nach der Erzählung, Motiven und Gedichten des Franz von Kobell
Der Brandner Kaspar überlistet den Tod. Als der „Boanlkramer“ kommt, um ihn zu holen, macht er ihn mit Kirschgeist betrunken und schwindelt ihm beim Kartenspiel einige weitere Lebensjahre ab. Die Sache wird jedoch im Himmel bekannt. Der Tod wird zu Petrus zitiert und dazu verdonnert, den Brandner unverzüglich abzuholen. Ein Blick ins Paradies lässt diesen schließlich einwilligen. Bei der Verhandlung über Brandners Missetaten tritt der Erzengel Michael als Kläger auf, ist er doch sauer, dass Kartenspielen und Alkohol im Himmel verboten sind, seit sich der Tod vom Brandner hat überlisten lassen. Doch die ewige Trinität, herzhaft amüsiert über die Schlitzohrigkeit des Brandner Kaspars, hat diesem längst verziehen.
Ursprünglich eine literarische Figur aus einer Kurzgeschichte (1871) wurde der „Brandner Kaspar“ mehrfach fürs Theater adaptiert. Die 1975 entstandene Fassung von Kurt Wilhelm wurde im Münchner Residenztheater schon über 1000 Mal gespielt und im Münchner Volkstheater steht das Stück in einer Inszenierung von Christian Stückl seit 2005 auf dem Spielplan. Unter dem Titel „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“ kam 2008 eine Verfilmung des Stoffes mit Michael Bully Herbig und Franz Xaver Kroetz in die deutschen Kinos.
Pressestimmen
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Das Wundersame an dieser Aufführung ist der arme Teufel, der den Brandner Kaspar ins Jenseits befördern soll. Oliver Moumouris gibt den Boanlkramer als verlorenen Außenseiter, als nestroyhaften Randexistenzialisten, als Teufelskreisler-Kapellmeister. Eine Entdeckung.
Schwäbisches Tagblatt / SÜDWEST PRESSE
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Der Brandner Kaspar ist auch eine tragische Gestalt. Stefan Hallmayer spielt diesen Anteil des in die Jahre gekommenen Taktierers und Teufelspaktierers mit verzweifelter Bitterkeit (...) Sein Gegenspieler ist der Boanlkramer und mit Oliver Moumouris sensationell gut besetzt: Ein halbgarer Teufelsbraten; das Mienenspiel eines herzleidenden Kapuzineräffchen verbirgt nur notdürftig, wie gerne er selbst einer von denen wäre, die er holen muss. Zarte Zwischentöne und ein Schauspieler, der den Tod als heillos verlorene Seele für sich entdeckt. Der Boanlkramer allein wäre schon eine Reise nach Melchingen wert.
Schwäbisches Tagblatt
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Regisseur Biermeier stellt das alles so prall und derb wie eine Mischung aus Jahrmarktrevue und Bauernschwank auf die Bühne. Die Figuren sind lustvoll zugespitzt und mit grellen Konturen gezeichnet. Das ist eben der Clou seiner Inszenierung: dass genau in dieser Rahmung von Schwank und Scherz jene existenziellen Momente umso drängender hervortreten (...) Den Brandner Kaspar macht Stefan Hallmayer zu einer großartigen Identifikati-onsfigur. Sein Wille, zu leben und seine unbändige Energie sind ebenso glaubhaft wie seine Selbstzweifel. Ihm gelingt es berührend, die schwierige Balance zwischen der prallen Type und den tieferen Schichten seiner Figur zu halten (...) Die von den Akteuren live gespielte Musik von Sebastian Herzfeld vermittelt zwischen Komik und Tragik und verleiht dem augenzwinkernden Blick auf Leben und Tod greifbare Sinnlichkeit.
Reutlinger Generalanzeiger
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Gehören Sie auch zu denjenigen, die glauben, ein klassischer Volkstheaterstoff könne allenfalls lustig, aber selten anspruchsvoll sein? Dann sollten Sie ins Theater Lindenhof gehen und sich eines Besseren belehren lassen. Denn Christoph Biermeiers Inszenierung nach der berühmten bayrischen Theaterfassung von Kurt Wilhelm weist weit über pures Lachtheater hinaus. Sie breitet eine groteske Handlung aus, überzeugt durch charmant-direkte Anspielungen und schwäbischen Wortwitz und hält über die Spieldauer von mehr als zwei Stunden die Spannung. Die starken Regieeinfälle wie die Zeitlupenszenen im Hintergrund, die urwüchsigen Musikeinlagen oder zwischen Himmel und Erde wechselnde Bühnenbild sind einfach und doch genial gemacht.
Reutlinger Nachrichten