Stubenoper – Gesänge in einer sterbenden Sprache
Von Georg Ringsgwandl
Der Hof, der noch vor kurzem Zentrum des Lebens und die Garantie der Existenz war, zerfällt immer mehr. Und auch die Mutter baut ständig ab. Ist sie dement – oder tut sie nur so? Sohn, Tochter und Schwiegersohn sollten sich kümmern, haben aber keine Zeit. Tochter Gerlinde ist als Lehrerin im Schulbetrieb eingespannt, ihr Mann, Leiter der Naturschutzbehörde, ist wegen eines Burnouts nicht belastbar und der Sohn Rupert ist als Manager dauernd unterwegs. Swetlana, eine Hilfskraft aus Ost-Europa, wir engagiert. Doch anstatt alles ins Lot zu bringen, mischt sie die Verhältnisse noch mehr auf.
Die skurrile Geschichte vom bayrischen Autor und Musikkabarettisten Georg Ringsgwandl spielt auf einem kleinen Hof und verhandelt doch die große Welt. Auf pointierte und hintersinnige Weise werden uns die Widersprüchlichkeiten unseres modernen Lebens zwischen Selbstverwirklichung und Burnout vor Augen geführt.
Witzig. Musikalisch. Absurd.
Das 2012 uraufgeführte Volksstück ist in Bayrischer Sprache verfasst. Am Theater Lindenhof ist es in einer Schwäbischen Fassung zu sehen.
Pressestimmen
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„Aus der düsteren Thematik wird im Melchinger Theater Lindenhof ein schräger und äußerst vergnüglicher Abend. Da wird eifrig gestritten und gesungen, schön schräge Arien mit aufregender, prägnanter Instrumentalmusik, gespielt von Bernhard Mohl und Erwin Rehling. Herrlich anzuhören ist es, wie Berthold Biesinger ein Loblied auf alte Traditionsnamen wie Finsterwalder und Lettenbauer schmettert. Die Familie: ein Klischee-Kabinett und doch ein gültiges Abbild von Gegenwart. Spannend bis zur letzten Minute ist die Stubenoper, und gegen Ende wird sie turbulent: Lustvoll spielt man gegen Klischees an, Ringsgwandl spottet über deutsche Gegenwartsmenschen, über ihren Moralismus und ihre Amoral, und das mit viel Witz und Überdrehung." (Cord Beintmann)
Stuttgarter Zeitung, 20.05.2017
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„Die Stubenoper, von Ringsgwandl im südostbayerischen Dialekt seiner Kindheit verfasst, klingt im Theater Lindenhof schwäbisch. Franz Xaver Ott hat in seiner Übertragung authentische, kraftvolle Sprachbilder gefunden, die sich mit der von Thomas Unruh arrangierten Musik reizvoll verbinden. Unruh hat mit zwei Vollblutmusikern gearbeitet: Bernhard Mohl und Erwin Rehling. Der musikalische Stilmix, den die beiden im hinteren, leicht erhöhten Teil der Bühne bieten, groovt, lässt mal Stubenmusik mit »Zwiefachem«, Polka und Ländler, mal den Blues in den Vordergrund treten oder atmosphärisch mitschwingen. Auch die Schauspieler lassen sich nicht lumpen, greifen zu Klarinette, Posaune, Akkordeon oder Ukulele. So mancher Song in der knapp zweistündigen Aufführung hat Ohrwurm-Qualitäten. Psychologische Tiefe in der Charakterzeichnung darf man nicht erwarten. Dafür nimmt das Stück mit seiner Scheinheiligkeit in Familie, Gesellschaft und Wirtschaft demaskierenden Spottlust für sich ein. Etwas von »Wie wollen wir leben?« und »Warum tun wir es nicht?« steckt in Georg Ringsgwandls Stubenoper. Vor allem aber ist »Der verreckte Hof« ein unterhaltsames Mit- und Nebeneinander von deftigem Volkstheater, schräger Gegenwartsbetrachtung, skurrilen Gesangsnummern, Absurdität und aufblitzendem Hintersinn.“ (Christoph B. Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 20.05.2017
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„Das könnte der Theaterrenner der Saison werden: Unter den Fittichen von Christoph Biermeier und mit der Stubenoper „Der verreckte Hof – Gesänge in einer sterbenden Sprache“ von Georg Ringsgwandl läuft das Ensemble des Melchinger Lindenhofs zu neuer Höchstleistung auf. Die Schauspieler singen, tanzen, musizieren und schlüpfen – zum Teil im Sekundentakt – in verschiedene Rollen. Geschwisterkonflikte brechen auf und werden durcheinandergewirbelt von der osteuropäischen Hilfskraft Svetlana, die sexy und herrlich lasziv über den Hof und durch die gute Stube stolziert. Es ist die bisher wohl stärkste Rolle Kathrin Kestlers am Lindenhof. Wie sie den slawischen Dialekt mit Gesang und ausgefeilter Körpersprache verbindet, wie sich Kestler und Schlepps, die gewohnt ausdrucksstark die wütend-verbitterte Rivalin Gerlinde gibt, aneinander steigern und dabei auch noch in die Rolle der Mutter schlüpfen – dass sie zusammen mit dem Rest des Ensembles mal alles zeigen können, was da an Tempo, Takt und Tanz in ihnen steckt, ist wohl auch einem hartnäckig arbeitendem Regisseur Biermeier zu verdanken. Der hat zusammen mit Ott die Sprache und Komik des bayerischen Anarcho-Barden, Stücke- und Songschreibers Georg Ringswandl heraus- und die ganz aktuellen Konflikte noch einmal zugespitzt hineingearbeitet. Da geht es um Leistungsverdichtung und Entfremdung, um Werte, Wandel, das Weggehen und die Wurzeln in der Heimat, um Rückbesinnung und Fortschritt. Und das alles mit viel Humor, der begeistert und bis zum Ende fesselt.“ (Erika Rapthel-Kieser)
Schwarzwälder Bote, 19.05.2017
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"Der verreckte Hof hatte erst vor wenigen Jahren Uraufführung, wird seither aber recht munter landauf, landab gespielt. Ja, aber noch nie so, dass jeder der vier Schauspieler im fliegenden Wechsel die Hauptfigur stiftet! So kommt es gelegentlich zu interessanten Rollenüberblendungen. Das schräge der Biermeier-Inszenierung trifft genau. Mehr Bedeutung, mehr Ernst ohne die schützende Schale der Bauernklamotte hätte dieses Stück ähnlich zerstört wie die heutige Welt den traditionellen Hof. Die Songtexte führen nochmal im Kern vor, was die gesamte Stücksprache auszeichnet: Spielerisch, roh, manchmal knapp daneben holpernd, irgendwie hingeschustert, was die Sache so lebendig wie eben frisch improvisiert klingen lässt. Thomas Unruh schafft den ein oder anderen Chorgesang, der wie eine schöne, vorrübergehende Lichtstimmung über die Inszenierung huscht. Irgendwo zwischen Programmmusik, Moritaten, Blues und Volksmusik. Der Bayer Christoph Biermeier hat das rechte Gespür für den Bayer Georg Ringsgwandl: In lustiger, frecher Schwank, knallvoll mit Moral, aber ohne je damit hausieren zu gehen“. (Peter Ertle)
Schwäbisches Tagblatt, 20.05.2017
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„Es ist ein Stück wie gemacht für den Lindenhof, der mit dieser Inszenierung eine schwäbische Fassung des Ringsgwandl-Werkesauf die Bühne bringt. Auf dem Hof herrschen Geld- und Nachfolgernot, Chaos und hysterische Hektik neben einem sehr unterhaltsamen Durcheinander an Musik- und Theatergenres – alles zwischen Ländler, Volksoper und Blues, Komödienstadl, Kabarett und Drama mischt sich da. Mit dem Stück führt der Lindenhof ein Panoptikum absurd-alltäglicher Figuren vor. Sie (sprech)singen und musizieren ihren Daseins- und Financial-Blues, ihre Jammer-Walzer und Unglücksmärsche, ihre Sentimentals und Trauerfolklore, was das Zeug hält. Am Schluss gab’s dann sehr viel Applaus“. (Kathrin Kipp)
Reutlinger Nachrichten, 20.05.2017