Musik- und Theatergenres – alles zwischen Ländler, Volksoper und Blues, Komödienstadl, Kabarett und Drama mischt sich da. Mit dem Stück führt der Lindenhof ein Panoptikum absurd-alltäglicher Figuren vor. Sie (sprech)singen und musizieren ihren Daseins- und Financial-Blues, ihre Jammer-Walzer und Unglücksmärsche, ihre Sentimentals und Trauerfolklore, was das Zeug hält. Am Schluss gab’s dann sehr viel Applaus“. (Kathrin Kipp)
Reutlinger Nachrichten, 20.05.2017
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„Die Liebe zur Brezel, die Leidenschaft für Spätzle und der Kartoffelsalat „scheee schlonzig und a bissle warm“ – das ist an schwäbischer Unterhaltungsthematik alles nicht neu. Genauso wenig Laktoseintoleranz. Und doch haben Plankenhorn und Karrer mit diesen altbewährten Zutaten ein ganz neues Rezept kreiert. Platt? Von wegen. Nicht nur mit Witz und Charme greifen die beiden bekannte Klischees auf, sondern auch mit überraschend skurrilen Ideen. Eine bunte Mischung – die sich auch in der Musik wiederfindet. Vom tragischen Chanson bis zum energievollen Rap. Als Schauspieler und Musiker bilden sie ein tolles Duo. Einfach wunderbar schräg.“
Reutlinger Generalanzeiger, 29.04.2017
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„Das Theater Lindenhof in serviert seinen Zuschauern mit dem "Gaisburger Marsch" ein lachmuskelstrapazierendes Menü. Und wie so oft, wenn der Vollblutmusiker Heiner Kondschak beim Lindenhof Regie führt, ist das, was er da in einem Topf zusammen rührt, schräg, skurril und superkomisch. Ob der Mehlmotten-Stabreim oder der zur Melodie von James Browns Sexmachine-Hit vertonte Spätzlemaschehn-Song, ob der Diskurs über Gluten-Unverträglichkeit und Laktose-Intoleranz, über Low-Carb und vegane Ernährungsweise, die Legende von der Brezel oder die Herkunft des Namens "Gaisburger Marsch", da war alles mit reichlich Humor gewürzt und immer die richtige Prise Musik drin. Der Beifall des Publikums, das nach einem Nachschlag verlangte, lässt den Schluss zu: Wenn’s um bekömmlich Satirisches geht, gibt’s im Lindenhof einmal mehr haute cuisine.“
Schwarzwälder Bote, 03.05.2017
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Schwaben schürfen tiefer: Bernhard Hurm als Urviech unter den Hobbyarchäologen im Clinch mit einem US-Magnaten, der vom Jurassic Park auf der Alb träumt. Das ist versiert inszeniert, stark gespielt und musiziert, wenngleich das Stück selbst bei allem Klamauk etwas hausbacken daherkommt.
Schwäbisches Tagblatt, 04.03.2017
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Die Figur des Schäufele hat Gerd Plankenhorn (Buch und Regie) seinem Kollegen Bernhard Hurm auf den Leib geschrieben. Diesem gelingt die Balance zwischen Erdverbundenheit, Satire und poetischer Träumerei blendend (…) Der Marimbaphon-Spieler (Musik: Susanne Hinkelbein) bietet ein auflockerndes Gegenüber, das sich neben seinen Klangzaubereien öfter ins Programm einmischt. Ein unterhaltsamer, poetisch-knitzer Blick auf die Wurzeln des Homo Sapiens.
Reutlinger Generalanzeiger, 04.03.2017
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"Ein Sofa, viele Stühle, gedämpftes Licht, so fängt es an. Der Darsteller bringt noch einen Teppich, eine Lampe, einen Kassettenrekorder – um das Lachen der Zuschauer aufzunehmen – und eine Kiste mit. Die Gäste sind gespannt – und erleben einen »Unterhaltungsfachmann« in der Sinnkrise. Zynisch und falsch kommt ihm vieles vor. »Ich muss Ihnen doch nichts vorspielen?«, bittet er um Nachsicht, dass der Abend doch anders verläuft als geplant. Zwischen Lach-Yoga-Übungen, absurden Musikeinlagen und verzweifelter Komik lässt er seine Berufslaufbahn und die Zeitläufte Revue passieren, begibt sich mit den Zuschauern auf die Suche nach dem wahrhaftigen, »nicht immer leicht verdaulichen« Lachen. Skurril, kämpferisch wird das Ganze. Otts Clownsbemalung kann man auch als Kriegsbemalung verstehen. Die Zuschauer sind gebannt, lachen, grübeln. Am Ende bleibt Nachdenklichkeit zurück." (Christoph B. Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 06.03.2017
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"Man spielt gewohnheitsmäßig auf der Bühne, man spielt aber auch auf dem Himmelberg, vor Altstadtkulissen oder in der Tübinger Panzerkaserne, man spielt in großen Häusern, aber ebenso oft und öfter fern der Metropolen auf dem Land - und jetzt eben auch in den Wohnzimmern der Menschen. Ganz nah dran. [...] Der Mime Ott erzählt darin, schwadroniert, räsoniert, hadert über seine Schauspielerkarriere, mal ulkig, mal kritisch, mal selbstreflexiv, mal euphorisch, mal weinerlich. Teils autobiographisch, teils erfunden. Es geht ums Theater, aber nicht nur, es geht allgemein ums Künstlertum und um Illusionen. Wer schon die Welt verbessern wollte und dabei, wie so ziemlich alle, die das wollten, auf die Nase gefallen ist, erkennt sich darin wieder. Damit also kein Irrtum aufkommt: Das Stück ist kein Kabarett, keine Comedy, die sich für Geburtstagsfeiern eignet. Auf der Suche nach dem großen Lachen bleibt einem selbiges auch manchmal im Halse stecken. Es ist Theater im eigentlichen Sinne, komödiantisch, mit Tiefsinn, provokant." (Matthias Badura)
Schwarzwälder Bote, 06.03.2017
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„Ein auch nur annähernd vergleichbares Bühnenbild ward bislang nicht gesehen: Wir blicken ins Innere eines Windrads in 100 Meter Höhe. Franz Xaver Ott als großtönendes Gscheiderle mit nix dahinter, Berthold Biesinger als armes Würstchen – beide Schauspieler glänzend aufgelegt. Und da im technisch-theoretischen Trockenkurskauderwelsch der beiden Termini der Medizin, der Wirtschaftswissenschaften und des Maschinenbaus sich unentwirrbar gegenseitig durchdingen, wird schnell klar: Dieses Windrad steht für mehr. Konsequenterweise macht der eine den anderen nicht nur für das niederschmetternde Ergebnis der Reparatur, sondern gleich für alle Übel der Welt verantwortlich, von der Klimaerwärmung bis zum Syrienkrieg. Was noch wie ein Gag klingt, bekommt wenig später eine so absurd-philosophische wie ernstgemeinte Dimension. Nicht der Wind lässt hier das Windrad laufen, sondern umgekehrt, das nun endlich laufende Windrad macht erste den Wind. Eine schönere und schrägere Parabel dafür, dass der Mensch (und sein verlängerter Arm Maschine) seine Welt zu großen Teilen erst erschafft, ist kaum denkbar. Die Clownerie endet in einer Warndystopie. Ein Ende, so hart und Genregemütlichkeit zerstörend, wie es die Welt um uns herum derzeit verlangt.“
Peter Ertle, Schwäbisches Tagblatt, 21.01.2017
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„Begeisterter Applaus prasselte am Premiereabend auf die Schauspieler Berthold Biesinger und Franz Xaver Ott, die die Konkurrenten kongenial verkörpern. Ebenso mit überwältigendem Beifall bedacht wurde die Autorin Susanne Hinkelbein, die mit „Die Windmüller“ ein über weite Strecken hinweg ausgesprochen witziges und zugleich bitterböses Kammerspiel geschrieben hat, und Regisseur Siegfried Bühr, der die Tragikkomödie dicht inszeniert hat und zudem für das beeindruckende Bühnenbild und die Kostüme verantwortlich zeichnet. Was das Stück so sehenswert macht, ist die Spannung, die Hinkelbein und Bühr zwischen dem realistischen Setting und der ins Absurde laufenden Handlung aufbauen. Vor der unvermeidlichen Katastrophe, die dann doch ein Schockmoment für die Zuschauer ist, bleibt Hinkelbein, bleibt Bühr und den Darstellern über eine Stunde Zeit für eine differenzierende Figurenzeichnung. Biesingers und Otts Verdienst ist es, dass sie erreichen, dass man ihnen die Naivität und den Spieltrieb (in Grubers Fall) und die Motivation, angestauten Frust rauszulassen und gleichzeitig Gott zu spielen (im Falle Stöckles), voll und ganz abnimmt“.
Christoph B. Stöhle, Reutlinger Generalanzeiger, 21.01.2017
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„Susanne Hinkelbein hat eine wunderbar intelligente und lustige Männer-und-Technik-Satire geschrieben, so philosophisch wie handfest und so absurd wie bodenständig, auch wenn sie in luftigen Höhen spielt.(...) Mit Susanne Hinkelbeins außerordentlich kreativer, baumarktinspirierter Pseudo-Technik-Poesie, wollen sich die zwei Allmachts-Phantasten gegenseitig beeindrucken. Und so wird in „Die Windmüller“ nicht nur Handwerker- und Schwabenpsychologie, sondern auch der alltägliche Phrasenwahnsinn durchgespielt, berechtigte und irreale Ängste aufs Korn genommen sowie der lächerliche Machtkampf zwischen zwei vermeintlichen Alphatierchen.“
Kathrin Kipp, Reutlinger Nachrichten, 20.01.2017
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„Dieses Stück könnte man sich auch auf den großen Bühnen in Deutschland vorstellen – hätten die einen Berthold Biesinger und Franz Xaver Ott. Die beiden Lindenhof-Urgesteine machen unter der ausgefeilten Regie von Siegfried Bühr die Geschichte der beiden schwäbischen Monteure, die hoch oben in der Windparkgondel fest sitzen, zu einem fast eineinhalbstündigen, irrwitzig-absurden Parforceritt durch die Moderne. Da kommt fast alles zur Sprache, was der interessierte Zuschauer je in den inflationär häufig gewordenen Talkshows der Republik, diversen politischen Satiren oder den Nachrichten schon mal gelesen und gehört hat. Susanne Hinkelbeins Stück hat durchaus dadaistische Züge, was zur Kritik an der Moderne und ihrer Schnelllebigkeit passt. Tiefgang hat das Ganze auch durch den Wiedererkennungseffekt, den so manche, wenn auch skurril-gesteigerte Szene, beim Zuschauer hervorruft. Denn der kann assoziieren was er will. Und deshalb steckt so viel drin, in diesem Stück. Freier und besser kann die Kunst nicht sein.“
Erika Rapthel-Kieser, Schwarzwälder Bote, 21.01.2017
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„Hervorragend gespielt von Biesinger und Ott: das Unbehagen, das allmähliche Erkennen, der Klemme, in der sie stecken, die Ausbrücke von Wut und Verzweiflung. Erst langsam entdecken die beiden Zauberlehrelinge wider Willen, dass dieses Windrad etwas anderes ist als eine gewöhnliche Energieanlage. Es ist eine Weltmaschine, ein Apparat, der offenbar alles nur Erdenkliche erzeugen oder herbeiführen kann. Eine Herrliche Parabel auf komplexe Systeme und die Unfähigkeit des Individuums sie – und sich selbst – zu kontrollieren. Über eine Stunde dauert das witzig-abstruse Stück. Dabei trägt die zugrunde liegende Idee bis zum Schluss, die Spannung und das Vergnügen bleiben bis zuletzt erhalten, auch wenn „nur“ zwei Männer und ein piepsender, blinkender Apparat auf der Bühne agieren.“
Matthias Badura, Hohenzollerische Zeitung, 21.01.2017
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Dass es in dem Stück der beiden Franzosen Pierre Palmade und Christophe Duthuron nicht bei oberflächlicher Slapstick-Komik blieb, ist vor allem ein Verdienst der beiden routinierten Schauspielerinnen Ida Ott und Carola Schwelien. Sie brachten die unterschiedlichsten Ecken und Kanten ihrer Figuren so authentisch über die Bühne, dass sich ins Lachen über das Leben und die Liebe auch immer mal wieder wissendes Verstehen mischte.
Schwarzwälder Bote, 23.11.2015
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Genial, erfrischend, wunderschön kehrt sich in allerletzter Minute alles zum Guten. Das muss man selber erleben, im Theater, im Melchinger Lindenhof. Zuletzt Riesenapplaus für die Schauspielerinnen und für Regisseur Siegfried Bühr.
Hohenzollerische Zeitung, 23.11.2015
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Carola Schwelien gibt mit Genuss die gebildete Dame aus gutem Haus, die in ihrer Vita inklusive diverser Liebhaber nichts ausgelassen hat – und sich nun weigert, die Restzeit ihres Lebens in einem Heim abzusitzen. Die stolze Haltung, die spöttische Ironie, der milde Anflug von Arroganz – Schweliens Claude ist wirklich ein großbürgerliches Miststück zum Liebhaben.
Reutlinger Generalanzeiger, 23.11.2015
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Mit der Premiere für „Poliakoffs Eventkapelle 2“ fand im Theater Lindenhof ein erfolgreiches Bühnenstück seine vielbeachtete Fortsetzung. Das Publikum war gespannt – und zum Schluß begeistert.
Schwarzwälder Bote, 26.06.2015
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In Dietlinde Elsässers kurzweiliger Inszenierung stolpern die vier Chaosmusiker mit ebenso drolligen wie hilflosen Gesichtern durch ihre unfreiwillige Weltreise und reißen das Publikum mit jedem Missgeschick zu neuen Lachsalven hin.
Reutlinger Generalanzeiger 26.06.2015
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Da stellt sich die Frage nach Macht- und Gerechtigkeitsverhältnissen, aber auch danach, wie man das Leben bewertet. Ist der Verlust materieller Güter wirklich immer ein Verlust? Ist Nachgeben, wie Hans es tut, nicht oftmals klüger? Oder regieren dann irgendwann die Dummen? Solche Fragen sind in dem Stück in großartigen Szenen und Bildern, unterlegt mit Videoeinspielungen, angesprochen, aber die Antwort wird nicht klar. Zu schwankend ist der Hans angelegt. (...) Wenn man im Lindenhof bei der Premiere am Wochenende dennoch bis zur letzten Minute nicht von diesem armen Tropf auf seinem hoffnungslosen Wege lassen wollte, wenn man mit Hans trauerte und sich mit ihm an Kleinigkeiten freute, dann lag das an der überragenden Darstellung Cornelius Niedens. Freilich auch an den ebenfalls überzeugenden Schauspielerkollegen: Berthold Biesinger und Bernhard Hurm als fiese Gesellen, Linda Schlepps als verzweifelte Ehefrau, Oliver Moumouris als Windhund und Blender und Kathrin Kestler als desillusionierte, eiskalte Schaustellerin. Man sollte sich das Stück ansehen. Aber vielleicht nicht, wenn man anschließend noch etwas Lustiges vorhat.
Matthias Badura, Hohenzollerische Zeitung, 07.03.2016
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Hans ist ja auch eher so fürs Freie, Offene, Unbeschwerte. Besitz belastet ja nur. Und so wird ihm bekanntlich nach und nach alles abgeluchst. Oliver Moumouris als rhetorisch versierter Schwerenöter mit leicht aggressiven Untertönen schwatzt Hans dessen liebe Frau ab. Moumouris wird im Laufe des Stücks noch so einige Male als schmierig-erpresserischer Blender- Typus ziemlichen Grusel verbreiten: ein eloquenter Wolf im Schafspelz, der gerne mal über das "Menschliche" doziert. Hans jedenfalls ist jedes Mal mächtig beeindruckt. Cornelius Nieden ist als Hans im Glück ebenfalls bestens besetzt. Er kann unheimlich naiv-dümmlich dreinschauen, ist die Gutmütigkeit in Person, hat zu aller Welt vollstes Urvertrauen, kann zwar "nicht so schnell denken", aber umso rasanter fühlen (...) grinst und strahlt und reißt seine Augen auf, als gäbe es kein Morgen. (...) Hans will Freiheit, Sonne, Wind und Wolken. Und so verkörpert Cornelius Nieden den poetischen Luftikus, den unkonventionellen Müßiggänger, Zwecks- und Zwangsoptimisten, gutmütigen Lebenskünstler, Ökonomie-Verweigerer, naturbekifften Traumtänzer und gutgelaunten Antikapitalisten, der die Leichtigkeit des Seins perfektioniert bis in den Tod.
Kathrin Kipp, Südwest Presse, 07.03.2016
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Welch ein Glück für die Zuschauer, dass sich Regisseur Christof Küster von Brechts harscher Selbstkritik nicht abschrecken ließ und dessen Jugendstück "Hans im Glück" trotzdem in Szene setzte. Bei der Premiere im Lindenhof bekamen die Zuschauer einen kraftvollen, stimmigen Bilderreigen zu sehen, ein Meisterstück der Theaterdisziplinen. Damit leistet das Regionaltheater Lindenhof seinen Beitrag dazu, dass dieses lange in den Archiven verstaubte Fragment des großen Dramatikers, das erst im Jahre 1998 in Hamburg uraufgeführt wurde, dem Vergessen entrissen wird. (…) dicht und überzeugend die Ensembleleistung der fünf Lindenhof-Darsteller und ihres Gastschauspielers Cornelius Nieden: Der vermittelt den Zuschauern gekonnt jene Mischung aus Einfältigkeit und Mut zum Neuen, mit dem Hans durch die Welt stolpert.
Erika Rapthel-Kieser, Schwarzwälder Bote, 06.03.2016
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Im Berliner Ensemble wird es derzeit als luftig-leicht über die Stränge schlagende Lust am Spiel gegeben. In Melchingen sieht es aus wie ein Lindenhofstück. Was es dort ja in jedem Fall ist. Und ist so sicher näher am Volksstück-Original, das kräftig büchnert, wedekindet und fast auch von Horvath stammen könnte, wiewohl man immer wieder Brecht heraushört. Ein Autor auf der Suche nach seiner Stimme. Ein Stück, das streckenweise nicht gut gearbeitet ist. Und einem trotzdem besser gefällt als vieles aus der Betonphase der Lehrstücke (wiewohl ja auch die Brechtsche Märchenadaption genau besehen ein Lehrstück ist, zumindest eine Parabel.) (...) Das hätte auch Fritz Lang und Lotte Reiniger gefallen: Wie der übergroße Bösewicht dem kleinen Hans seine letzten zehn Pfennige abluchst! Cornelius Nieden als Hans ist der Star des Abends, man merkt es nicht erst am Schlussapplaus. Und er ist wirklich großartig, bringt diese Verwirrtheit und Beschränktheit, diese Balance aus entrückter Dauerfreude und vorüberhuschender Traurigkeit, ja Verzweiflung, die Hans vor allem beim Verlust der Frau, aber auch später noch einmal, fast die Façon rauben. (...) So ist es treffend, dass ausgerechnet der „Freund“ von Hans als Brecht-Wiedergänger kostümiert auftritt. Brillant in Szene gesetzt von Oliver Moumouris, der schon als smarter Höllenhund und Freigeist Feili genau den richtigen Ton trifft. Linda Schlepps gefällt als Hanne, später dann als Mädchen. Ihre großen Minuten hat sie bei ihrem zweiten Hanne-Auftritt, als alleingelassene, schwanger Heimkehrende, eine Frau, die nichts bereut, aber alles bedauert und jedenfalls nicht mehr heimzuholen ist außer von Gevatter Tod.
Peter Ertle, Schwäbisches Tagblatt, 07.03.2016
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Starke Darsteller machen die 90-minütige Aufführung zu einem grandiosen Abend. Cornelius Nieden als Hans lässt einen zu keiner Zeit zweifeln, dass er die Idealbesetzung für diese Rolle ist. Seine Augen strahlen, wenn er für ihn scheinbar Wertloses wie sein Haus, seinen Wagen oder sein Karussell hergibt und ihm daraus Kostbares wie vermeintliche Freundschaft erwächst. (...) Der Clou ist neben dem famosen Spiel der Darsteller die Bühne, die Ausstatterin Maria Martinez Peña aus Modulen zu einem beweglichen Ganzen zusammengefügt hat. Im von Christof Küster (Regie) und Franz Xaver Ott (Dramaturgie) schlüssig aufbereiteten Szenenreigen verwandelt sich der schräg nach hinten aufsteigende Bühnenaufbau mal in ein Schienenbett, mal in ein Karussell. Rund wird die Sache aber erst durch Schattenspiele und Oliver Feigls pfiffig integrierte Videos, die der Inszenierung Fenster ins Dies- und Jenseits verschaffen. Und, so viel sei verraten: Nicht nur im Hier und Jetzt regiert der schnöde Mammon. (...) Linda Schlepps überzeugt in einer Doppelrolle als Hanne und Mädchen, Kathrin Kestler als Magd und Karussellweib. Oliver Moumouris manipuliert als Herr Feili und angeblicher Freund ohne jeden Anflug von Skrupeln. Und Berthold Biesinger und Bernhard Hurm haben als Kaufleute und Gauner lebenspralle Auftritte.
Christoph B. Ströhle, Reutlinger Generalanzeiger, 07.03.2016
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Regisseurin Eva Hosemann hat sich mutig und mit viel Geschick an ein Thema gewagt, das in unserer westlichen Kultur immer noch ein Tabu ist. Zwei ungleiche Schwestern, eindringlich gespielt von Kathrin Kestler und Linda Schlepps haben sich am Sterbebett ihrer Mutter zusammen gefunden. Das großartige, ebenso simple wie höchst symbolische Bühnenbild von Stephan Bruckmeier wird zum Sinnbild der schwierigen Beziehungsbalance zwischen den beiden und des ebenso komplexen wie anfälligen Gefüges innerhalb der Familie. (…) Da philosophiert Emmanuelle Marie in den Dialogen zweier starker Frauencharaktere über verpasste Chancen, über die Leben, die man nicht gelebt hat, und macht dann doch Mut zu Veränderungen und dazu, neue Wege zu beschreiten, andere Lebensentwürfe zu riskieren. Der Autorin, die 2007 im Alter von 42 Jahren gestorben ist, gelang ein eindringliches, konfrontatives Bühnenwerk, dass die Zuschauer ob seiner starken Bilder und tiefen Emotionalität in den Dialogen in seinen Bann zieht.
Erika Rapthel-Kieser, Schwarzwälder Bote, 23.12.2016
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„Den Konflikt bleiben/gehen sehen wir im Gesicht der Schauspielerin und ihren ersten Worten bereits voll entfaltet.. So macht Linda Schlepps dieses Kammerspiel bereits in der ersten Minute spannend. Der gleichermaßen enttäuschten wie provozierenden Replik ihres Gegenübers gibt Kathrin Kestler dann so viel untergründige Sprödigkeit, Kälte, Verletzlichkeit unter der gespielten Contenance, dass man sofort drin ist, in diesem Stück. (…) Wunderbar stille Sequenzen gibt es, beide Schwestern zärtlich verträumt daliegend. Es riecht irgendwie nach heißer Schokolade und Pinienduft. Wiederholungen und Satzschlaufen verleihen dem Stück Dringlichkeit und Poesie, in einigen Sequenzen nimmt das fast den Charakter eines Langgedichts an.(…) Ja, manchmal erlaubt sich Emmanuelle Marie in ihrem stillen, anrührenden, das Leben feiernden Psychodrama Späße, wie sie zwischen Yasmina Reza und Thomas Bernhard zu Hause sind.“
Peter Ertle, Schwäbisches Tagblatt, 23.12.2016
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Stimmig wirkt auch das Regiekonzept von Eva Hosemann, die die Darstellerinnen am Rand einer und auf einer rechteckigen weißen Fläche spielen lässt – der besagten Wippe (Bühnenbild Stephan Bruckmeier), die sich die Schwestern in Auseinandersetzung mit ihrem Leben und dem der Eltern aneignen. Monologe und Dialoge wechseln sich ab. Stets hat man das Gefühl, nah an den Schwestern, an ihren inneren Kämpfen, an ihrer Rückbesinnung auf das, was das Leben lebenswert macht, dran zu sein. So überzeugend ist der Text. So eindrücklich ist das Spiel der beiden Schauspielerinnen, die zeigen, wie sich Geschwister, die sich jahrelang kaum etwas zu sagen hatten, neu sehen lernen. Wippend überprüfen sie ihren Halt, ihr Vertrauen ineinander, ihre gegenseitige Zuneigung. Das macht den Theaterabend zum Erlebnis.
Christoph B. Ströhle, Reutlinger Generalanzeiger, 23.12.2016
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Die Erwartungen waren hoch, sie hätten noch dreimal höher sein dürfen, sie wären nicht enttäuscht worden. Was in "Hitlers Tagebuchschreiber. Konrad Kujau - ein echter Fälscher" an sauber recherchierten Hintergrundinformationen ausgebreitet wird, das ist unglaublich, man kann nur den Kopf schütteln, man muss schmunzeln, muss lachen. Und staunt immer wieder, wie frech und fröhlich Kujau seine Partner hinters Licht führte, das Gericht, das über seinen Fall verhandelte, zum Narren machte und dem Gelächter preisgab. Der Prozess muss wirklich einem Komödienstadl geglichen haben. [...] Was ist Wahrheit, was ist Fälschung, man entwickelt Zweifel, eine schon echt philosophische Dimension, die das Schelmenstück aufweist. Wobei es jederzeit im Heiteren verbleibt. Unbedingt anschauen diesen Knaller!
HOHENZOLLERISCHE ZEITUNG, 28.10.2016
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Konrad Kujau ist im Lindenhof-Stück ein undurchsichtiger, windiger, dreister und bauernschlauer Betrüger und Hochstapler mit Unterhaltungswert, der mit seinem Coup die Sensationsgier, die Verführbarkeit und die nach wie vor ungebrochene Hitler-Grusel-Faszination der Gesellschaft vorführt. [...] Und so geht es um das alte Spiel um Wahrheit und Fake, falsche Echtheit und echte Fälschung, nicht nur im Kunsthandel. Und um unsere ewige Sehnsucht nach Authentizität, die es nicht gibt und nach einfachen Antworten und schlichten Wahrheiten.[...] Und so windet sich Hurms lausbübischer Schlawiner dem Sammler gegenüber mit genauso viel selbstherrlichem Geplapper aus dem Schwitzkasten wie vor Gericht: mit Gerd Plankenhorn als Richter, eine Mischung aus Alter (Grund-) Schule und Amtsgerichtkomödienstadl.
REUTLINGER NACHRICHTEN, 28.10.2016
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Die Melchinger Premiere von Franz Xaver Otts Stück "Hitlers Tagebuchschreiber" am Theater Lindenhof ließ die Zuschauer immer wieder hin- und hergerissen sein zwischen Gekicher und Gänsehaut.[...] Marc von Henning weiß, dass er sich auf das schauspielerische Können der Lindenhof-Akteure verlassen kann. Das erlaubt ihm, die Charaktere scharf zu zeichnen, ja zu überzeichnen. Herrlich Linda Schlepps, die die britische Zeitungsfrau als kaugummikauende Post-Punk-Göre mit Gotik-Schmuck und Lisbeth-Salander-Charme gibt, während eine sächselnde Kathrin Kestler glaubhaft die Kujau-Lebensgefährtin darstellt, die ihrem "Conny" alles nachsieht und nur ein bisschen schmollt über acht Monate auf Bewährung.[...] Das alles endet in einem fulminanten Danse Macabre. Der dem Tod geweihte Kujau sitzt in Gefängniskleidung am Bühnenrand und blättert, umringt von Skeletten, die Hitler-Masken tragen, in den Kladden, derweil eines der Knochengerüste munter zu Charleston-Klängen einen Revuetanz vollführt.
SCHWARZWÄLDER BOTE, 28.10.2016
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Bernhard Hurm [...] spielt Kujau als einen schlitzohrigen Volkshelden, der das Establishment mit einem Augenzwinkern bloßstellt. [...] Regisseur von Henning stellt die Wahrheit in ihrer ganzen Brüchigkeit aus. »Fälschen«, sagt er, »ist ein Kernstück im Leben«. Dazu passt, dass er Kujau samt Kumpanen live auf der Bühne spielen lässt und zugleich als Video auf eine Leinwand projiziert. Die mediale Inszenierung verdoppelt die Wirklichkeit und weckt Zweifel, ob das Abbild das Urbild auch identisch widerspiegelt.
REUTLINGER GENERALANZEIGER, 28.10.2016
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Otts Version von "Hitlers Tagebuchschreiber", der einfach mal die Grenzen menschlicher Dämlichkeit auslotet, gerät über weite Strecken lustig und erheiternd - eine Comédie humaine des Schwindelns und des dankbar Beschwindeltwerdens. [...] Bernhard Hurm spielt den bauernschlau armen Konrad einfach großartig: die dickfellige Unschuld vom "schönen Land in dieser Zeit", das ihm eine solch schöne Trickserkarriere auch erst ermöglicht hat. Hurm spielt diesen Instinkt-Kleinganoven mit der genialen Betrügerbegabung ganz aus dem vorgeschobenen Bauch heraus, dabei um keinen Sinnspruch verlegen.
SCHWÄBISCHES TAGBLATT, 28.10.2016
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„Wohin des Weges“ – eine Collage, die mit den vielen persönlichen Geschichten Betroffenheit auslöst. Und die in verschiedenen Sprachen von den Facetten des Flüchtlingsdaseins erzählt: Flucht, Ankommen in Deutschland, Bürokratismus, Konfrontation mit der fremden Kultur, Ängste, Sehnsüchte - auf beiden Seiten.
Kathrin Kipp, 20.05.2016
Südwestpresse
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Hervorzuheben ist die tolle Ensembleleistung, die der Poesie, dem Nachdenklichen, dem Sich-übereinander-Wundern Raum gibt, aber auch den Hoffnungen und traumatischen Erlebnissen, die viele der Flüchtlinge im Gepäck haben. Moumouris gibt alledem ein kunstvolles, aber nicht überhöht theaterhaftes Gepräge. […] Das gemeinsam erarbeitete Stück trägt auf berührende Weise zur Entkrampfung der Beziehungen zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen bei. Gerade weil die unterschiedlichen Sichten nicht unter den Teppich gekehrt werden. Und weil dennoch etwas zutiefst Menschliches in dem Bühnenspiel der Akteure liegt.
Christoph B. Ströhle, 20.05.2016
Reutlinger Generalanzeiger
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Das Stück, zusammengesetzt aus Sprach- und Gesangscollagen, aus Spielszenen, in denen Autobiografisches und Literarisches nebeneinander ihre Wirkung entfalten, kommt außergewöhnlich wie anrührend daher. Flüchtlinge, die ihre eigene Geschichte auf der Bühne erzählen, spielerisch, mal mit Humor, mal mit offensichtlicher Betroffenheit oder Trauer. Mutig, wie Regisseur Oliver Moumouris das Thema angeht.
Erika Rapthel-Kieser, 20.05.2016
Schwarzwälder Bote
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Es ist geglückt, die Produktion, in der Oliver Moumouris die Regie führte, hat überreich gehalten, was sie ansatzweise versprach. Es ist freilich viel, was da in Szenen, Bildern und Erzählungen verarbeitet ist: Krieg, Angst, Flucht, Ankunft, Heimatlosigkeit, Heimweg, das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen und Religionen, Abneigung, Vorurteile, Hoffnungen, Unverständnis – eine nicht endenden wollende Palette. Doch zu viel ist es nicht, das Spiel blieb übersichtlich, locker. Schwermütig oder belehrend ist es ohnedies nicht. An zahlreichen Stellen muss man grinsen, an vielen herzhaft lachen; teils über die „anderen“, teils über sich selbst.
Matthias Badura, 20.05.2016
Hohenzollerische Zeitung
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Theater mit Flüchtlingen, das ihre und unsere Geschichten und Perspektiven bespielt. Alles andere als ein Goodwillprojekt. Vielmehr ein kluges, feinfühlig komponiertes, poetisches Stück, mit einigem an Humor, mancher Dunkelheit, viel Scharfsinn und genügend Spielraum für Interpretation. Und nebenbei: Auch ein gelebtes Stück Integration. Gelingt spielend.
Peter Ertle, 20.05.2016
Schwäbisches Tagblatt
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"Der Feierabendbauer" ist eine wild-assoziative Meinungskundgebung zu den Themen Ökologie, Ökonomie, Landwirtschaft, Realpolitik, Raubtier-Kapitalismus, Liebe und Heimat, geschrieben von Dietlinde Ellsässer. (...) Und er ist dem Lindenhof-Schauspieler Berthold Biesinger auf den Leib geschrieben: Als schwäbischer Bruddler mit Herz steht er auf der Bühne und ist beileibe nicht von gestern. Eher von morgen, denn in ungefähr entspricht seine politische und ethische Haltung der zukünftigen grün-schwarzen Folklore: zutiefst konservativ und heimatverbunden und trotzdem öko - Schöpfung bewahren, nachhaltig wirtschaften und konsumieren. (...) Wladimir (Victor Oswald) spielt auf seiner Quetsche Volksweisen, das Publikum singt und klatscht mit. Derweil doziert Karle über seine Äcker, über den guten Boden und sein Obschtwiesle mit "Goldparmener, Brettacher,Glockenäpfel". Dem Publikum geht 's Herz auf.
Kathrin Kipp, 29.04.2016
Hohenzollerische Zeitung
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Der Karle ist ein durch und durch guter, armer Bauer, richtige Gesinnung, ethisch einwandfrei und schwätze kann er au, mit so vielen schwäbischen Ausdrücken, der Verein für schwäbischen Dialekt ist sicher hoch erfreut.(...). Dietlinde Ellsässer kann immerhin niemand vorwerfen, dass sie vom Landleben, von Bauern, nichts versteht. Ihre anrührende Philippika setzt die alten Zeiten doch in Goldrand. Dass der Bauer von heute selbst eine ziemlich arme Sau ist, ist allerdings nicht von der Hand zu weisen. Auch Berthold Biesinger, weiß wovon er spricht, verleiht diesem Bauernsterbenmonolog große Glaubwürdigkeit. (...) Witze und Pointen, na klar, gibt es, muss man das sagen bei Dietlinde Ellsässer? Aber Hofreiter wohnt natürlich nicht im Dohlengässle. Zu viel Witz würde sein Schicksal, sein Anliegen unterm Kalauerberg begraben. (...) Also gelungen, diese etwas unheimliche Begegnung des Hier und Heute mit der frühen Lindenhofästhetik.
Peter Ertle, 29.04.216
Schwäbisches Tagblatt
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So unterhaltsam, wie "Der Feierabendbauer" geraten ist, hat man nie das Gefühl, dass einem ein erhobener Zeigefinger vorgehalten wird. Aufgelockert wird das an sich sehr ernste Thema durch Biesingers lebendiges Spiel und durch die Musikeinlagen. Victor Oswald spielt das Akkordeon mit einer Leichtigkeit und Freude. Wenn die beiden gemeinsam singen und musizieren, ist der ganze Saal voll dabei.
Nadine Nowara, 29.04.216
Reutlinger Generalanzeiger
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Dietlinde Ellsässers Stück "Der Feierabendbauer" mit Berthold Biesinger in der Hauptrolle ist eine harsche Abrechnung mit Bürokratismus, Verbrauchergeiz und dem Wegbrechen der ländlichen Kultur. Die Uraufführung stieß im Saal des Lindenhoftheaters auf große Resonanz. (...). Berthold Biesinger spielt den resignierten Aussteiger mal mit hochrotem Kopf und zornig gereckter Faust, mal mit himmelwärts gerichtetem Blick als wehmütig Trauernder und nachdenklicher Sucher. Seine Bühnenpräsenz und Ausdrucksstärke sorgen dafür, dass die 70 Minuten Bauernmonolog mit Musik im Fluge vergehen.
Erika Rapthel-Kieser, 29.04.216
Schwarzwälder Bote
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Heiner Kondschak bringt die Lebensgeschichte des Bürgerrechtsaktivisten, Umweltschutzpioniers und Folksängers Pete Seeger als "inszeniertes Konzert" auf die Bühne, wo es zum eigenen Gesamtkunstwerk wird. Er selbst schlüpft in die Rolle des gealterten Sängers und erzählt zusammen mit Linda Schlepps als seiner Ehefrau Toshi rückblickend seinen Lebenslauf. Untermalt wird dies immer von den Seeger-Hits und einem großartigen Chor Semiseria (Leitung Frank Schlichter). Neben dem unaufdringlich einfachen Bühnenbild hat Ilona Lenk mit der Kostümierung der Schauspieler, der Band und des Chors einen Kraftakt vollbracht. Die Zuschauer werden von den rund 50 Akteuren gekonnt durch mehrere Jahrzehnte amerikanischer Folk- und Fashion-Geschichte geleitet.
Erika Rapthel-Kieser, 17.09.2016
Schwarzwälder Bote
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So bescheiden wie er hat sicher kaum einer der großen Musiker des 20. Jahrhunderts gelebt. Was seine Wirkung angeht, ist der 2014 verstorbene Pete Seeger allerdings ein Gigant. Die Songs des Protestsängers, Optimisten und Mutmachers sind bis heute unvergessen. Live gesungen und gespielt von Kondschak, seinen Co-Darstellern, der Band und natürlich von den Chormitgliedern entfalten diese Lieder Kraft, reißen mit, sich im Herzen jung und jeder Herausforderung gewachsen zu fühlen (...) Zur großen Anschaulichkeit tragen neben der Paletten- und Blockhaus-Bühne und den Zeitkolorit versprühenden Kostümen (Ilona Lenk) passend eingespielte Foto- und Filmdokumente bei.
Christoph B. Ströhle, 17.09.2016
Reutlinger Generalanzeiger
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Heiner Kondschaks Verdienst ist es, anhand Pete Seegers musikalischer Biographie ein ganzes Jahrhundert US-amerikanische Repressions- und Widerstandsgeschichte im Schnelldurchlauf zu erzählen. Es gelingt ihm aber auch, die alten Folksongs äußerst abwechslungsreich aufzubereiten. Gesungen wird solo, in der Gruppe, im Chor, auf Deutsch und im Original, mal ganz reduziert, fast dokumentarisch, dann wieder grandios instrumentalisiert und bombastisch - alles von aufrührerisch bis rührend.
Kathrin Kipp, 17.09.2016
Hohenzollerische Zeitung
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Heiner Kondschak erzählt Pete Seegers Biografie als emotionale Zeitreise durch die amerikanische Geschichte. Handlung und retrospektive Erzählung greifen genauso locker ineinander wie unterschiedliche Zeitebenen oder musikalische und szenische Momente.
Moritz Siebert, 17.09.2016
Schwäbisches Tagblatt
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Joachim Zelters 'Angstmonolog' ist eine treffliche Medizinsatire. Auf der Bühne sind die Gestaltungsmöglichkeiten freilich begrenzt. Der Monolog lebt aber dann auch von der Leistung von Oliver Moumouris. Der zittert und bangt, leidet und lamentiert, malt sich die Operation in düsteren Farben aus- und die Zuschauer leiden und lachen mit
Schwäbisches Tagblatt
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Ein genialer Text von Joachim Zelter, ein beschlagener Schauspieler und glänzender Sprecher wie Oliver Moumouris und eine Regisseurin wie Petra Afonin, die präzise mit dem Text gearbeitet und dessen inwendige Komik zum Prickeln gebracht hat.
Reutlinger General-Anzeiger
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Es fällt einem schwer, von dieser Homo-Faber-Inszenierung nicht restlos begeistert zu sein. Wie die drei Schauspieler untereinander und in dem Bühnenbild agieren, wie geschickt eingesetzte Beleuchtung, Musik und Audioprojektionen zusammenwirken und wie die Melchinger es wieder schaffen, mit bescheidensten Mitteln und der Phantasie des Publikums zu spielen, Assoziationen zu wecken und Aha-Erlebnisse auszulösen: Respekt!
Schwarzwälder Bote
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Nicht nur das Bühnenbild mit beweglichen Spiegelglas-Elementen und die herangezoomten Video-Projektionen sorgen für Staunen, auch die Bühnenfassung selbst - als Darsteller eine Frau, zwei Männer - ist ungewöhnlich. Indem er den eng an Frischs Roman angelehnten Text nicht in bemühte Spielszenen auflöst, liefert Regisseur Christof Küster eine ganz eigene Interpretation ab. Im Verbund mit Dramaturgin Barbara Brandhuber und Ausstatterin Maria Martinez Peña entwirft er eine fatale Begegnung auf dem Laufsteg des Lebens. Während Moumouris die Hauptfigur Faber mit entlarvender Gefühlskälte spielt, schlüpfen Kathrin Kestler und Reinhard Froboess in alle anderen Rollen sowie auch Fabers innere Stimmen, die sein Tun kommentieren. Wer bisher mit diesem Stoff nichts anzufangen wusste, sollte sich die Inszenierung von Christof Küster nicht entgehen lassen.
Hohenzollerische Zeitung
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Regisseur Christof Küster versucht in seiner selbst erstellten Drei-Personen-Fassung möglichst viel vom Roman-Charakter zu erhalten. Reinhard Froboess und Kathrin Kestler spielen nicht nur all die Figuren, denen Oliver Moumouris als Walter Faber auf seiner Reise zur Erkenntnis begegnet, sondern hüpfen auch in die Erzählerrolle. Küster lässt die drei Darsteller auf einer fast leeren Bühne agieren. Nur eine Reihe beweglicher Stahlrahmen mit Plexiglasscheiben erlaubt immer neue Gliederungen des Raums. Sie verbildlichen auch das Technoide von Fabers Weltsicht und stehen gleichzeitig für eine (Durch-)Blick auf ein Dahinter. Video-Ebene, Erzähler-Kommentare und Hintergrundmusik verbinden die puren Szenen in einen süffigen Strom des Erzählens. Amüsant, ironisch und oft geradezu leichtfüßig wogt das Geschehen dahin - bis es umso heftiger ins Tragische kippt. Eine spannende und überzeugende Umsetzung dieser Reise in die Desillusionierung.
Reutlinger General-Anzeiger
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Extrem verschroben, doch sehr populär. Haut rein. Hat alles, was ein Publikumshit braucht.
Schwäbisches Tagblatt
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Sie sind ein musikalisches Sondereinsatzkommando für alle Fälle: Ben E. Fiz, Werni Sasch, Sylvester Gala und Tom Bola. Die fantastischen Vier von der Alb (...) versetzen das Publikum mit ihrem minimal musikalischen, dafür umso größeren närrischen Einsatz in Ekstase.
Hohenzollerische Zeitung
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Es sind aber nicht zuletzt auch die beiden Darsteller, die die Zuschauer mitreißen. Mit viel Liebe zum Detail lassen sie ihre Figuren hervortreten. (...) Von rührender Komik sind ihre Gesangseinlagen.
Reutlinger Generalanzeiger
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Lebhaft, authentisch und sympathisch wirkte Plankenhorn in seinem zweistündigen Programm. Das Publikum zeigte sich begeistert, viele Sketche wurden von herzhaften Lachern unterbrochen. Der "Rennfahrer" gewann das Publikum mit mannigfaltigen Geräuschen und Gesichtsakrobatik. Höhepunkt des Abends war eine rasante Tanzeinlage im eng anliegenden, schwarz-weiß karierten Anzug. Da kannte das Publikum kein Halten mehr und klatschte tosend Beifall.
Ludwigsburger Kreiszeitung
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Plankenhorn bewies in der Tat sein vielschichtiges Talent als Geräuschimitator, als munterer Comedian, auch als Erzähler skurriler Geschichten. Sein Programm war in hohem Maße unterhaltsam, löste viel spontane Heiterkeit aus und vermittelte nicht zuletzt ein Weltbild vom Schwaben, das diesen als besonders gelungene Variante der Spezies Mensch auswies.
Bietigheimer Zeitung
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Daneben imitiert er zahlreiche weitere Charaktere und Personen. Und - ganz meisterhaft - den Klang von Motoren. Verblüffend echt und doch ulkig, wie es sich anhört, an, wenn er das Warmlaufen oder das Vorbeijagen eines Boliden auf der Rennstrecke nachmacht... Das Publikum belohnte den Rennfahrer-Professor am Schluss mit langem Applaus und Füße-Getrampel.
Hohenzollerische Zeitung
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Gerd Plankenhorn bewegt sich mit seinem grotesken Crashtest für Schwaben zwischen Dada und Brauchtum, zwischen rasanten Kalauern, absurder Gedankenakrobatik und satirisch überhöhtem Schwaben-Pathos. Dafür gibt es großen Beifall.
Südwestpresse online
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Und so kommt’s, wie’s kommen muss, nämlich zum doppelten Verwirrspiel. Dabei verstellt sich praktisch jeder so lange, bis auch den Zuschauern ganz schwindlig ist vor lauter sprachli-chen Doppeldeutigkeiten und gesellschaftlichem Drunter und Drüber. Die Lindenhöfler ha-ben jede Menge Spaß an ihrer Status-Klamotte, die sie deshalb mit einer ausgefeilten Büro-Choreografie, vielen Side-Acts und noch mehr Parallel-Gags verschönern.
Reutlinger Nachrichten, 29.05.2015
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Fern von steifer Verkopfung und intellektueller Überfrachtung bietet Christof Küsters Inszenierung ein Feuerwerk der Regiegags – und das bei spielerischer Leichtigkeit. Der Drei-Akter ist ein „Must-See“ für Lindenhof-Fans und solche, die es werden wollen.
Schwarzwälder Bote, 29.05.2015
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Der fast 300 Jahre alte Klassiker von Pierre Carle de Marivaux ist schwungvoll inszeniert, wit-zig und erfrischend, strotzt zudem vor Regieeinfällen. Zu der Idee mit dem Büromobiliar et-wa kann man nur gratulieren. Die Rollschreibtische geben der Inszenierung Rasanz und Dy-namik, da wird abgeschoben, umgedreht, überrollt, überfahren, da drehen sich Akteure im Kreis oder werden vom Wirbel erfasst
Hohenzollerische Zeitung, 29.05.2015
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Zwei Stunden lang erfreut man sich am Spielwitz der glänzend aufgelegten Akteure, an erfri-schenden Stuhl- und Bürotisch-Choreografien, an Schattentheater, Laufsteg-, Sauna- und Solarium-Szenen, der Gute-Laune-Musik und den Kostümen. Und natürlich am Happy End
Reutlinger Generalanzeiger, 29.05.2015
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Das Seltsame und Schöne dieser Inszenierung ist: Die Bürokonstellation ist nur das Oberflächenangebot, man sieht immer auch die Marivaux-Vorlage durchschimmern. Ein Grund ist sicher die Sprache Marivauxs, ein anderer Grund dürfte im Spiel der Akteure liegen, die dem Komödienaffen manchmal so Zucker geben, das wir fast Typenfiguren einer galanten Komödie des 18. Jahrhunderts vor uns sehen.
Schwäbisches Tagblatt, 29.05.2015
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Der große Wurf gelingt mit der Inszenierung nicht, aber ein für die Zuschauer amüsanter Abend, an dem über Lustvolles und die Liebe herzhaft gelacht werden kann (…) Die Geschichte gewinnt durch den Retro-Charme des Chores, für den der Musiker Wolfram Karrer Liebeslieder arrangiert hat und der damit an den richtigen Stellen der Handlung für hintersinnige Höhepunkte sorgt.
Schwarzwälder Bote vom 16.03.2015
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„Der Kerl vom Land“ ist wie gemacht für den Lindenhof: Schließlich verkörpert dieses Theater auf originäre weise das Aufeinandertreffen zwischen Land und Stadt, Provinz und Welt, Traktor und Hölderlin, Kuhstall und Bibliothek (…) Schöner als das Stück ist das, was Regisseur Philipp Becker aus seinen beiden Schauspielern herausgeholt hat: Franz Xaver Ott extrem nuanciert, anrührend, zupackend – Kathrin Kestler macht sich als Neuankömmling in der bäuerlichen Welt gut (…) Das richtige Stück für alle verliebten Paare, die gleichzeitig so unterschiedlich sind, dass es eigentlich nicht gut gehen kann. Gut inszeniert, fein gespielt, anrührend.
Schwäbisches Tagblatt vom 17.03.2015
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Regisseur Philipp Becker hat mit leichter Hand, charmant, witzig und romantisch starkes Schauspielertheater inszeniert (…) Franz Xaver Ott und Kathrin Kestler geben in ihren Rollen alles und schaffen es, das Publikum zu fesseln – mit einer Geschichte, die geerdet alltäglich erscheint und gleichzeitig erfrischend originell erzählt wird (…) Die absolut sehenswerte Aufführung gewinnt durch einen vierköpfigen Rentnerchor, der das Geschehen beobachtet und mit Liedern musikalisch begleitet
Reutlinger Generalanzeiger vom 17.03.2015
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Das Ensemble bewegt sich mit schlafwandlerischer Sicherheit zwischen den Polen „saukomisch“ und „todtraurig“ und kann dabei alle Register seines Könnens ziehen. Geradezu brillant aber ist Linda Schlepps in der Rolle der selbstbestimmten, aber hochverschuldeten Jung-Bäuerin (…) Bühnenbildnerin Ilona Lenk hat einen Rahmen geschaffen, der Raum lässt für das, was angedeutet werden muss und trotzdem jegliches Umbauen erspart. Auch das eine Meisterleistung.
Schwarzwälder Bote vom 24.10.2015
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Den Roman „Emmas Glück“ von Claudia Schreiber hat Heiner Kondschak mit viel Musik und wenig Worten in eine medodiedramatische Tragikomödie verwandelt: Karg, schlicht und trotzdem kräftig.
Hohenzoller Zeitung vom 24.10.15
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Ein modernes Märchen ohne platte Moral. Durch Musik nicht verklärt, doch poetisch aufgeladen. Von Kondschak mit Sinn fürs Bodenständige inszeniert und bis in Details – etwa Ilona Lenks Bühnenbild und Kostüme – liebevoll gestaltet. (…) Durch musikalische Überleitungen, szenische Grundierung und den Chor als Erzähler und Kommentator fühlt man sich als Zuschauer an die Hand genommen, eingeladen, mit Kondschaks Melodien und Liedtexten im Traurigen Lebensbejahendes zu erkennen, im Heiteren das existenziell Bedrohte.
Reutlinger Generalanzeiger vom 24.10.2015
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Ohne Samthandschuhe, aber mit viel Spitzfindigkeit und Selbstironie bringen Biesinger und Hurm ihr Publikum zum Jauchzen. Die beiden so verschiedenen Typen funktionieren bestens: egal ob beim Liedersingen, Gedichtchen rezitieren oder nachgestellten Kneipenszenen. Es gibt kein schwäbisches Klischee, das die beiden nicht aufarbeiten und auf die Schippe nehmen. „Spätzle mit Soß!“ ist eine köstliche und kurzweilige Unterhaltung.
Reutlinger Generalanzeiger
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Das Publikum brüllt vor Lachen, als Berthold Biesinger als bruddeliger Heimatdichter seine Ode an den Wald zum Besten gibt und „neun Quadratkilometer nächtlichen Mischwald“ besingt oder „den verträumten Schiedsrichter“ auf dem Sportplatz aufs Korn nimmt.
Schwarzwälder Bote
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Aus vielen kleinen Szenen formen Berthold Biesinger und Bernhard Hurm ein liebevolles, gut getimtes Programm, das den Schwaben in all seinen charmanten wie widersprüchlichen Facetten zeigt (…) Sie begeben sich auf eine Kreuzfahrt, die sie über mehrere Sprachgrenzen führt – von Oberschwaben über Neckartal und Zollernalb bis zum Bodensee (…) Dabei verbinden sie Lyrisches und Dramatisches mit Essyaistischem, suhlen sich in Originaltexten, Sprachreflexionen, Dialogen, Sketchen, Monologen und Gedichten aus der Feder schwäbischer Dichter.
Hohenzollerische Zeitung
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Ein bisschen Philemon und Baucis, ein bisschen Beckett.
Schwäbisches Tagblatt vom 24.2.15
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Oliver Moumouris' Greis sucht nämlich immer, wenn's ans Heiraten geht, vergeblich seine Ringe. Als er sie endlich endlich findet, ist es schon zu spät: Seine große Liebe ist tot. Also: Iss' den Nachtisch, bevor's zu spät ist. Während das Publikum noch im Geiste nach den Zusammenhängen sucht, klatscht es schon mal lange Beifall.
Hohenzoller Zeitung vom 20.2.15
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Am Ende bleiben beide Geschichten unverknüpft nebeneinanderstehen. Zwei theatralische Annäherungen an die Frage, wo beginnt Realität und wo endet Fiktion. Zwei Fingerübungen in Sachen Wahrnehmung.
Reutlinger Generalanzeiger vom 20.2.15
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Was der Kult-Regisseur Marc von Henning mit der jüngsten Premiere im Theater Lindenhof Melchingen präsentierte, war ein Sahnestückchen der darstellenden Kunst und geht nur mit herausragenden Schauspielern. Es ist ein leiser Abend, der von großen Gefühlen erzählt. Nachgespielt werden atmosphärisch dicht zwei Geschichten.
Schwarzwälder Bote vom 20.2.15
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"Extrem verschroben, doch sehr populär. Haut rein. Hat alles, was ein Publikumshit braucht."
Schwäbisches Tagblatt
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"Sie sind ein musikalisches Sondereinsatzkommando für alle Fälle: Ben E. Fiz, Werni Sasch, Sylvester Gala und Tom Bola. Die fantastischen Vier von der Alb (...) versetzen das Publikum mit ihrem minimal musikalischen, dafür umso größeren närrischen Einsatz in Ekstase."
Hohenzollerische Zeitung
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"Als eines dieser kleinen, feinen Solostücke feierte das "Ein-Mann-Revuele" in der Melchinger Scheune Premiere. Biesinger markiert mit wenigen leicht kabarettistischen Veränderungen der Körperhaltung Gottvater, Adam, Eva und den Engel . Konzentration ist schon gefordert, um den gereimten Versen im herben Dialekt und mit Ausdrücken, die kaum noch jemand kennt, zu folgen. Aber Lieder schaffen Atempausen - und Biesinger singt ausgezeichnet. Dazu kommt so manches Spiel mit dem Text: Aufzählungen werden immer wieder als Rap inszeniert oder auch mal psalmodierend dargeboten."
Reutlinger General-Anzeiger
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"Aus einem Pflichttermin, dem 300. Geburtstag Sebastian Sailers, hat Berthold Biesinger eine beachtliche Kür gemacht. Das Urgestein der Lindenhoftruppe ist mit seiner Bühnenpräsenz und Dialektverliebtheit der Richtige für diese gelungene Ein-Mann-Revue. Biesinger schlüpft abwechselnd in die Rollen von Gottvater, Adam und Eva. Und er fällt immer wieder aus ihnen heraus. Dann steht er neben der Handlung, kommentiert sie, persifliert sie und bringt seine Zuschauer nicht nur wegen des Dialekts, sondern auch mit perfekt eingesetzter Körpersprache zum Lachen. "
Schwarzwälder Bote
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"Der Verständlichkeit und dem dramatischen Drive kommt die strukturierende Bündelung einzelner Passagen zu kleinen Nummern zugute, wie Biesinger sie taktstampfend als Poetryslam á la 1743 präsentiert. So entsteht ein Abend, dessen Stärke es gerade ist, dass leichtes Possenspiel und kleinmalendes Heimatkolorit durch den zeitlichen Abstand und das große biblische Thema etwas Schweres hinzugewinnen."
Schwäbisches Tagblatt
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"Biesinger gibt alles und holt aus der Schöpfung das bestmögliche heraus: Er hat sich ein feines Apfelhemdle angezogen und singt, spielt und rappt sich mit schwäbisch-rustikaler Geschmeidigkeit durch Paradies, wirft die sündigen Äpfel ins Publikum oder lässt es den Esel machen."
Hohenzollerische Zeitung
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"Mit dieser Premiere ist dem Melchinger Theater ein Meisterwerk gelungen. Kondschaks Musik, das Bühnenbild, die dramaturgischen Einfälle und die Schauspieler ordnen sich dem Werk Gernhardts unter und es entsteht ein rundes und stimmiges Bild. Die Lindenhöfler bringen intelligenten Wortwitz bravourös auf die Bühne."
Hohenzollerische Zeitung
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"Die Lindenhof-Inszenierung sprüht vor Ideen und wechselt schneller als sich das herzlich lachende Publikum erholen kann. Die gut 100 Minuten der Vorstellung vergehen wie im Flug, die Theaterscheune in Melchingen verlassen an diesem Abend lachende Zeugen einer exzellenten Aufführung."
Schwarwälder Bote
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Das Wundersame an dieser Aufführung ist der arme Teufel, der den Brandner Kaspar ins Jenseits befördern soll. Oliver Moumouris gibt den Boanlkramer als verlorenen Außenseiter, als nestroyhaften Randexistenzialisten, als Teufelskreisler-Kapellmeister. Eine Entdeckung.
Schwäbisches Tagblatt / SÜDWEST PRESSE
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Der Brandner Kaspar ist auch eine tragische Gestalt. Stefan Hallmayer spielt diesen Anteil des in die Jahre gekommenen Taktierers und Teufelspaktierers mit verzweifelter Bitterkeit (...) Sein Gegenspieler ist der Boanlkramer und mit Oliver Moumouris sensationell gut besetzt: Ein halbgarer Teufelsbraten; das Mienenspiel eines herzleidenden Kapuzineräffchen verbirgt nur notdürftig, wie gerne er selbst einer von denen wäre, die er holen muss. Zarte Zwischentöne und ein Schauspieler, der den Tod als heillos verlorene Seele für sich entdeckt. Der Boanlkramer allein wäre schon eine Reise nach Melchingen wert.
Schwäbisches Tagblatt
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Regisseur Biermeier stellt das alles so prall und derb wie eine Mischung aus Jahrmarktrevue und Bauernschwank auf die Bühne. Die Figuren sind lustvoll zugespitzt und mit grellen Konturen gezeichnet. Das ist eben der Clou seiner Inszenierung: dass genau in dieser Rahmung von Schwank und Scherz jene existenziellen Momente umso drängender hervortreten (...) Den Brandner Kaspar macht Stefan Hallmayer zu einer großartigen Identifikati-onsfigur. Sein Wille, zu leben und seine unbändige Energie sind ebenso glaubhaft wie seine Selbstzweifel. Ihm gelingt es berührend, die schwierige Balance zwischen der prallen Type und den tieferen Schichten seiner Figur zu halten (...) Die von den Akteuren live gespielte Musik von Sebastian Herzfeld vermittelt zwischen Komik und Tragik und verleiht dem augenzwinkernden Blick auf Leben und Tod greifbare Sinnlichkeit.
Reutlinger Generalanzeiger
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Gehören Sie auch zu denjenigen, die glauben, ein klassischer Volkstheaterstoff könne allenfalls lustig, aber selten anspruchsvoll sein? Dann sollten Sie ins Theater Lindenhof gehen und sich eines Besseren belehren lassen. Denn Christoph Biermeiers Inszenierung nach der berühmten bayrischen Theaterfassung von Kurt Wilhelm weist weit über pures Lachtheater hinaus. Sie breitet eine groteske Handlung aus, überzeugt durch charmant-direkte Anspielungen und schwäbischen Wortwitz und hält über die Spieldauer von mehr als zwei Stunden die Spannung. Die starken Regieeinfälle wie die Zeitlupenszenen im Hintergrund, die urwüchsigen Musikeinlagen oder zwischen Himmel und Erde wechselnde Bühnenbild sind einfach und doch genial gemacht.
Reutlinger Nachrichten
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Die "heiter bis wolkige Mundartreise" mit dem subjektiven Best-Of der Lindenhof-Crew ist ein Insel-Hopping von hinter Rottenburg bis Oberschwaben, vom Bodensee bis an den Neckar. Mit fast 55 Texten und Sequenzen in einer ganz großen Spannbreite an Literatur. Wo es um "Mostliebe" geht, kommen zwangsläufig auch "Spätzle mit Soß" auf den Tisch. "Da ist alles drin, was den Schwaben bewegt", meint Bernhard Hurm. Interpretiert man seine spitzbübischen Blicke Richtung Berthold Biesinger und sein wissendes Grinsen aus dem giftgrünen Jackett, ist lange noch nicht alles verköstigt: "Wir waren selbst überrascht, was wir gefunden haben." Sparsame fünf Sekunden Stimmprobe und Akkord im provisorischen Bühnenbild haben ordentlich Staub von der Rampe gefegt. Soviel zum regionalen Understatement: "Erst kleinreden und dann groß rauskommen."
SÜDWEST PRESSE
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Das Theater Lindenhof macht mit Sean O'Caseys Komödie „Das Ende vom Anfang“ virtuos auf Klamauk. Zwei sagenhafte Blödmänner versuchen sich als Küchenfee. (...) Die Slapstick-Komödie mit dem rauen Iren-Charme und den beiden erprobten Lindenhof-Komikern Stefan Hallmayer (Darry) und Gerd Plankenhorn (Barry) war der erwartete Lacherfolg und wird zweifellos ein Dauerbrenner. (...) Der dritte Hauptdarsteller ist das Bühnenbild von Katrin Busching, eine schäbige Küche im 50er-Jahre-Dekor, die unter den „Beschleunigungen“ der knuffigen Blödmänner in Schutt und fast in Asche versinkt. (...) Dahinter darf man ausgetüftelte Special-Effects vermuten. Der Zuschauer erlebt die beiden Protagonisten aber nicht nur als Dick und Doof im Haushalt, sondern auch bei der Gymnastik, weil Darry sein Kugelbäuchlein wegtrainieren will, wobei ihm der schmale Hüpfer Barry, der so wundervoll töricht durch seine dicken Brillengläser glotzen kann, vergnügt die Show stiehlt. Die beste Nummer ist jedochj ihre Probe für einen Auftritt beim Whiskey-Club mit Bassgeige und Ukulele und einem grandios veralberten schlüpfrigen Lied (Musik: Heiner Kondschak). Die zwei sind das Eintrittsgeld wahrlich wert!
Reutlinger General-Anzeiger
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Hallmayer stolpert als gealterter Rocker mit Schwalbenschwanzfrisur durchs Trümmerfeld. (...) Plankenhorn ist der spillerige Irrwisch, der sich „betätigen“ will. Ein Donegal-Cowboy, der kurzsichtig aus dicken Brillengläsern in die Welt blinzelt - und sie mit kindlichem Staunen aus den Angeln hebt. (...) Beide bringen vollen Körpereinsatz, kontrollieren ihren Entfaltungsraum perfekt, reizen gerade dadurch zu Lachsalven. (...) Das Duo furioso träumt sich aus dem Alltag weg, mit Hardrock-Ukulele und Slapping-Bass, hin zu Reggae und Sirtaki. Aber auch wenn die Welt in Stücke fällt, das Selbstbildnis von Darry und Barry hält. Und den Kopf stecken sie nur in den Ofen, um den Rauch abziehen zu lassen. (...), die Zuschauer sind vom Lachen erschöpft, das Spiel ist zu Ende, von Anfang an ad absurdum geführt. Ein kleines Slapstick-Meisterstück, das das Zeug hat, den „Entaklemmer“ als Lindenhof-Dauerbrenner abzulösen.
Schwäbisches Tagblatt
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O'Caseys Einakter ist purer Slapstick und erinnert - sicher nicht zufällig - an die höchst amüsanten Kleinholz-Orgien, die Laurel und Hardy in ihren früheren Filmen inszeniert hatten. Stefan Hallmayer und Gerd Plankenhorn laufen als tolpatschiges Duo zu schauspielerischer Höchstform auf.
Nürtinger Zeitung
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Mit Videobildern aufgehender Blüten eröffnet Philipp Becker seine ansonsten meist sehr zurückhaltende, den Text und die Schauspieler bewusst in den Vordergrund stellende Inszenierung. Diese Partitur der Erinnerungen wird als Choreographie von Nicht-Blicken dargestellt. Mollys erstes Sehen schließlich wird zu einem überwältigenden Angriff auf die Sinne. Aus dem Dunkel ist sie in ein alles auslöschendes Licht gefallen. Ein tragischer Moment tiefer Erkenntnis: Sehen kann auch das Gegenteil von Verstehen sein.
NACHTKRITIK.DE
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Schon von der schauspielerischen Leistung her ist dieses eher ernste und tiefsinnige Stück sehenswert: Die somnambule Molly, der gutmütige Traumtänzer Frank und der heimlich zur Flasche greifende Arzt Dr. Rice sowie einige brillante Regieeinfälle tragen dazu bei, dass die Meditation nicht zu tief gerät und das Stück immer wieder Schwung aufnimmt.
HOHENZOLLERISCHE ZEITUNG
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Das Bühnenbild von Beni Küng ist eine nicht nur im Wortsinn glänzende Idee: Molly sitzt in einem Spiegelraum. Irgendwie bricht sich da was von der Welt draußen und doch ist es ihre eigene, abgeschlossene Wirklichkeit. Ein Lese- und Hörstück mit tollem Bühnenbild und spektakulärem Höhepunkt, das ausgehend vom Blinden auch die Welt der Sehenden in Frage stellt.
SCHWÄBISCHES TAGBLATT
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Philipp Becker inszeniert das außergewöhnliche Stück mit leisen Tönen, aber großartiger Symbolik. Die drei Schauspieler gestalten ihre Monologe mit kraftvoller Präsenz, präziser Sprache, aber verhaltenen Gesten. Das wird dem Tiefgang des Textes gerecht und gewährt einen subtilen, feinfühligen Blick auf das eigentliche Thema des Stücks: die Kraft der Imagination und die Suche nach dem Glück.
SCHWARZWÄLDER BOTE
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Zwei Männer auf einem Hochsitz schwadronieren über alle möglichen und unmöglichen Themen zwischen Himmel und Hölle. Und was die zwei Schützen ohne Schonung so von sich geben, geht auf keine Rehhaut. Die beiden Männer im grünen Häs verkörpern zwei schießwütige Kanaillen mit Intelligenzquotienten zwischen Amöbe und Straßenbahngleis. Also nicht gerade eine gute Werbung für die jagende Zunft. Aber fürs Amüsement der Zuschauer ein Schuss ins Schwarze.
Fellbacher Zeitung
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Im Lauf der neunzig spannend gestalteten Minuten wechselt die Stimmung dieses mit sensiblen Gesangseinlagen durchsetzten Stücks immer wieder zwischen komödiantischem Schwank, albtraumhafter Gewaltfantasie und unvorhergesehenen Einfällen und Eingebungen. Biesinger und Plankenhorn sind in ihren Rollen mitreißend, rührend komisch hier, erschreckend gemeingefährlich und makaber da.
Gäubote Herrenberg
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Ein Spiel der Möglichkeiten, zwischen Jägerschwank und schwankendem Abgrund - 'wer ist Jäger, wer Gejagter?' (...) Halali! Sau tot, der Jäger in uns lebt.
Schwäbisches Tagblatt
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Es sind aber nicht zuletzt auch die beiden Darsteller, die die Zuschauer mitreißen. Mit viel Liebe zum Detail lassen sie ihre Figuren hervortreten. (...) Von rührender Komik sind ihre Gesangseinlagen.
Reutlinger General-Anzeiger
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Eine schwarzhumorige Plauderstunde. Dialogorientiert, knapp, ohne Firlefanz. Teils zum Schießen. (...) Humorig und makaber, very british und ziemlich schwäbisch.
Reutlinger Nachrichten
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Was ihr waidmännisches Handwerk anbelangt, gelingt den beiden Hubertusjüngern nicht sonderlich viel: Sie verpassen mehrere kapitale Sauen, ballern stattdessen in die feindlich dünkende Umwelt und erlegen zuletzt eine Rotte von sechs Spaziergängern. Von diesen Blattschüssen abgesehen, liegen die beiden Stümper wie gesagt meistens saumäßig daneben. Und eben das ist hervorragend getroffen. (...) das Publikum schüttelte sich vor wonnigem Grausen und feierte nach Aktschluss Regie und Darsteller.
Schwarzwälder Bote
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Schließlich einer der Höhepunkte: 'Siehe meine Freundin, du bist schön...', wurde prompt zu 'Oh du mei Schätzle, du bisch schee...', das Hohe Lied der Liebe Zug um Zug auf schwäbisch - man glaubte im Sprach-Himmel zu sein. Die Berge des Libanon wurde durch die Schwäbische Alb ersetzt und Jerusalem durch den Lichtenstein. Ein Hauch von Weltklasse.
Südkurier
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All das ist weit mehr als Theater, auch weit mehr als Comedy. Das ist schon chaplinesk.
Nürtinger Zeitung
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Behutsam, mit feinem Humor, eindringlichen Bildern, einem starken Schauspieler-Trio, dabei kein bisschen rührselig, erzählt Regisseur Philipp Becker Brians Friels Fabel von der rastlosen Suche nach Glück. Mit einer ausgefeilten Lichtregie und klug eingesetzten Videosequenzen verstärkt er jede Emotion und hält mühelos die Spannung bis zum dramatischen Finale. Allen drei Darstellern gelingen intensive Psychogramme. Jeder verdrängt, träumt, hofft und bleibt mit seinem Schicksal allein.
Recklinghäuser Zeitung
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Der Beifall für das vergnügliche - und very britische - Stück aus der Feder des Engländers Michael Frayn hielt lange, sehr lange an. Es war Belohnung für eine gelungene Premiere, für hervorragende Unterhaltung, der es trotz allem Klamauk nicht an Tiefsinn mangelt. "D‘r nackte Wahnsinn" ist eine Abrechnung mit dem Komödiengenre, aber eben auch eine Hommage an dasselbe. Egal, ob Sie Verwirr- und Verwechslungskomödien lieben oder has-sen – in beiden Fällen ist das Lindenhof-Stück ein Muss.
Hohenzollerische Zeitung
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Siegfried Bührs Inszenierung findet von Anfang an für seine Schauspielschar das richtige Tempo und Timing. Es ist eine Wonne, ihr dabei zuzusehen, wie sie zwischen Tür und Angel, zwischen Patzer und Hänger leichtsinnig-präzise auf Deubel oder Witz komm raus agiert.“
Schwäbisches Tagblatt
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Die Backstage-Farce wird zum Feuerwerk der Gags und Verwirrungen, und weil es hinter der Bühne heißt „Noises Off“ – Ruhe Bitte! – laufen die neun Darsteller ohne Dialoge, sondern nur mit Ihrer Mimik und Gestik zur Höchstform auf. Das Publikum wird diese Komödie lieben
Zollernalb-Bote
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Unter der Regie von Siegfried Bühr nahm das neunköpfige Ensemble unverzagt sein eigenes Theater-Metier auseinander – mit dem erstaunlichen Ergebnis, dass je länger sich die Schauspieler blamierten, man sie umso mehr ins Herz schloss. Die perfekte Choreografie des Scheitern ist ein blitzblankes Vergnügen umso mehr als das fabelhafte Lindenhof-Ensemble die Katastrophen ernsthaft, ohne die Mienen zu verziehen, vollstreckt. Und so geht eine Theater-Farce ab, die den Witz mehrschichtig in die Höhe treibt – und das Publikum in Lachkrämpfe.
Reutlinger Generalanzeiger
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Ein wirklich sehr lustiger, deshalb auch heftigst beklatschter , permanent sich steigernder Sketch mit superhoher Gagdichte und bombigen Einfällen. Ein bisschen wie Dick und Doof bei den Monty Pythons. Und einem überraschenden Schluss.
Hohenzollerische Zeitung