Zwei Schwaben im Element

Zehn Jahre lang tourten Bernhard Hurm und Berthold Biesinger als Joseph und Robert durch die schwäbischen Lande und begeisterten (fast) Millionen mit ihrer heiteren Schwabenkunde und dem Nachfolger „Spätzle mit Soß – Nachschlag!“ Mit dem Bestof präsentiert das Duo nun die Filetstücke der Programme. Dabei bewegen sich die zwei Mundartexperten spielend durch die schwäbische Literatur- und Kulturlandschaft und heben für Sie verborgene Schätze. Unter anderem Texte und Szenen von Manfred Hepperle, Helmut Pfisterer, Sebastian Blau… Traumwandlerisch wechseln sie von der einen in die nächste Rolle und tauchen ein in schwäbische Spitzfindigkeiten um schlussendlich ihre persönlichen Lieblingsnummern gebührend zu feiern.

Eine Produktion mit freundlicher Unterstützung von ALB-GOLD – Heimat von Spätzle und Nudeln.

Szenische Einrichtung: Gerd Plankenhorn
Musik: Wolfram Karrer
Mit: Berthold Biesinger, Bernhard Hurm
Dauer: ca. 90 Minuten inkl. Eine Pause
Premiere: 07.09.2024, Melchingen

Pressestimmen

  • Für Comedy ist das viel zu poetisch, für Kabarett viel zu philosophisch und für Hochdeutsche natürlich viel zu schwäbisch – obwohl man auch das Oettinger’sche Honoratioren-Schwäbisch beherrscht oder gar den englischen Neusprech all der Wichtigtuer und hier und da Häppchen von Hochsprache einflicht. Sie stehen auf den starken Schultern eines Sebastian Blau oder eines Thaddäus Troll, vielleicht auch eines Willy Reichert oder anderer Texter, und schauen auf „ihr Sach“ herab, ihre so grobe und derbe wie feine und zarte Sprache, auch auf die Lebensart der Schwaben samt allen ihren gewiss nicht nur frei erfundenen Schrullen und Klischees. Von „d’r Alb ra“ schauen sie mit stillem Stolz auch in die Ebene, auf die Niederungen der weiten Welt herab, auf den „halben Globus“, der sich um die unverrückbare Achse der Heimat dreht. Übermütig abgedreht kommt eine Wortspielerei um die „Henna do henna“ und ihren „Gockeler do dussa“ daher, fast sentimental besingen sie die rauh verschneite Alb und die Wonnen des warmen Federbetts, das Schätzle im Arm, in einem „Winterlied“. Und der hohl eitle Heimatdichter Schäfer wird mit seiner „Ode an den Wald“ oder seiner absolut wortgetreuen Übertragung von Schillers „Glocke“ ohne viel Federlesens und ohne große Worte abgefertigt, ganz lakonisch, ja geradezu maulfaul treffsicher. Mit einem Appell an den Mut zum Faulenzen bei all dem Schaffen und Sparen, zum „au no lääba!“ zwecks dem letzten „Hemmad“, dem bekanntlich die Taschen fehlen, beschließt das Duo unter höchst spendablem Beifall die erste Hälfte. Ein paar gebrochene Idyllen um Schleichwege, Feldkreuze und Herbstnachmittage zeigen nach der Pause den ganzen Reichtum, die Nuancen, Farben, Schattierungen und die Melodik des Dialekts. Dem Duckmäuser wird ein Denkmal gesetzt, und selbstverständlich geht es auch mal robust und gröber zur Sache. Nicht einmal bruddelnd oder scheltend, sondern manchmal auch in schierer schwäbischer Daseinsfreude: „an Granada-Schlag Spätzle mit on ohne Soß‘ uff oin Schlag – obacha!“ (Martin Bernklau) Online abrufbar: cul-tu-re.de
    Cul-tu-re.de, 8.9.2024
  • Robert und Josef, wie die Bühnenfiguren heißen, tauschen sich beim durchsichtigen, zuletzt grünen Most über Wehwehchen aus und kommentieren hintersinnig die Zeitläufe. Sie sinnieren darüber, dass der Dialekt bereits auf dem Rathaus angekommen sei. Liebevoll zerpflückt das Duo französische Lehnwörter wie Trottoir und Souterrain. Schwäbische Erfindungen werden gewürdigt, Geistesblitze prasseln ohne Verhaspler. Es wird zitiert und gesungen: Texte und Szenen von Manfred Hepperle, Helmut Pfisterer, Sebastian Blau. Ein herzerwärmendes „Winterlied eines schwäbischen Bauernjungen“, im zweiten Teil eine Moritat vom Feldkreuz. Die beiden Erzkomödianten spaßen über schwäbische Ordnungsliebe, über „Sotte und Sotte“, zitieren Unsinns-Poesie herbei. Nach einem finalen Schwabenrap Arm in Arm zum Mitsingen erklatscht sich das Publikum eine Zugabe. (Matthias Reichert)
    Schwäbisches Tagblatt, 10.09.2024
  • „Die Schwaben wussten schon immer, dass im Orgeln ihrer Nasale und im Brodeln ihrer Konsonanten eine tiefere Wahrheit verborgen liegt. Diese herauszukitzeln, war von Anfang an eine Kernkompetenz der Lindenhöfler. Bernhard Hurm und Uwe Zellmer haben diese Kunst als Duo zum Kult erhoben. Später waren Hurm und Berthold Biesinger die pointenstarken Pfadfinder durch den Dschungel des Südwestidioms. (..) Es blieben wenige Augen trocken bei der Premiere am Samstagabend in der Melchinger Theaterscheuer. Nicht nur die T-Shirts sind knallfarbig – grün für Biesinger alias Joseph, Pink für Hurm alias Robert. Auch sonst ist das Programm in der szenischen Einrichtung von Gerd Plankenhorn witzig, bunt, skurril. Das Alberne und das Tiefsinnige sind dabei oft zwei Seiten derselben Medaille. Genau dafür sind die Spitzfindigkeiten des schwäbischen Dialekts der richtige Türöffner. (…) Schwäbisch kann auch eine ganz eigene Poesie entfalten. Oder garstig satirisch sein. Die beiden Mimen geben alles, um Witz und Sprachkomik des Schwabentums zu entfalten. Bis hin zur akrobatischen Yoga-Übung auf dem Wirtshaushocker. Die Texte, Lieder und Szenen von Sebastian Blau bis Walle Sayer, von Helmut Pfisterer bis Uli Keuler, Manfred Hepperle, Peter Schlack und Andrea Noll – sie wirken frischer denn je.  (Armin Knauer)
    Reutlinger Generalanzeiger, 10.09.2024