„Der in London geborene Autor und Regisseur Marc von Henning erzählt von Verwandlung. Als Ort dafür hat er das Theater selbst gewählt. Während er im ersten Teil die Situation hinter der Bühne zeigt, die Realität der Schauspielerinnen und Schauspieler, blickt man in er zweiten Hälfte des Abends auf das parallel ablaufende Show- beziehungsweise Bühnengeschehen. Wobei das Spiel nach der Pause ein poetisch-clowneskes ist. Dem absurden Theater oft näher als dem Tingeltangel, der Komödie oder Tragödie. Ein Theater weitgehend wortloser Verzauberung, kindlichen Staunens, von Komik und Empathie. Verwandlung ist im Theater grundsätzlicher Teil jeder Aufführung. Der erste Teil von „Von Schmetterlingen und Steckenpferden“ zeigt das. Immer wieder sieht man die sieben Spielerinnen und Spieler, die im Wechsel die hinter der Bühnenrückwand behauptete Bühne betreten, vor oder nach einem Auftritt durch ein Guckloch auf die Bühne und Publikumsraum blicken. Sie necken und nerven einander, träumen sich weg, suchen die Umarmung des anderen oder entlieben sich. Bethold Biesinger gibt als Michel den Zyniker hinter der Bühne. Nach der Pause sieht man ihn als Clown, von dem eine kindliche Unbefangenheit und zarte Poesie ausgeht. Er ist da im Schillerschen Sinne „ganz Mensch“, weil er der Möglichkeit, der Fantasie, dem Wachsen im und am Augenblick Raum gibt. Das Publikum einbindet in seine Welt der Vorstellungskraft. Ebenso wie Franz Xaver Ott als Bruno, der Schmetterlinge über sich in der Luft oder im Publikum entdeckt, die augenscheinlich gar nicht da sind. Schließlich wird Bruno auf der Bühne selbst zum Schmetterling. Für sein Kostüm (verantwortlich: Katharina Müller) hat es schon vor der Pause bereits Szenenapplaus gegeben. Linda Schlepps bringt als Amelie und mit Flügeln und Hermes-Kappe versehenes Nummerngirl immer neue Versuchsanordnungen auf die Bühne, die den Menschen und seine von Wechselfällen geprägte Existenz spiegeln. Dazu gehört auch das Steckenpferde-Rennen aller. Auf der Theaterbühne gehen die Kinderspielzeuge teils mit ihren Reitern durch, kämpfen die Reiterinnen und Reiter verbissen um den Sieg, leidet man als Zuschauer mit, wenn eines der Steckenpferde kaputtgeht. Und ist überrascht, wenn eine Reiterin plötzlich wie ein Pferd wiehert.“ (Christoph B. Ströhle)