Weil es das Theater Lindenhof ist…
… ist Teamgeist der Schlüssel zum Werkzeugkasten der Techniker*innen
Von Nora Plemper
Ein Schraubenzieher, ein Handy, eine Brotdose, eine Bierflasche. Was haben diese Gegenstände gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht sonderlich viel. Es sind alles Dinge, die man aus dem Alltag kennt – aber darüber hinaus? Wo ist ihre Verbindung zueinander und vor allem: In welchem Zusammenhang stehen sie mit dem Theater Lindenhof?
Diese Gegenstände repräsentieren die Grundausstattung der Techniker*innen am Lindenhof. Werkzeug erwartet man, aber erst der Teamgeist macht den Werkzeugkasten der Technikabteilung komplett. Kollegialität, als Team arbeiten und für die anderen mitdenken, das sind zentrale Elemente ihres Arbeitsalltags. Dadurch wird die Technik zu einer Gruppe mit eigenen Werten und Normen, mit geteilten Erfahrungen und gemeinsamen Sichtweisen.
Wie äußert sich dies konkret im Arbeitsalltag? Ob beim Bauen in der Werkstatt, beim Verladen des Bühnenbildes in den LKW oder dem Aufbau der Bühne – bei der Arbeit der Technik ist stets Zusammenarbeit gefragt. Die Handgriffe sind aufeinander abgestimmt und routiniert. Man weiß, auf die Anderen ist Verlass. Auch wer seinen freien Tag hat, ist für das Team per Handy erreichbar. Gemeinsam werden aufwendige Bühnenbilder ausgetüftelt, mit Licht und Schatten Stimmungen auf die Bühne gezaubert und spontan improvisiert, wenn Budget und Zeit zu knapp sind.
Das Team ist mit seiner Arbeit unverzichtbarer Teil des Theaters. „Ohne Schauspiel gäbe es kein Theater, ohne Techniker aber auch nicht“, betont Techniker Mike Michelus. Abseits des Rampenlichts ermöglichen sie es den Schauspielenden, Geschichten zu erzählen: „Und eigentlich sind wir so wie Wühlmäuse, oder? Wir kommen so aus unseren Löchern, wusel, wusel, und wenn die Kunst kommt, gehen wir wieder ganz schnell zurück und dann können die ihre Kunst machen und danach wird wieder gewuselt.“ (Mike Michelus)
Geprägt ist das Selbstverständnis des Technik-Teams auch durch ihr distanziertes Verhältnis zu Technikabteilungen staatlich finanzierter Theater. Diese Theater verfügen über ein größeres Budget und mehr Personal, die Technikabteilung ist vielfach untergegliedert, die getrennt voneinander arbeiten. Kollegialität und Teamgeist sind aus Sicht der Lindenhof-Technik daher eher selten vorzufinden. In vielen Anekdoten wird dieser Kontrast herausgestellt und betont. So festigt sich intern die Wichtigkeit des eigenen Zusammenhalts.
Nicht nur bei den Arbeitsabläufen, ebenso in den Pausen bilden sie ein Team. Gemeinschaftlich wird der Frühstückskaffee getrunken und zur Mittagspause die Brotdose in kollegialer Runde hervorgeholt. Dieses Gruppengefüge schweißt auch privat zusammen: Nach Feierabend bleibt man deshalb schon mal auf ein gemeinsames Bier und schmiedet Pläne für einen Grillabend. So entstehen mit Teamgeist und technischer Expertise die raffinierten Bühnenaufbauten und überraschenden Effekte – vom leibhaftigen Traktor auf der Bühne bis zu waghalsigen Konstruktionen hoch oben in den Bäumen der Tübinger Neckarinsel.