THEATER LINDENHOF – eine lebendige Beziehung zwischen Mensch und Raum
So formulierten die Gründer 1981 den Traum von ihrem Theater. 1981 kaufte die Gruppe theaterbegeisterter junger Menschen das Gasthaus Lindenhof mit anliegender Scheune. In der 960-Seelen-Gemeinde Melchingen auf der Schwäbischen Alb wollten sie ihren Traum von einem eigenen Theater verwirklichen. Aus der Initiative und dem Engagement von ein paar Theaterbesessenen wurde eine bekannte Theaterinstitution.
Von 2016 bis 2019 wurde das Theaterhaus umfassend saniert und erweitert. Der besondere Charme, insbesondere der Theaterscheune, blieb dabei erhalten. Ansonsten verfügt das Haus nun über alles, was man von einem professionellen Theaterbetrieb erwartet, wie Energieeffizienz und einem barrierefreien Zugang zu allen Spielstätten. Die Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema. Das Theater bezieht Ökostrom und heizt mit Pellets, die Beleuchtung wurde auf LED-Technik umgestellt. Seit der Spielzeit 2022 kooperiert das Theater mit teilAuto und leiht sich jeweils die passenden Fahrzeuge für die Fahrten zu Gastspielen.
Wir führen Klimabilanz: Seit der Spielzeit 2022/23 ist das Theater Lindenhof Teil des Projekts der Klimaschutzstiftung Baden-Württemberg, in dessen Rahmen zehn ausgewählte Kulturinstitutionen beim Wandel hin zu einer klimaneutralen Betriebsweise begleitet werden.
Im Rahmen des Förderprojekts der Kulturstiftung des Bundes „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“, das 2015 startete und die Transformation von Kulturinstitutionen in ländlichen Räumen zum Thema hatte, konnte das Theater Lindenhof eine Vielzahl an Ideen in unterschiedlichen Formaten realisieren, wie die Erweiterung des Kartenbüros zur Touristinfo, die Einführung eines Erzählcafés, ein Friseursalon in der Theatergarderobe und den Theaterspielclub.
Fernab der Metropolen ist dieses Theater zum Inbegriff für ein besonderes Heimattheater geworden, ein Resonanzraum für lokale Geschichte und Geschichten, das den kritischen Diskurs globaler Themen nicht scheut. Auf die Bühne kommen bekannte Klassiker ebenso wie schwäbische Kleinkunst oder eigene Stücke. Vom Wohnzimmertheater bis zu groß angelegten Bürgertheaterprojekten und Freilichtinszenierungen: Kein Format ist den Theatermachern fremd, kein Spielort unmöglich.
Es zieht Publikum aus ganz Baden-Württemberg nach Melchingen und das Theater zieht mit seinem Gastspielrepertoire durch ganz Baden-Württemberg – und darüber hinaus. Auch auf Theaterfestivals in Hamburg und Recklinghausen ist der Lindenhof ein geschätzter Gast.
Für ihre Inszenierungen erhielten die Theatermacher schon eine Reihe von Auszeichnungen: Den Volkstheaterpreis des Landes Baden-Württemberg, den Theaterpreis der Stuttgarter Zeitung, den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Tübingen und den Kleinkunstpreis des Landes Baden-Württemberg. 2014 erhältlt das Theater Lindenhof aus der Hand der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Frau Monika Grütters, den BKM-Preis für kulturelle Bildung 2014 für das Projekt:
»Ein Dorf im Widerstand«. Konzertiertes Spiel zum Mössinger Generalstreik 1933.
»Dieser Preis ist eine Bestätigung für die erfolgreiche Arbeit des Theaters Lindenhof, das mit enormer Kreativität ein neues Verständnis von Volkstheater geschaffen und einen veränderten Blick auf dieses Genre ermöglicht hat.« (Jürgen Walter, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst BW).
Drei Mal wurden Inszenierungen mit dem Monica-Bleibtreu-Preis der Privattheatertage Hamburg ausgezeichnet: 2014 „Homo Faber“, 2019 die Produktion „Chaim & Adolf“ und 2023 die Inszenierung von „Woyzeck“.
2021 erhält der Lindenhof für das alle vier Jahre unter der Regie des Theaters stattfindende Stettener Sommertheater, ein Bürgertheaterprojekt in Stetten am kalten Markt, bei dem fast ein ganzes Dorf mit auf der Bühne steht, den Landesamateurtheaterpreis Baden-Württemberg und 2022 den Kulturpreis des Landkreises Sigmaringen.
Ebenso erhält das Theater, das seit 2020 das Kartenbüro um den Service einer Touristinfo erweitert hat, 2022 den Löwenmensch-Award, der herausragende innovative touristische Projekte auf der Schwäbischen Alb auszeichnet.
Das Theater Lindenhof ist seiner Rechtsform nach seit dem 1. Januar 2011 eine Stiftung und wird vom Land Baden-Württemberg, den Landkreisen Zollernalb, Reutlingen, Tübingen und von der Sitzgemeinde Burladingen sowie rund zwanzig Partnerstädten aus dem ganzen Land unterstützt. Für die Partnerstädte erarbeitet das Theater unter Einbeziehung von Ressourcen vor Ort außergewöhnliche künstlerische und zum Teil spektakuläre Theaterereignisse mit professionellem Anspruch. Dabei ist das Theater auch Partner über die Kunst hinaus: Im Organisatorischen, in der Werbung, im Kartenverkauf und bei Genehmigungsverfahren.
Das Theater Lindenhof führt jährlich rund 350 Veranstaltungen durch – davon über 200 in Burladingen-Melchingen und 120 an Gastspielorten in ganz Baden-Württemberg, aber auch überregional in München, Hamburg, Berlin oder Recklinghausen. Damit haben sich die Theatermacher den in Deutschland einzigartigen Förderstatus „Regionaltheater“ erspielt. Mit seinen Aufführungen erreicht das Theater jährlich 45.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, davon 20.000 allein in Melchingen.
„Es tut mir leid, das zu schreiben, aber bis vorgestern wusste ich nicht, dass es Melchingen gibt. Es ist ein Dorf auf der Schwäbischen Alb mit 970 Einwohnern. Und einem Theater. (…) Und eines muss man vorweg sagen: Solange es solche Theater gibt, ist Deutschland nicht verloren. (…) Ein Text zum Nachdenken, toll inszeniert und einfach erzählt. »Homo Faber« aus Melchingen überzeugt bei Privattheatertagen.“ (Armgard Seegers Hamburger Abendblatt 26.06.2014)